Praxis
Optik & Haptik
Ein mattschwarzes Finish ziert das solide auftretende Metallgehäuse des MG12XU, dessen Seiten von zwei (abschraubbaren) Plastikabschlüssen eingefasst sind, die bei einer Rack-Montage durch das optional erhältliche Rackmount-Kit ersetzt werden können. Das gesamte Layout des Kleinmischers entspricht gängigen Standards und ist weitestgehend am Signalfluss ausgerichtet. Die Farbgebungen der Bedienelemente sind hier nicht nur Gimmick, sondern verbessern die Übersicht und können somit den Workflow beschleunigen.
Die Verarbeitung des Yamaha Mixers liefert ein sehr ordentliches Bild ab. Auch wenn man bei diesem Verkaufspreis kein „Highend“ erwarten darf, punkten Potis, Fader, Buchsen und Anzeigen doch mit einem soliden Auftritt. Alle Regelwege bieten einen leichten Widerstand, sodass sehr gezielte Parameter-Aussteuerungen möglich sind. Die Pan- und Balance-Regler sowie die EQ-Potis verfügen über eine spürbar einrastende Mittelstellung. Kleine und große Taster, ob beleuchtet oder unbeleuchtet, rasten mit einem satten Klick ein und wirken ebenfalls grundsolide auf mich. Hier ist alles an seinem Platz, es wackelt und ruckelt nichts und dem Live-Einsatz dürfte somit nichts im Wege stehen. Auch beim Ein- und Ausstecken von Kabeln hat man nicht den Eindruck, dass sich diese unbeabsichtigt aus dem Mixer verabschieden könnten. Was mich jedoch wundert: Sowohl die eingangs- als auch die ausgangsseitigen XLR-Buchsen des MG12XU weisen keine Einrastfunktion auf.
Usability
Auspacken, anschließen, loslegen! Ganz so einfach geht es beim MG12XU nicht. Wer zuvor an Kleinmischern nicht mit Kanalzuweisungen gearbeitet hat, der sollte sich kurz die entsprechenden Abschnitte in der Bedienungsanleitung zu Gemüte führen. Hat man sich dann erst einmal daran gewöhnt, jeden Kanal zuweisen und aktivieren zu müssen, geht das Arbeiten mit dem kompakten USB-Mixer aber intuitiv von der Hand und bereitet keinerlei Probleme.
Die (nicht gerasterten) Gain-Regler ermöglichen ein recht genaues Einpegeln des jeweiligen Eingangssignals. Durch das Aktivieren der Pad-Funktion kommt es zu einer Erweiterung des möglichen Regelbereichs der Preamps. Das ist zum Anpassen der Pegel unterschiedlicher Signalquellen natürlich praktisch und wird durch den Aufdruck am Gerät wunderbar illustriert. Anders sieht es bei den Schiebereglern aus, denn rings um die Unity-Position ist der Regelbereich der Fader keineswegs so großzügig ausgelegt, dass hier „mit deutlichem Abstand“ die feinste Auflösung zu finden wäre. Gewöhnungsbedürftig finde ich zudem den Umstand, dass nur ein Send-Regler für die Zuweisung von Signalanteilen zum AUX2-Weg sowie auch zum FX-Modul bereitsteht. Somit wird man sich in der Praxis in vielen Fällen für die Aktivierung des FX-Kanals oder den Einsatz des zweiten AUX-Weges entscheiden müssen.
Der Anschluss von USB-Quellen, beispielsweise das Laptop als Aufnahme- oder Abspielgerät, sollte eigentlich mühelos gelingen. Warum die USB-Buchse allerdings am hinteren Ende des Mixers platziert ist, ist mir nicht klar, denn spätestens wenn das Mischpult mittels Rackmount-Kit in einem Rack installiert wird, dürfte dies ein ums andere Mal zu Schwierigkeiten führen.
Unter Cubase 7 auf dem PC kam es (im Gegensatz zum Mac, siehe nächster Abschnitt) zunächst leider zu einer wiederkehrenden Fehlermeldung des Treibers, was einem Test der USB-Funktionalität auf meinem Intel Quadcore im Wege stand. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei unserem MG12-Gerät jedoch um einen Prototyp, weshalb ich die USB-Integration unter Cubase für euch mit dem nächstgrößeren Seriengerät (MG16XU, gleiches USB-Interface) nachgeholt habe, bei dem sie reibungslos funktionierte: Einfach das Setup-Programm ausführen, Gerät anschließen und einschalten, fertig. So soll es sein. Der Yamaha-Mixer taucht umgehend im Gerätemanager der Systemsteuerung auf. Darüber hinaus findet sich nach erfolgreicher Installation im Systemsteuerungs-Bereich auch eine kleine Treibersoftware, mit der sich die Puffergröße und Samplerate bereits außerhalb von Cubase einrichten lassen, was bei mir Latenzzeiten von unter 6 Millisekunden ermöglicht. Beim nächsten Start fragt Cubase dann nach dem gewünschten Treiber und stellt eine Liste aller verfügbaren Geräte bereit. Nach dieser Abfrage sind die VST-Verbindungen in Cubase automatisch eingerichtet, sodass ich gleich mit der Aufnahme und Wiedergabe losgelegen kann. Hat man den Eingang der Kanäle 11/12 von Line- auf USB-Input umgeschaltet, gelangt das USB-Signal über diese Kanäle zurück in das Mischpult und kann abgehört werden. Das alles ist wunderbar einfach und klingt fantastisch.
Für den MG12XU-Check auf Apples Plattformen übergebe ich nun kurz an meinen Kollegen Peter Westermeier, um mich danach im Abschnitt “Sound” zurückzumelden.
Mac und iOS
Funktion 1 – Musikwiedergabe
Über den USB-Kanal wird Musik vom Rechner als „Pausenfüller“ oder als Playback eingespielt. Dies erfolgt über den Kanal 11/12 am Pult, an dem über den Line/USB-Switch das Audiosignal eines Rechners eingespeist wird. Easy-Peasy.
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Funktion 2 – Band-Recording
Um das Konzert oder die Performance mit dem Rechner aufzuzeichnen – dies kann von 32 bis 192 kHz bei 24 Bit erfolgen – ist lediglich ein Audioprogramm wie Wavelab, Soundforge oder auch das kostenlose Audacity hochzufahren und die Samplingfrequenz von Mixer und Projekt abzustimmen. Ein Klick auf Record hält den Stereo-Master (L/R) für die Nachwelt fest. So soll es sein.
iOS
Fehlt noch der iOS-Test, bei dem sich der Tablet/Smartphone-Newbie vielleicht zurecht als Erstes fragt, wo er denn das USB-Kabel, das aus dem Yamaha-Mixer herauskommt, einstöpseln soll. Richtig. In das optional erhältliche Camera-Connection Kit und dieses wiederum in das Apple-Device. Dann lässt sich zum einen die Musik aus iTunes oder einer Sequencer-App, eines Sampleplayers oder was man sonst gerade so braucht, durch den Kanal 11/12 auf den Master schicken. Zum anderen kann ich das Geschehen auf der Bühne natürlich auch mit einer geeigneten Recording-App, wie der im Screenshot zu sehenden Recorder Plus App, aufzeichnen. Bingo. Warum bei unserem Testgerät allerdings der Parameter-Knopf (laut Handbuch fünfmal drücken) zur alles andere als unwichtigen Abschwächung des USB-Signalpegels, diese Funktionalität verweigert, konnte ich nicht herausfinden, daher gibt es hier bis auf Weiteres einen Abzug in der B-Note.
Sound
Der Klang des Yamaha MG12XU ist wirklich gut. Da greifen die Werbeversprechen keineswegs zu hoch. Die Preamps liefern einen glasklaren Sound, der mit einem sehr geringen Rauschanteil auskommt. Der Ein-Knopf-Kompressor arbeitet erstaunlich gewandt, allerdings muss dessen Aufholverstärkung am Kanalfader ausgeglichen werden, was sich natürlich verschmerzen lässt.
Für meine Audio-Tests habe ich auf ein Shure SM58 zurückgegriffen, das man wohl im Live-Betrieb getrost als Standard im Bereich der dynamischen Hand-Mikros bezeichnen darf. Mithilfe der PFL-Funktion und dem ausreichend fein auflösenden Level-Meter lässt sich das Signal kinderleicht einpegeln. Das Soundergebnis ist, wie bereits angesprochen, kristallklar und macht einen „teuren“ Eindruck, wie man so schön sagt. Der dreibandige Festfrequenz-EQ arbeitet zuverlässig und wenig spektakulär. Seine Eckdaten bewegen sich im typischen Bereich für Mixer dieser Größenordnung und Preisklasse. Das zusätzlich hinzuschaltbare Hochpassfilter (HPF) verrichtet seinen Dienst optimal und hilft, Signale deutlich zu „entmulmen“. Die nachfolgenden Audiobeispiele sind deshalb mit aktiviertem Hochpassfilter aufgezeichnet worden.
In der reichhaltig ausgestatteten Effektabteilung des MG12XU kann ich wirklich aus den Vollen schöpfen, wobei Erwähnung finden muss, dass lediglich ein Effekt aktiv sein kann, der dann von den einzelnen Kanälen aus mit Send-Signalen versorgt wird. Und das sind die Programme im Einzelnen:
- REV HALL 1
- REV HALL 2
- REV ROOM 1
- REV ROOM 2
- REV STAGE 1
- REV STAGE 2
- REV PLATE
- DRUM AMB
- EARLY REF
- GATE REVERB
- SINGING DELAY
- DELAY
- VOCAL ECHO
- KARAOKE
- PHASER
- FLANGER
- CHORUS 1
- CHORUS 2
- SYMPHONIC
- TREMOLO
- AUTO WAH
- RADIO VOICE
- DISTORTION
- PITCH CHANGE
Die Bedienung des Effektbereichs ist denkbar einfach und das Einrichten des jeweils zentralen Effektparameters gelingt mühelos. Hier wäre es natürlich wünschenswert, wenn es auf einen Blick mehr Infos über den Parameter und seinen je aktuellen Wert geben würde. Aber das lässt sich verschmerzen, denn klanglich kann mich die Effektsektion durchaus überzeugen. Die relativ große Auswahl an Hallräumen, Delays und Modulationseffekten machen es zum Kinderspiel, Musiksignalen mehr Räumlichkeit beziehungsweise Tiefe zu verleihen.