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Yamaha P-115 Test

Praxis

Tastatur

Das P-115 verfügt wie das Vorgängermodell über eine 88-tastige „Graded-Hammer-Standard-Mechanik“. Diese Klaviatur vermag das Spielgefühl des akustischen Flügels unter anderem dadurch zu simulieren, dass der Grad der Gewichtung im Bassbereich etwas höher und der Anschlag im Diskant etwas leichtgängiger ist. Neu ist, dass die schwarzen Tasten nun mit einem matten Finish überzogen sind, was die Haptik noch ein klein wenig edler und authentischer macht.
Die oben beschriebenen Intoleranzen bei den Abständen der einzelnen weißen Tasten zueinander sind zwar augenscheinlich, trüben aber nicht den insgesamt positiven Eindruck der Mechanik. Das Spielgefühl ist jedenfalls große Klasse. Repetitionsverhalten, Druckpunkt und Tastenweg sind ausgezeichnet und geben eine gute Rückmeldung über die dynamische Kontrolle. Für die individuelle Abstimmung lässt sich die Anschlagsdynamik in drei Stufen anpassen. Vom zarten Pianissimo bis hin zum donnernden Forte übersetzt die Mechanik das Temperament des Spielers absolut präzise. Diese Tastatur macht wirklich Spaß und kann es locker mit der Konkurrenz in dieser Klasse aufnehmen.  

Die graduiert gewichtete Tastatur des Yamaha P-115 spielt sich sehr gut
Die graduiert gewichtete Tastatur des Yamaha P-115 spielt sich sehr gut

Klang

Unter den 14 verschiedenen Klangfarben sind drei akustische Flügel zu finden, denen natürlich am meisten Aufmerksamkeit gebührt. Eher als Beiwerk kann man die zusätzlichen Klänge bezeichnen. Darunter sind drei E-Pianos, drei Orgelklänge, Vibraphon, Streicher, Cembalo und zwei Bässe.
Für die samplebasierte Klangerzeugung des Pianosounds ist Yamahas „Pure-CF-Soundengine“ verantwortlich. Im Vergleich zum Vorgängermodell hat sich die maximale Polyphonie um ein Viertel auf üppige 192 Stimmen erhöht. Damit sollten sich sogar Rachmaninov-Etüden mit deftigem Pedaleinsatz aussetzerfrei spielen lassen.
Das Klavier ist klanglich durchaus gelungen. Typisch für Yamaha ist der brillante, präsente Grundcharakter, der sich auch im Mix mit anderen Instrumenten gut durchzusetzen vermag. Wenngleich das P-115 drei verschiedene Klaviersounds bietet, sind doch die Unterschiede der drei Klangfarben eher marginal. „Grandpiano“ ist der universell einsetzbare Grundsound, „Bright Grandpiano“ klingt (wenig überraschend) etwas heller, beim „Mellow Grandpiano“ hat man die Höhen ein wenig weggefiltert. Offenbar handelt es sich bei allen drei Sounds um dasselbe Sample mit unterschiedlichen EQ-Einstellungen. Wahre Wunder an Detailreichtum darf man bei einem Instrument dieser Preisklasse nicht erwarten, Features wie Saitenresonanz oder Dämpfergeräusche sucht man demnach vergeblich. Laut Hersteller verfügt das Instrument immerhin über Halbpedalerkennung und Dämpfer-Resonanz, den einzelnen Noten werden also weitere Obertöne hinzugefügt, wenn man das Sustain-Pedal drückt. Deutlich vernehmbar sind diese Phänomene allerdings nicht.
Im Ausklang wird der Klang etwas statisch. Man hört den Samples an, dass im Inneren des Testkandidaten keine Gigabyte-große Library zum Einsatz kommt. Das ist aber kein Beinbruch, denn erfreulicherweise ist die dynamische Abstufung sehr gut, und das Zusammenspiel zwischen der ausgereiften Tastatur und dem Klaviersound gibt insgesamt ein stimmiges Bild ab. Aufstrebende Einsteiger und Musiker, die schnell mal ein Klavier für eine Chorprobe, Sängerbegleitung oder Session brauchen, werden an den klanglichen Qualitäten des Klaviers nicht viel auszusetzen haben.

Audio Samples
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Grand Piano Bright Piano Mellow Piano

Die sonstigen Sounds bedienen das, was üblicherweise in einem Digitalpiano vertreten ist. Obligatorisch sind natürlich verschiedene E-Pianos. Im P-115 finden wir also einen FM-Sound, der an den legendären DX-7 erinnert, außerdem ein „Stage Piano“, das einem Fender Rhodes nachempfunden ist und ein „Vintage Piano“, das sich in der Simulation eines Wurlitzer Pianos versucht. Wirklich nah kommen die Sounds ihren akustischen Vorbildern nicht, aber für eine Stippvisite in der Klangwelt der 70er und 80er reicht es schon.
Mit an Bord sind außerdem eine Jazz-Orgel und eine Rock-Orgel, die entfernt an eine Hammond B3 erinnern. Wer wie beim elektromechanischen Vorbild das Leslie in seiner Geschwindigkeit regeln möchte, kann dies nur mit der optionalen Pedaleinheit umsetzen. Die Kirchenorgel klingt gar nicht schlecht und bedient in ihrer Registrierung einen guten Kompromiss. Das Vibraphon und das Cembalo sind brauchbar, die „Strings“ hingegen haben mit Streichern nicht viel gemeinsam und lassen sich höchstens als Flächensound verwenden. Der Kontrabass macht zum Abschluss eine gute Figur, auch der E-Bass vermag zu gefallen.

Audio Samples
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Stage EP Jazz Organ Pipe Organ Harpsichord Strings Upright Bass

Selbstverständlich verfügt das P-115 auch über einen eingebauten Hall, dieser lässt sich dem Klang in vier Stufen hinzufügen.

Split, Layer und Duo-Mode

Mit dem Yamaha P-115 kann man zwei Sounds gleichzeitig spielen. Mit dem Modus „Split“ lässt sich die Tastatur in zwei Bereiche teilen, damit man beispielsweise links einen Bass und rechts einen Pianosound spielen kann. Mit „Layer“ lassen sich zwei Klangfarben übereinanderlegen, so kann man zum Beispiel ein E-Piano mit Strings doppeln. Praktisch für den Unterricht ist der sogenannte Duo-Mode. Hierbei wird die Tastatur in zwei Abschnitte mit dem gleichen Tonumfang geteilt, damit hat man sozusagen zwei Klaviaturen nebeneinander.

Zusatzfunktionen

Mit dem Button Demo/Song hat man Zugriff auf 14 Demosongs und 50 klassische Klavierstücke aus der Feder namhafter Komponisten wie Beethoven oder Schumann. Alle dieser insgesamt 64 Stücke kann man im Tempo anpassen, was zu Übungszwecken bei einigen der Klavierstücke durchaus sinnvoll sein kann.
Auch einen Recorder hat das P-115 zu bieten. Mit diesem lässt sich ein Song mit zwei Spuren aufnehmen (etwa linke und rechte Hand separat) und anschließend als MIDI-File per USB auf den Rechner übertragen.
Nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden soll außerdem die Möglichkeit, das Instrument in Halbtonschritten zu transponieren und im Tuning von 414,8 bis 466,8 Hertz an die Stimmung anderer Instrumente anzupassen.
Das eingebaute Metronom ist mehr als nur ein simpler Taktgeber. Yamaha hat dem P-115 nämlich 14 Begleitrhythmen unterschiedlicher Stilistiken mit Intro- und Outro-Fills spendiert. Das Üben zu einem Disco- oder Latin-Pop-Beat macht mitunter mehr Spaß als zu einem trockenen Specht. Doch damit nicht genug: Wie bei einem Arranger-Keyboards gibt es auch zehn sogenannte Pianist-Styles, mit denen die gehaltenen Akkorde der Stilistik entsprechenden rhythmisiert werden. Das ist kurz mal ganz lustig, allerdings kein wirklich ernst zu nehmendes Feature.  

Audio Samples
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Begleitrhythmus

Wirklich sinnvoll und zeitgemäß hingegen ist die Anbindung an iOS-Devices wie iPad oder iPhone. Im App-Store gibt es passende Yamaha Apps wie zum Beispiel das PianoDiary oder den Digital Piano Controller. PianoDiary erlaubt das Aufzeichnen und Dokumentieren des eigenen Fortschritts beim Üben, Facebook-Upload inklusive. Ausschließlich für das iPhone gibt es den Digital Piano Controller, der den Zugriff auf Split- und Layer-Funktionen oder die Begleitautomatik vereinfacht. Diese Yamaha Apps sind kostenfrei und eine schöne Ergänzung, um den Funktionsumfang des P-115 voll auszuschöpfen, sofern man über ein iOS-Gerät und den entsprechenden Adapter verfügt. Schade ist allerdings, dass man an die vielen Android-User nicht gedacht hat. Hier wird hoffentlich beizeiten nachgebessert.

Fotostrecke: 3 Bilder Das P-115 lässt sich mit der iOS-App PianoDiary verbinden

Bedienung

Die Bedienung des Yamaha P-115 ist denkbar einfach, zumal die Beschriftung der Buttons unmissverständlich ist. Alle Basis-Funktionen sind sofort zugänglich, für die etwas spezielleren Bedienschritte muss man eventuell kurz in das leicht verständliche und sinnvoll gegliederte Handbuch schauen. Dort gibt es auch eine Kurzanleitung, die den Zugriff auf Features wie die Begleitautomatik oder das Justieren des Tunings auf einer Seite zusammenfasst. Noch einfacher und grafisch ansprechender wird die Handhabung des Gerätes mit der oben erwähnten iPhone-App Digital Piano Controller.
Der Speicher des Pianos ist flüchtig, das bedeutet, dass alle Einstellungen zurückgesetzt werden, sobald man das Gerät ausschaltet. Ausgenommen sind davon lediglich der Song-Recorder und die Funktion „Auto Power Off“, die das Instrument normalerweise nach 30 Minuten Nichtgebrauch abschaltet, sich bei Bedarf jedoch dauerhaft deaktivieren lässt.

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