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Das Yamaha Oak Custom Drumset gehört mittlerweile zu den Klassikern des Trommelbaus. Populär wurde es bereits vor etwas über einem Jahrzehnt, als durchweg perfekte Verarbeitung noch als Privileg hochpreisiger Drumsets galt. Natürlich war das Oak Custom Set kein Pionier des modernen Trommelbaus, aber immerhin Teil der Revolution, die dazu geführt hat, dass Trommeln zeitgenössischer Produktion durchweg makellos verarbeitet sind, seriengetreu „gleich“ klingen und für ein großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis stehen.
Könnten H.H. Slingerland oder William F. Ludwig einen Blick auf eine aktuelle Trommelfertigung werfen, sie würden sich erstaunt die Augen reiben. Dass nahezu exakt gleichklingende Instrumente derart konstant hergestellt werden können, wäre für diese Herren unvorstellbar gewesen. Eine der großen Errungenschaften von Yamaha in diesem Zusammenhang heißt „Air Seal System“ und kommt auch bei der Produktion des Oak Custom zum Einsatz. Dabei werden die Holzschichten unter Luftdruck miteinander verleimt und versiegelt. Die Toms und die Snare bestehen aus jeweils sechs Lagen Eiche, die Bassdrum aus sieben. Die darauf liegende Lackschicht ist sehr dünn und wirkt sich nicht sonderlich schwingungsmindernd auf den Kessel aus. Insgesamt sind die Kessel – besonders die der Toms – relativ frei schwingend konstruiert. Zum einen sind die Böckchen mit nur einer einzigen Bohrung fixiert und sitzen dabei trotzdem bombenfest. Der zweite Grund für schier endloses Sustain ist das YESS-Tom-Mount-System.
Unter diesem Namen firmiert eine Apparatur, die mit nur zwei Abstandsschrauben an der Trommel befestigt ist und ansonsten nicht mit dem Klangkörper in Berührung kommt. Das Ergebnis sind insgesamt nur circa zwei Quadratzentimeter Kesselkontakt, rekordverdächtig wenig für einen kesselmontierten Tomhalter. Na gut, die Japaner sind halt Weltmeister im Platzsparen. Das wiederum bietet für die Stimmbarkeit enorme Vorteile, denn sogar das zehn Zoll kleine Hängetom ist mit sechs Stimmschrauben ausgestattet, ohne dadurch Sustain einzubüßen. Lediglich das auch erhältliche 8 Zoll große Tom fällt da mit fünf Stimmschrauben etwas aus dem Rahmen und ist deshalb im Setup weniger empfehlenswert. Denn für korrektes und einfaches Tuning braucht man nun einmal einander gegenüberliegende Schrauben, die dann gemeinsam für ein ausgewogenes Spannungsverhältnis sorgen. Bei fünf Schrauben wird das Tuning dann zur Wissenschaft.
Auch die Gratung ist hier verbraucherfreundlich ausgeführt: Die zweite Holzlage von außen bezeichnet die Fellauflagekante, welche relativ rund gefräst ist und dem Fell eine große Auflagefläche bietet, was wiederum das Stimmen erleichtert.
Unter demselben Motto steht auch das inzwischen legendäre „Ball-Mount and Clamp“-System am Gelenkpunkt des Tom-Arms. Das Ball-Mount ist ein Kugelgelenk aus Kunststoff, das mit lediglich einer Flügelschraube für bombenfesten Halt sorgt und dem Drummer die Möglichkeit gibt, die Trommel mit einem Handgriff umzudrehen, um das Resonanzfell dann gemütlich vom Trommelsitz aus zu stimmen. Toll! Noch ein Vorteil in Sachen guter Ton sind die Remo Clear Felle, endlich eine passende Kombination aus guten Drums und guten Fellen. Gehalten werden die Batters von standardmäßig dreifach geflanschten Hoops aus Stahl. Als weitere Hardwareteile sind die Bassdrumfüße hervorzuheben, die äußerst robust sind und mit wenigen Handgriffen an die jeweilige Untergrundbeschaffenheit angepasst werden können; die Dornen lassen sich per Stimmschraubendrehung ausfahren.
Die Bassdrum selbst ist in fast allen erdenklichen Durchmessern erhältlich, jedoch immer mit der gleichen Kesseltiefe von 17 Zoll. Dass sich Yahama gerade auf diese etwas ungewöhnliche Länge festgelegt hat, wird möglicherweise als Kompromiss zwischen den typischen 16 Zoll großen Vintage Bassdrums mit ihrem satten Punch und den modernen 18 Zoll tiefen Kesseln mit ihrem wummerigen Tiefbass zu verstehen sein. Ob diese Vermutung Bestätigung findet, zeigt der Praxis-Teil.