PRAXIS
Viele professionelle Musiker legen ihren musikalischen Wirkungsbereich sehr breit an, so kann es vorkommen, dass ein Trommler von einer Probe mit seiner Hardrock-Combo direkt ins Studio fährt um für eine Jazzband Demo-Tracks aufzunehmen. Das einzige, was er dafür ändern muss, ist sein Outfit, seine Yamaha-Oak-Snare kann er für beides benutzen. Wer dem Trommler und der Snare mit der Frage nach dem Warum kommt, der erhält die Antwort: „Weil wir beide es können“. Jetzt könnte man sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass hier auf Authentizität verzichtet wird, aber genau an dieser Stelle hört Spezialisierung auf, sinnvoll zu sein. Individualität geht durch einen Allrounder wie der Yamaha Oak Custom Snare genauso schnell verloren, wie einem die Muskeln schrumpfen wenn man vergisst, seinen Spinat zu essen – nämlich gar nicht. Um noch etwas direkter auf die Fragestellungen aus dem Intro und dem Details-Teil einzugehen: Die Oak-Custom-Snare ist nicht die lauteste Snare auf dem Markt, sie ist weder ausschließlich für Metaldrummer geeignet, noch findet sie ihren größten Absatzmarkt im Jazz-Bereich. Das Geheimnis ist, dass diese Trommel einfach alles kann, wenn man sie denn richtig zu bedienen versteht.
Wer also mit kräftigen Schlägen Wut an diesem Instrument ablassen will, der bekommt von seiner Trommel als Dank eine gepfefferte Soundpeitsche um die Ohren geknallt. Das harte Eichenholz zeigt sich in so einem Fall unnachgiebig und spielt seine Stärken in den hohen und mittigen Frequenzbereichen aus. Die Teppichansprache ist durchweg top, was die Trommel dann auch für eine zarte Handhabung empfehlenswert macht.
Auch wer fein nuanciert jazzen möchte, dem steht mit der Oak-Custom-Snare eine Partnerin zur Seite, die besonders dynamisch und mit einem breiten Klangspektrum in jedes musikalische Geschehen passt. Ganz besonders hervorstechend ist das lange Sustain, welches als angenehmer Ton die Klangbasis der Trommel bildet. Dieser ist immer gut hörbar, sowohl bei bereits beschriebenen harten Gangarten als auch bei leisen Ghost-Notes. Das nimmt der Snare jegliche Zweidimensionalität und mischt sich in jeder Dynamikstufe angenehm mit dem holzigen Charakter der Eiche. Darum bedeutet laut nicht gleich unangenehm und leise nicht gleich flach – voluminös klingt dieses kleine Eichenfass auf jeden Fall. Wir haben es hier also mit einer waschechten Alleskönnerin zu tun, was aber nicht bedeuten soll, dass dies nur mit einem unscharfen Klangprofil möglich wäre. Der Sound von Eiche-Trommeln ist durchaus speziell und lässt sich in seinem ganzen Ausmaß nur bei einer Bandprobe erfahren. Darum empfehle ich, die 30-Tage-Geld-zurück-Option der großen Instrumentenhändler auszunutzen und das Ding mal auf Herz und Nieren zu checken, denn auch wenn diese Snare alles kann, ist sie trotzdem nichts für jedermann.
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Zur Hardware gibt es nicht viel zu berichten, außer dass Yamaha den Kessel gewohnt pragmatisch bestückt hat. Alles arbeitet gut und zuverlässig und wird lange halten. Im Sinne der vielseitigen Einsetzbarkeit tut Yamaha gut daran, gewöhnliche Stahlspannreifen zu verbauen, denn Gußspannreifen hätten den durchsetzungskräftigen Charakter der Snare zugunsten hartgängiger Einsatzbereiche verschoben.