Praxis
Die neuen Sounds
In diesem Test möchte ich vor allem die neuen Klänge des PSR-E373 vorstellen. Alle ursprünglichen Klänge des Vorgängers sind geblieben, Yamaha hat dem PSR-E373 jedoch noch 48 zusätzliche Sounds spendiert. In diesem Bereich zeigt sich ein neues „Concert Grand Piano“, dass wesentlich vorteilhafter klingt als das bisherige „Grand Piano“. Der Zusatz „Live!“, der dem Sound in der Voice-List gegeben wird, weist bei Yamaha darauf hin, dass der Klang „in Stereo gesampelt wurde, um einen wirklich authentischen, vollen Sound zu erzeugen, der viel Atmosphäre und Raumklang besitzt“. Hier ein direkter Vergleich der beiden Klänge. Man hört den Unterschied am deutlichsten in der Ausklingphase und im Diskant:
Das neue Sample klingt viel länger aus und die hohen Töne klingen wesentlich authentischer. Ich habe in den folgenden Audios noch zwei A/B-Vergleiche gemacht, bei denen ich dieselbe Phrase direkt hintereinander zuerst mit dem neuen Concert Grand Piano und danach mit dem bisherigen Grand Piano gespielt habe.
Gleich sieben neue E-Piano-Voices gibt es im PSR-E373, die sich der neuen DSP-Effekte bedienen. Das PhaseEP klingt schon richtig gut. Sounds mit solch hochwertigen DSP-Effekten waren bisher in dieser Preisklasse nicht denkbar. Auch im Bereich der Orgeln findet man Verbesserung: Die Orgel-Voices JazzOrgan 1 und JazzOrgan 2 sind jetzt jeweils mit langsamem und schnellem Rotary Effekt spielbar. Beim Umschalten gibt es allerdings eine hörbare Unterbrechung.
Yamaha hat dem PSR-E373 elf Super-Articulation-Lite-Voices spendiert, bei denen man während der Performance durch Betätigung der Taste „ARCTICULATION“ spieltypische Eigenschaften und Nebengeräusche produziert, die den Klang eines akustischen Instruments charakterisieren. Während man die Taste gedrückt hält, wird der Klang auf ein anderes Sample „umgeschaltet“ oder ein zusätzliches Sample abgefeuert. Bei Gitarrensounds sind das beispielweise Flageoletts, bei denen die Obertöne der Saiten schwingen. Beim Streicher-Sound wechselt der Sound vom einem gestrichenen Ton auf einen gezupften Pizzicato-Klang. Hier ein paar Beispiele:
Auch die Super-Articulation-Lite-Funktion war bei Keyboards in dieser Preisklasse vorher nicht zu erhalten. Zusammen mit den wichtigen DSP-Effekten hebt Yamaha damit die Klangqualität in diesem Marktsegment deutlich an. Leider besitzt das Keyboard keinen Pitchbend-Regler wie der große Bruder PSR-E463. Immerhin konnte ich feststellen, dass die Betätigung der ARTICULATION-Taste bei „normalen“ Sounds einen Modulations-Effekt (Vibrato) erzeugt. Die Position dieser Taste ist allerdings ungünstig gewählt, da man zu ihrer Betätigung mit der linken Hand quer über das Keyboard greifen muss. Das PSR-E373 bietet aber noch weitere neue Klänge, wie z. B. einen Live!-Strings- und einen Live!-Brass-Sound. Beide Klänge basieren auf Stereo-Samples und klingen dadurch angenehm räumlich. Der Synth-Bereich wurde durch zwei typische Saw-Synths erweitert.
Für dich ausgesucht
Durch den Dual-Modus im PSR-E373 können zwei Sounds übereinandergelegt werden. Das neue Live! Concert Grand Piano bietet zusammen mit den neuen Live! Strings einen wirklich tollen Layer-Klang:
Die neuen Styles
Mit 205 Styles ausgestattet bietet das PSR-E373 40 neue Styles gegenüber dem Vorgänger PSR-E363. Hier eine bunte Auswahl an Neuzugängen aus dem Bereich der modernen Pop-, Dance- und R&B-Musik:
Auch viele Latin- und World-Styles sind dazu gekommen und erweitern die Bandbreite des Instruments.
Zu allen Styles habe ich mit dem auf Voice-Nr. 000 bereitgestellten OTS-Sound für die rechte Hand gespielt. Dieser passt meistens ganz gut zum eingestellten Style. Die neuen Begleitarrangements sind geschmackvoll programmiert und man kann damit leben, dass das Mixing der Begleitspuren nicht geändert werden kann. Die Music Database des PSR-E363 wurde um zwölf neue Datensätze erweitert und enthält nun 170 Vorschläge für die Registrierung des Instruments. Beispielsweise kam die Registrierung Nr. 084 „PokerPop“ hinzu, die auf dem Style „AgagBeat“ basiert und für die Umsetzung des Songs „Pokerface“ von Lady Gaga gedacht ist. Nach wie vor können auch neun eigene Kompletteinstellungen im Instrument als Register dauerhaft gespeichert werden.
USB-Audio und –MIDI Funktionalität
Dieses neue Feature des PSR-E373 ist wirklich ein Knaller. Nicht einmal der Genos, Yamahas Flaggschiff der Entertainer-Keyboards, kann Audio-Signale über den USB-Port schicken und empfangen. Einmal angeschlossen, wird das PSR-E373 in der DAW auf dem Computer als Audio-Interface mit dem Namen „Digital Keyboard“ erkannt. Alle Audio-Beispiele in diesem Test habe ich auf diesem Wege rein digital auf den Computer übertragen und konnte sie umgekehrt auch sofort über die Lautsprecher des Keyboards abhören. Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein iOS-Gerät an das PSR-E373 anzuschließen. Dazu benötigt man nur einen USB-Lightning-Adapter, im Apple-Sprachgebrauch als Camera Connection Kit bekannt.
GarageBand und andere Musiksoftware eröffnen dem User damit die Tür und Tor für eigene Musikproduktionen mit unendlichen Möglichkeiten. Man kann natürlich auch einfach die Musik, die sich gerade auf dem iOS-Device befindet, über das PSR-E373 hörbar machen. Im Function-Menü lässt sich die USB-Lautstärke einstellen. Mit Android-Geräten sollte es auch funktionieren, das jedoch konnte ich jedoch nicht testen. Yamaha hat mit „Rec´n´Share“ eine interessante neue App für iOS und Android veröffentlicht, die speziell mit dem PSR-E373 und auch mit dem größeren neuen Yamaha PSR-SX600 funktioniert.
Um mit der App zu arbeiten verbindet man das Keyboard mit dem Smartphone oder Tablet über USB und startet dann die App. Jetzt lassen sich Videos aufnehmen, während gleichzeitig das Audio-Signal des Instruments digital aufgezeichnet wird. Anschließend kann das Video einfach gespeichert, verschickt oder in sozialen Netzen geteilt werden. Bei einem Handy-Video wäre die Soundqualität nur mäßig, wenn man den Lautsprecherton über das iPhone-Mikrofon aufnehmen würde. Mit der „Loopback“-Funktion wird ein Audio-Signal, das über USB in das PSR-E373 gesendet wird, wieder zurückgeschickt. In diesem Fall wird dieses Signal mit der eigenen Performance auf dem Keyboard und bei Bedarf auch mit einem Audio-Signal, das über den Aux-Eingang in das Instrument gelangt, zusammengemischt und kann mit einem Video sofort aufgenommen werden.
Das folgende Video habe ich mit meinem iPhone 6s aufgenommen. Vorher habe ich einen MP3-Titel in die Rec´n´Share-App geladen, einen A-B-Loop von vier Takten gesetzt und abspielen lassen. Sehr praktisch ist dabei, dass die App das MP3 sofort analysiert und das Tempo erkennt. Dadurch rastet ein A-B-Loop immer zeitlich passend auf die Zählzeiten ein! Bei Bedarf kann zum Üben ein Metronom eingeschaltet und auch das Tempo des MP3s weitreichend geändert werden. Nach der Aufnahme des Videos kann ein eventuell aufgetretenes Delay zwischen Bild und Ton eliminiert werden.
Sonstiges
Das PSR-E373 bietet eine neue Arrangerfunktion, welche die Akkorderkennung in der linken Hand betrifft. Stellt man den „Fingering Type“ von „Multi“ auf „Smart Chord“, so kann man mit nur einem Finger der linken Hand die Akkorde wechseln. Allerdings muss der Parameter „Smart Chord Key“ vorher auf die gewünschte Tonart eingestellt werden. Wählt man hier beispielsweise die Tonart C-Dur, so erklingt ein D-Moll-Akkord, wenn man die Taste „d“ spielt, ein A-Moll, wenn man den Ton „a“ spielt, allerdings ein F-Dur, wenn man mit der linken Hand ein „f“ gedrückt hat. Es erklingen also immer die innerhalb einer Tonart passenden diatonischen Dreiklänge. Mit dieser neuen Funktion kann auch der Einsteiger in kurzer Zeit zu schönen Hörerlebnissen kommen, obwohl die linke Hand nur die Grundtöne der Harmonien spielt.
Frank sagt:
#1 - 14.08.2023 um 21:12 Uhr
Hallo, mal ein prinzipielle Frage zu euren akustischen Audio Samples. Wenn ich mir hier zum Bsp. "Live Concert GrandPiano" anhöre, dann klingt das hier viel voller von der Akustik, insbesondere im Tieftonbereich, als am Keyboard. Ich höre in beiden Fällen mit dem selben Kopfhörer , beim Windows Soundmanager habe ich alles auf Neutal eingestellt. Aber um sicher zu gehen, habe ich mir die Samples hier noch mit einem anderen PC angehört, aber das selbe. Woran kann das liegen ? Da kommt dann etwas Ernücherung auf, wenn es dann am Original weniger gut klingt. Gruß, Frank
Mirko sagt:
#1.1 - 24.05.2024 um 09:42 Uhr
"natürlich darf man in dieser Preisklasse keine Wunder erwarten. Ich habe den Master-EQ auf „Boost“ gestellt, um den etwas dürftigen Bassbereich anzuheben." Hast du das berücksichtigt?
Antwort auf #1 von Frank
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