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Yamaha HS50M Test

PRAXIS

Ich nehme wieder einmal Platz in meiner neuen Heimat, dem 1-Meter-Stereodreieck. Das mitgelieferte Handbuch erklärt übrigens recht detailliert, was es alles bei der Aufstellung von Nahfeldmonitoren zu beachten gilt, und auch die vielfältigen Anschlussszenarien werden im Einzelnen erklärt. Hier kann man eigentlich nichts falsch machen, sofern man des Englischen mächtig ist. Eine deutsche Version konnte ich nicht finden.
Aber wie klingt sie denn nun? Im Vergleich zu den anderen Teilnehmern unseres Testmarathons fällt mir sofort die zurückhaltende Bassabstimmung auf, was man auch als “schlank” bezeichnen könnte. Das bestätigt auch die Messung, die einen flachen Abfall ab 500 Hz zu den Bässen hin zeigt. Die oberen Mitten sind indes betont, Ergebnis ist ein gefälliges Klangbild. Die Stereoauflösung ist für eine kleine Box sehr gut, auch Tiefe ist da. Generell klingt alles schön „un-nervig“, was vielen gefallen wird. Stehen die Boxen auf dem Schreibtisch, ist höchstwahrscheinlich ohnehin mit einem Anstieg im Mittenbereich um die 300 Hz zu rechnen.
Als Instrumenten-Monitor an E-Pianos sowie als “Rock-Monitor” macht das durchaus Sinn. Hier geht man zwangsläufig sehr sorgfältig mit dem wichtigen Mittenband um, was wiederum eine gute Reproduktion auf den üblichen Consumer-Geräten bietet, die an dieser Stelle hörpsychologisch meist stark betont sind. Die gebotene Leistung reicht indes für den 100%igen professionellen Einsatz nicht aus, wie die deutlichen Verzerrungen der Klirrfaktorenmessung bei 90 dB SPL in 1m Abstand zeigen. Unterhalb dessen spielt sich allerdings alles im Rahmen ab, sogar die Gehäuseresonanzen halten sich in Grenzen, was auch durch den leichten Abfall zu den Bässen hin begünstigt wird.

Fotostrecke: 24 Bilder Yamaha HS50 – Übertragungsverlauf

Mir persönlich schwindet dadurch jedoch die Kontrollmöglichkeit für den Bass, was gerade bei Pop und Techno so wichtig ist. Wir erinnern uns: Ein Filter zur Bassanhebung gibt es nicht. Vielleicht sollte man in dieser Monitorfamilie mit der HS80 die Nummer größer ausprobieren. Die haben wir zwar noch nicht getestet und sie ist auch nicht in diesem Testmarathon vertreten, trotzdem folgende Informationen am Rande: Ihr Paarpreis liegt bei rund 500 Euro und demzufolge 40% über unserer Kandidatin, zeigt sich aber im allgemeinen Vergleich immer noch günstig. 
Einen “One-Size-Fits-All”-Subwoofer mit dazu passendem Leuchte-Logo hält Yamaha für beide Modelle übrigens auch parat und so präsentiert sich das dreiteilige Besteck in diesem Segment sehr kompakt. Andere Hersteller zersplittern ihr Produktangebot in diesem Genre durchaus vielfältiger, was allerdings nicht nur preisliche Nachteile hat. Im Gegenteil: Yamaha präsentiert mit der HS50 die durchaus perfekte Lösung sowohl als Rear-  als auch als Front-End im Home-Cinema-Verbund. Den angesprochenen Mittenfokus kann man dann natürlich mit den eingebauten Filtern sehr gut umgehen.
Linearer wird die Abhöre dadurch dennoch nicht, aber man sollte auch hier den Preis nicht aus den Augen verlieren und auch nicht die Tatsache, dass ihr Vorbild ebenfalls kein Präzisions-Skalpell war. Das ist zwar nicht meine, aber durchaus Geschmackssache. Gut fand ich deshalb die halbwegs akkurate grafische Darstellung des Übertragungsverlaufes, die einem die geschilderten Phänomene nicht wirklich verschweigt. Auch wenn das Ganze in der gedruckten Handbuchversion relativ klein ausgefallen ist – ein Hoch auf die Vektorgrafik des PDFs! 
Am Rande die Bemerkung das diese der NS10 ähnliche Abstimmung positive Eigenschaften bei einer Platzierung auf Console/Meterbridge aufweist. Da hierbei oftmals eine Beugung auftritt, welche zu einer Überbetonung im unteren Übertragungsbereich führt, kann man schon fast von “Kompensation” sprechen – aber eben nur in diesem Fall.

Wo man die Mittellinie ziehen müsste, um ordnungsgemäß 55 Hz als untere Grenzfrequenz angeben zu können, kann man sich mit etwas Fantasie denken. Lasst uns von 70 Hz ausgehen, denn wie aus diesem Diagramm des PDF-Manuals ersichtlich ist, wurde die untere Grenzfrequenz bei -10 dB und nicht bei den ingenieursmäßigen -3 dB gemessen. Immerhin gibt es hier aber die Angaben, wenn auch sehr “feinfühlig” versteckt. 

Im Vergleich günstiger und besser abgestimmt fand ich deshalb wieder einmal die KRK Rookit RP5 G2. Aber auch die etwa gleich teure Mackie MR5 MK2 zeigt sich klanglich nicht wirklich schlechter oder besser, wenn auch beide unterschiedliche Charakteristiken bedienen und demzufolge die Mackie mit viel mehr Bass spielt. Die Verarbeitung ist bei allen dreien in etwa identisch, die optischen Unterschiede sind Geschmackssache. Ähnliches gilt auch für die JBL LSR 2325P. Besser, weil viel günstiger, kann man nur noch die BX5A von M-Audio nennen, die im Vergleich zu den Yamahas ein echtes Schnäppchen ist. Ihr Paarpreis entspricht fast deren Stückpreis. 

Wer etwas mehr Soundqualität möchte, der sollte bei ADAMs A5X oder Artist 5 vorbeischauen. Wer einen deutlicheren Qualitätsschub erwartet, der sollte die drei Mal so teure Dynaudio BM5A a(n)visieren.

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Profilbild von ash

ash sagt:

#1 - 24.01.2014 um 18:34 Uhr

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Is there a plan to review the new Yamaha HS series, esp the HS8 ?

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