Praxis
Bedienkonzept
18 Sekunden nach dem Einschalten ist das PSR-A5000 spielbereit. Das Hauptmenü des Touchdisplays sieht auf den ersten Blick aus wie beim großen Bruder Genos. Yamaha hat mit Einführung des Touchdisplays ein sehr gelungenes Bedienkonzept geschaffen, dass zuverlässig arbeitet und intuitiv zum Ziel führt. Im Hauptfenster des Touch-Displays werden alle wichtigen Bereiche angezeigt, die man beim Spielen benötigt. Informationen über die Live-Voices, den Style, die beiden angewählten Songs, die Register-Bank, die Multipad-Bank und die Einstellung der Scale-Tune-Funktion sind sofort sichtbar.
Beim PSR-SX900 ist die Scale-Tune-Anzeige im Hauptfenster übrigens durch die Anzeige der Vocal-Harmony-Funktion ersetzt. Der Vocal-Prozessor ist aber im PSR-A5000 nicht verbaut, sodass diese Kachel im Hauptmenü anders gefüllt werden konnte. Die Voices werden mit Fotos dargestellt, die die Klang-Kategorie auch optisch erkennbar machen. Genau wie beim Genos kann man sich im Hauptfenster auch Kurzbefehle (Home Shortcuts) ablegen um häufig benötigte Funktionen oder Menüs per Fingertipp sofort aufzurufen. Hier einige Screenshots der Menüs, die zeigen, wie übersichtlich das GUI (Graphic User Interface) beim PSR-A5000 ist.
Tastatur
Die 61 Tasten-Klaviatur des PSR-A5000 mit der Bezeichnung FSB ist im Vergleich zum Vorgänger verbessert worden, bietet einen höheren Anfangswiderstand, einen größeren Hub und ist auch komfortabler zu spielen. Im Gegensatz zum Genos mit einer FSX-Tastatur, bietet die FSB-Variante im PSR-A5000 keinen Aftertouch.
Lautsprecher
Der 2x 15W-Verstärker des Instruments erzeugt mit dem eingebauten 2-Wege-Lautsprecher-System (13cm x 2 + 5cm x 2) einen fetten, ausgewogenen Sound. Dieses Beschallungssytem scheint aus dem PSR-SX700 zu stammen und ist etwas kleiner dimensioniert als beim PSR-SX900. Das PSR-A5000 liegt mit seiner Ausstattung quasi zwischen PSR-SX700 und -SX900. So hat das PSR-A5000 beispielweise kein Audio-Bluetooth wie das PSR-SX900, dafür aber den großen 1 GB Expansion-Speicher, auf den man im SX-700 verzichten muss.
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Voices
Das PSR-A5000 besitzt eine 128-stimmige Tonerzeugung. Die 1.161 Voices und 86 Drumkits werden durch 480 XG-Voices ergänzt, welche für MIDI-Files benötigt werden. Mit 299 Oriental Voices und 44 Oriental Drumkits wurde dieser wichtige Bereich gegenüber dem Vorgänger (PSR-A3000: 171 Oriental Voices und 25 Oriental Drumkits) nicht nur quantitativ stark aufgewertet. Das PSR-A5000 bietet viele neue orientalische Instrumentenklänge, die aufwendig gesampelt wurden und in den meisten Fällen als Super Articulation Voices vorliegend, die besondere Spielweise des Originals möglich machen. Yamaha gibt an, dass die Wellenformen bis zu 10x größer sind als die im Vorgängermodell.
Natürlich beinhaltet die Voice-Sektion auch Sounds der „westlichen“ Musik. Die Effektsektion wurde stark verbessert. Acht Insert-Effekte können jetzt neben Reverb und Chorus gleichzeitig eingesetzt werden. 322 verschiedenen Effekt-Presets stehen zur Auswahl. Jeder der insgesamt 28 Parts besitzt einen eigenen Part EQ, zusätzlich gibt es einen Master EQ und Compressor. Um die Qualität der Voices zu verdeutlichen, hier einige Beispiele aus den verschiedenen Klang-Kategorien:
Oud & Qanoon
Diese Kategorie bietet viele orientalische Zupfinstrumente. Durch Super Articulation kann der Klang sehr authentisch gespielt werden. Mit dem Joystick können neben Pitchbend- Effekten auch völlig andere Spielweisen desselben Instruments umgesetzt werden (z. B. Tremolo).
Watariyat
Die Streichinstrumente wurden durch die originalen „Istanbul Strings“ ergänzt, die schon in vielen internationalen Musikproduktionen mitgewirkt haben. Im letzten Klangbeispiel habe ich ein One Touch Setting angespielt, bei dem drei verschiedene String-Sounds gelayert wurden.
Nay & Wind
Auch die speziell orientalischen Blasinstrumente spielen beim PSR-A5000 eine große Rolle. Sie sind nuancenreich umgesetzt und können mit den typischen Artikulationen gespielt werden.
Synth
Auch im Bereich der Synthesizer-Sounds finden sich einige typisch orientalische Voices, die hier in einem Mix folgen.
Voice Combination
Werksseitig bietet das PSR-A5000 einige Preset-Registerbänke, die vorgefertigte Voice-Kombinationen für die rechte Hand liefern, die in ihrer Konstellation wie ein Orchester klingen und sofort in der Performance verwendet werden können.
Drum Kit
In dieser Kategorie finden sich unzählige orientalische Schlaginstrumente. Yamaha hat die Drum Kit Funktion erweitert und bietet 128 Percussion-Sounds in einem einzelnen Kit. Die Revo! SFX-Drums sind mit der Wave-Cycling-Technologie aus dem Flaggschiff Genos ausgestattet. Die Drum Kits wurden so erstellt, dass das Spielen der Rhythmen mit den Fingern auf der Tastatur optimal möglich ist. Das erleichtert die individuelle Drum-Programmierung ungemein. Diese Drum Kits sind auch Grundlage für die Styles, auf die ich später eingehen werde.
Crossfade Portamento
Dieses neue Portamento ist speziell für die Spielweise der orientalischen Voices ausgelegt. Man kann sehr detailliert einstellen, wie die Anschlagsstärke und die Spielgeschwindigkeit den Tonhöhenübergang von einer Note zur anderen beeinflussen soll.
Hier ein Beispiel, bei dem ich den Effekt extrem stark werden lasse. Bei langsamer Melodie und geringer Velocity ist das Portamento am stärksten.
Sonstige Voices
Auch sind im Yamaha PSR-A5000 unzählige „westliche“ Klänge am Start, die in den übrigen Kategorien ausgewählt werden können. Die Kategorien „Strings“, „Brass“ und „Woodwind“ findet man nicht per Tasten auf dem Frontpanel, sondern nur bei der Auswahl über das Touchdisplay. Die Qualität dieser Sounds ist, wie auch die der orientalischen Klänge, hervorragend:
Zu den eben gehörten Audiobeispielen noch zwei Hinweise: Die Orgeln liegen teils als Samples und auch als Zugriegel-Simulation (Organ Flutes) vor. Die Einzelvoices besitzen zunächst nur einen Insert-Effekt. Da der zugewiesene Rotary Effekt keinen ordentlichen Overdrive besitzt, klingen die Presets der Organ Flutes sehr brav. Hier muss man im Mixer-Menü unter „Insertion Effect“ und „Assign Part Setting“ dem Part einen zusätzlichen Distortion-Effect zuweisen. Dann rockt die Zugriegel-Simulation endlich.
Yamaha sollte eigentlich solche Voice Combinations mit entsprechenden Effekt-Routings als Presets ablegen, dann würden Anwender diese Möglichkeiten auch eher erkennen und nutzen. Beim Synth-Sound habe ich die Live Control Drehregler eingesetzt, um den Filter und den Reverb zu beeinflussen. Übrigens gehört im PSR-A5000 der Joystick jetzt zur Live Control Section, er ist damit auch mit anderen Parametern belegbar als nur mit Pitchbend und Modulation wie beim PSR-SX900. Bei den Live Control Knobs und beim Joystick gibt es drei Programmplätze für unterschiedliche Parameter-Zuweisungen, die über einen Assignable Taster umgeschaltet werden können. Es ist auch möglich, diese Live Control Settings mit einer Registration abzuspeichern.
Viele Voices der älteren Yamaha PSR-Modelle findet man im „Legacy“-Ordner, den man über das Touch-Display erreicht. Die Voices des PSR-A5000 können im VOICE SET Menü weitreichend geändert und dann im User-Bereich abgespeichert werden. Für eine detaillierte eigene Sounderstellung, auch mit eigenen Samples, kommt man nicht an der Software „Yamaha Expansion Manager (YEM)“ vorbei, die man sich auf der Download-Seite von Yamaha herunterladen kann. Diese Software wird auch verwendet, um Expansion-Packs von Yamaha oder Drittanbietern in das Instrument zu übertragen, wofür im PSR-A5000 ca. 1 GB an Speicherplatz für Expansion-Voices zur Verfügung stehen. Kaum zu verstehen ist, warum Yamaha die Erstellung eigener Sounds am Keyboard selbst nicht ermöglicht, wie es beispielsweise bei Korg selbstverständlich ist. Mit der HARMONY/ARPEGGIO Funktion wird aus der Voice der rechten Hand – passend zum gespielten Akkord der linken Hand – entweder eine Harmonie oder ein rhythmisches Arpeggio-Pattern erzeugt.
Styles
Das PSR-A5000 ist mit 454 Preset-Styles inkl. 260 Oriental Styles ausgestattet. Mit der Yamaha-Software „Audio-Phraser“ lassen sich bei Bedarf eigene Audio-Styles erstellen und mit dem Yamaha Expansion Manager auch Audio-Styles vom Vorgänger einladen.
Im PSR-A5000 finden sich sechs orientalische Style-Kategorien: KHALEEJI, SHAMI, MASRI, MAGHREBI, PERSIAN und TURKISH, zusätzlich bieten die Style-Familien WESTERN, DANCE und WORLD alle nichtorientalischen Genres. Für den Bereich der orientalischen Styles bietet der Style Creator Möglichkeiten, den verschiedenen Variationen, Intros, Endings und Fills eines Styles unterschiedliche Taktarten zu geben. Die Styles sind klanglich durchweg sehr ausgewogen und geschmackvoll programmiert und die Akkorderkennung des Arrangers arbeitet immer zuverlässig und schnell. Auch westliche Styles sind ausreichend vorhanden. Im Bereich der Dance-DJ-Styles sind die Akkord-Progressionen leider nicht abschaltbar. Hier einige Bespiele:
Chord Looper
Bei dieser Funktion lässt sich beim Spielen eines Styles durch Betätigen der Taste REC/STOP des Chord Loopers eine Harmoniefolge aufzeichnen und durch nochmaliges Betätigen derselben Taste die Aufzeichnung beenden.
Drückt man jetzt ON/OFF, so wird der Chord Loop in Schleife abgespielt. Während der Arranger dann quasi im Autopilot läuft, kann man sich mit beiden Händen dem solistischen Spiel widmen. Die ACMP-Taste blinkt, und der gesamte Tastaturbereich wird den drei Upper Parts zugeordnet. Mit der linken Hand lassen sich dann auch die Live Control Knobs und der Joystick bedienen, um die musikalische Ausdruckskraft der Performance zu erhöhten. Ein erneutes Betätigen der Taste ON/OFF schaltet den Chord Looper aus und die Akkorderkennung wieder an. Bis zu acht unterschiedliche Akkordfolgen lassen sich ablegen, zu einer Bank zusammenfassen und auch mit einer Registration abspeichern. Mit der kostenlosen Chord Tracker iOS-App von Yamaha lässt sich Musik harmonisch analysieren und die so gewonnenen Akkordfolgen in den Chord Looper exportieren.
Sequencer und Audio-Recorder/Player
Der MIDI-Sequencer bietet zwei Aufnahmemodi: Quick-Recording (Schnellaufnahme) und Multi-Recording (Mehrspuraufnahme).
Ein Sequencer-Song kann aus bis zu 16 MIDI-Spuren bestehen. Mithilfe der LYRIC und SCORE Funktion lassen sich Liedtexte und Noten komfortabel auf dem Display angezeigen. Neben MIDI-Songs können auch Audio-Daten aufgenommen und wiedergegeben werden. Die für diesen Test erstellten Klangbeispiele wurden mit dem integrierten Audio-Recorder im WAV-Format in den internen Speicher (ca. 2 GB) eingespielt. Man kann auch direkt auf einen angeschlossenen USB-Stick aufnehmen. Wiedergegeben werden WAV- und MP3-Dateien, dazu stehen Funktionen wie Time Stretch-, Pitch Shift- und Vocal Cancel zur Verfügung.
Sonstiges
Eine Kompletteinstellung des Instruments wird in einer REGISTRATION MEMORY abgespeichert, acht davon zu einer Bank zusammengefasst und diese wiederum dann im internen Speicher abgelegt. Mit der komfortablen PLAYLIST Funktion lassen sich Registration-Bänke in einer Liste zusammenstellen, um Sounds, Styles und Songs in einer bestimmten Reihenfolge schnell abrufen zu können. Die MULTI PADS sind ein beliebtes Mittel, um MIDI-Pattern oder Audio-Samples passend zur Performance abzufeuern. Samples können bei Multi Pads leider nicht geloopt werden, dazu müsste man einen Audio-Style erstellen. 257 MIDI-basierte Multi Pad Bänke der verschiedensten Kategorien stehen als Presets zur Verfügung.
Die für orientalische Musik unerlässliche SCALE TUNE Funktion wird mithilfe der kleinen symbolischen Tastatur bedient und bietet fünf Speicherplätze. Diese Speicherplätze bilden eine Bank, die im User-Bereich abgespeichert werden kann. So können eigene Scale Tune Settings erstellt und archiviert werden.