Praxis
Voices
Im Speicher des PSR-E343 liegen 550 Klangfarben – das sind noch ein paar mehr als beim Vorgänger, der ja auch schon üppig ausgestattet war. Die Palette reicht von Pianos und E-Pianos über Orgeln, Gitarren, Bässe, Streicher und Bläser bis hin zu einigen exotischen Sounds und deckt damit das gesamte Spektrum ab. Auch die kompletten GM- und XGlite-Klangkataloge sind an Bord, wodurch das PSR-E343 neben den internen Songs auch die meisten gängigen MIDI-Files abspielen kann. Im Vergleich zum Vorgängermodell sind einige von Yamahas „Cool!“ Voices, mehr Stereo-Voices und mehr Klänge mit verschiedenen Velocity-Abstufungen hinzugekommen, die sich ausdrucksstärker spielen lassen. Weitere Zuwächse gibt es vor allem in den Bereichen Synth-Sounds, Ensemble-Klänge und ethnische Instrumente. Für ein Einsteiger-Keyboard können die allermeisten Klänge überzeugen. Einzig die verzerrten E-Gitarren fallen wegen ihres plastikhaft sägenden Sounds komplett durch – ein Umstand, den das PSR-E343 mit allen anderen günstigen Keyboards teilt und der sich leider auch in einigen rockigen Styles unangenehm bemerkbar macht. Die exzellenten Gitarren-Voices und Guitar Styles aus Yamahas Highend-Keyboards sind leider noch nicht in der Einsteigerklasse angekommen. Ansonsten kann man für den Preis aber absolut zufrieden sein.
Hier eine kleine Auswahl von Voices des PSR-E343:
Im Keyboard selbst lassen sich die Voices nicht bearbeiten, wenn man von den eingebauten Effekten einmal absieht. Allerdings kann man das Instrument über USB und den optionalen Adapter i-UX1 an ein Apple iPad oder iPhone anschließen und mit der kostenlosen Yamaha-App SoundControl einige Klangparameter modifizieren. SoundControl bietet nicht nur virtuelle Pitchbend- und Modulationsräder, sondern auch Regler für Filter (Cutoff und Resonanz), Hüllkurve (Attack und Release) sowie einige Effekteinstellungen. Damit kann man schon ein bisschen wie mit einem Synthesizer an Klängen schrauben.
(Für Experten: Unter der Haube kann die Sound-Engine des PSR-E343 also deutlich mehr, als man der Bedienoberfläche ansieht. Wer sich ein bisschen mit MIDI auskennt und über einen MIDI-Controller mit programmierbaren Fadern und/oder Reglern verfügt, benötigt zur Steuerung auch nicht unbedingt die SoundControl-App – viele Klangparameter des Keyboards sind über MIDI-CC-Befehle steuerbar, obwohl sie sich am Keyboard selbst nicht verändern lassen. Dokumentiert sind die verwendeten CC-Nummern allerdings nirgends.)
Die App bietet zusätzlich einen Arpeggiator mit 20 Patterns aus verschiedenen Stilistiken. Hier findet man beispielsweise Synth-Arpeggios und Gitarren-Pickingfiguren. Dank SoundControl kann man dem PSR-E343 beispielsweise auch solche Klänge entlocken:
Anders als das günstigere PSR-E243 besitzt das PSR-E343 sowohl eine Dual- als auch eine Splitfunktion. Im Dual-Modus liegen zwei Klänge übereinander, während Split die Tastatur in zwei Bereiche mit verschiedenen Sounds teilt. Die Funktionen lassen sich auch gleichzeitig nutzen, sodass maximal drei Sounds simultan auf der Tastatur gespielt werden können – zwei in der rechten und einer in der linken Hand. Die Splitfunktion kann gemeinsam mit der Begleitautomatik aktiviert werden, um zum Beispiel mit der linken Hand eine Streicherfläche zu spielen und gleichzeitig den Arranger zu steuern. Der gemeinsame Splitpunkt für Arranger und Split-Voice lässt sich im Function-Menü einstellen. Auch die Lautstärken, Oktaven und Chorus-Anteile der maximal drei gleichzeitig spielbaren Parts können im Menü separat geregelt werden, wobei diese Einstellungen leider etwas umständlich zu handhaben sind und nicht an den Komfort einer Mixer-Displayseite heranreichen.
Effekte
Mit den eingebauten Effekten können die Voices verfeinert werden. Das PSR-E343 verfügt über einen Hallprozessor mit neun Effekttypen, der stets das gesamte Keyboard beeinflusst, sowie über einen Choruseffekt mit vier Typen, der auf die drei Live-Voices Main, Dual und Split mit jeweils regelbarer Intensität wirken kann. Hinzu kommen ein Master-EQ, mit dem das Ausgangssignal an unterschiedliche Gegebenheiten angepasst werden kann, und ein Effekt namens „Ultra Wide Stereo“, der das Stereobild künstlich breiter wirken lässt. Für ein Keyboard dieser Preisklasse geht der Klang der Effekte in Ordnung. Schade ist aber, dass man nur den Master EQ und „Ultra Wide Stereo“ direkt über einen Taster auf dem Bedienfeld erreicht. Um Hall und Chorus einzustellen, muss man sich den Weg durch das lange Function-Menü bahnen. Hier hätte ich mir zusätzliche Knöpfe gewünscht – vor allem, weil Hall und Chorus im Spielbetrieb viel entscheidender für den Sound sind als der Master-EQ und „Ultra Wide Stereo“. Für meinen Geschmack wäre es sinnvoller gewesen, den dafür vorhandenen Knopf stattdessen für Hall und Chorus zu reservieren.
Die automatische Harmonisierung fügt der auf der Tastatur gespielten Melodie auf Wunsch weitere Stimmen hinzu, die auf die gespielten Begleitakkorde abgestimmt werden. Neben Sätzen von zwei, drei oder vier Stimmen kann man damit auch Triller und Echos erzeugen. Hier hört ihr die automatische Harmonisierung in Aktion – zuerst aus, dann Duo, Trio und schließlich ein vierstimmiger Satz.
Für dich ausgesucht
Styles
Mit seinen 136 Styles bietet das PSR-E343 30 Begleitrhythmen mehr als der Vorgänger. Hinzugekommen sind neben speziellen Übungsrhythmen hauptsächlich einige von Yamahas „moderneren“ Dance- und Electro-Styles, wodurch das Keyboard etwas zeitgemäßer wird. Die Rhythmen decken von Pop und Rock über Jazz, Latin und Country bis hin zu Standardtänzen alles ab und sind vereinfachte Versionen von Styles, die man auch in Yamahas höherklassigen Instrumenten findet. Als solche sind sie geschmackvoll programmiert und können größtenteils überzeugen, auch wenn sie natürlich auf dem PSR-E343 wegen der nicht ganz so umfangreichen Klangauswahl etwas weniger ausgefeilt klingen als bei den Spitzenmodellen. Vergleicht man das Keyboard aber mit dem kleinen Bruder PSR-E243, so fällt auf, dass die Rhythmen hier sehr viel druckvoller, detailreicher und satter klingen – das PSR-E343 kostet nur etwa 40 Euro mehr, aber der Unterschied ist bemerkenswert. Trotz der vergrößerten Auswahl bleiben die aktuellen Dance-Strömungen ein kleiner Schwachpunkt, genauso wie die Rock-Rhythmen, die unter den wenig authentischen E-Gitarrensounds leiden. Insgesamt ist es aber eindrucksvoll, was Yamaha hier in einem Keyboard für unter 200 Euro auftischt – die allermeisten Styles sind sehr gut verwendbar und klingen druckvoll und lebendig. Die Rhythmen verfügen über je zwei Variationen und Fill-Ins, ein Intro und ein Ending. Hier eine kleine Auswahl:
Wenn man das PSR-E343 über USB mit einem PC verbindet, kann man einen zusätzlichen Style im STY-Format auf den dafür vorgesehenen Speicherplatz des Keyboards laden. Dafür ist die Software „MusicSoft Downloader“ erforderlich, die auf der Yamaha-Homepage zum kostenlosen Download bereitsteht – leider nur für Windows-Rechner. Ein Style-Speicherplatz ist wahrlich nicht viel, aber für ein Keyboard in dieser Preisklasse mitnichten selbstverständlich. Wer einen bestimmten Rhythmus vermisst, hat damit die Möglichkeit, das Instrument um diesen Style zu ergänzen.
Songs und Aufnahmefunktion
Das PSR-E343 enthält 102 Songs verschiedener Stilrichtungen, die zum Anhören und Üben geeignet sind. Das Angebot setzt sich aus gängigen Hits aus Klassik, Pop, Jazz und Folklore zusammen. Beim Abspielen der internen Songs können die rechte und/oder die linke Hand getrennt abgeschaltet werden, um sie selbst zu spielen und zu üben. Darüber hinaus bietet das Keyboard eine Unterrichtsfunktion, die in mehrstufigen Lektionen an die Songs heranführt. Das macht Spaß und regt zum Ausprobieren an, ersetzt aber natürlich keinen Lehrer. Näheres über die Lernfunktion steht im Testbericht zum Vorgängermodell, das über identische Möglichkeiten verfügt. Praktisch ist das integrierte Akkordlexikon, in dem man nachschlagen kann, wie ein bestimmter Akkord gespielt wird.
Zusätzlich zu den internen Songs verfügt das Keyboard über 1,7 MB Speicher, den man über die USB-Verbindung mittels der Software „MusicSoft Downloader“ mit MIDI-Files füttern kann. Nicht schlecht für ein Einsteigerkeyboard!
Der eingebaute MIDI-Recorder des PSR-E343 kann fünf Songs mit je zwei Spuren aufzeichnen. Eine der beiden Spuren ist dabei stets für das Live-Spiel auf der Tastatur reserviert, während die andere entweder eine weitere live gespielte Performance oder eine Style-Begleitung aufzeichnen kann. Die Spuren können gleichzeitig oder nacheinander aufgenommen werden.
Registrierungen
Schon das Vorgängermodell PSR-E333 konnte in vielen Bereichen überzeugen. Es fehlte jedoch die Möglichkeit, Einstellungen zu speichern. Das neue PSR-E343 verfügt im Gegensatz dazu über einen Registrierungsspeicher, in dem man komplette Setups des Keyboards ablegen kann. Eine Registrierung umfasst alle Performance-Einstellungen wie die gewählten Voices, den Style, den Splitpunkt, das Tempo, die Harmonisierung und die Hall- und Choruseffekte. So kann man Setups für bestimmte Songs basteln, speichern und wieder aufrufen. Leider – und damit wird die Freude über diese wichtige Funktion schon wieder etwas getrübt – sind nur ganze neun Registrierungen speicherbar. Das ist schon arg wenig – wenn man sich an diese Funktion einmal gewöhnt hat und sie häufig nutzt, stößt man schnell an die Grenzen. Zudem lassen sich Registrierungen nicht benennen. Dennoch ist das natürlich allemal besser als nichts!
Die sogenannte „Music Database“ umfasst 100 vorgefertigte Registrierungen für populäre Songs – überwiegend Hits aus der gesamten Popgeschichte. In vielen Fällen passen die Einstellungen tatsächlich überraschend gut zum jeweiligen Song, manches wirkt hingegen ein bisschen wahllos.
Audioeingang
Schließt man beispielsweise einen MP3-Player an den Audioeingang an, so wird das Signal dem Keyboard beigemischt und man kann zu seinen Lieblingssongs üben. Mit der „Melody Suppressor“-Funktion kann man versuchen, die Melodie bzw. Gesangsstimme aus dem Audiosignal zu entfernen, um selbst dazu zu spielen oder zu singen. In der Praxis funktioniert das abhängig vom Ausgangsmaterial manchmal gut und meistens weniger gut. Nur wenn die Melodie oder der Gesang in der Mitte des Stereobildes liegen und kaum Hall aufweisen, arbeitet die Funktion zufrieden stellend. Bei stärker verhallten Signalen mit breitem Stereobild sind die Resultate hingegen recht dürftig.
Pedro Kraft sagt:
#1 - 23.03.2017 um 09:27 Uhr
Ganz gut, aber wenn ich dran zurück denke, welche Songs wir damals mit nur einem Roland Sound Canvas nachgebaut haben... Jedenfalls stimmt der Release Wert beim Lead Sound überhaupt nicht. Der macht die Melodie doch erst so fluffig! Aber ich mag solche Beiträge. Vielleicht baut ihr als nächstes mal einen Song nur mit dem iPad und GarageBand oder Cubasis nach?