Praxis
Voices
Das PSR-E443 bietet 234 Klangfarben (Voices) aller Kategorien. Hinzu kommen noch die gesamte XGlite-Klangpalette mit 457 Voices sowie 24 Drum-/SFX-Kits und 40 “Arpeggio-Voices”, die instrumentenspezifische Patterns spielen. Es ist alles dabei: von Pianos über E-Pianos und Orgeln bis hin zu Gitarren, Bässen und Synths, von Streichern über Blasinstrumente bis zu exotischen Instrumenten.
Die Qualität der Voices ist natürlich nicht vergleichbar mit Geräten der Oberliga, kann sich für ein Keyboard in der 300-Euro-Klasse aber durchaus sehen lassen. Hier profitiert das PSR-E443 vom reichhaltigen Fundus hochwertiger Klänge aus den teureren Keyboards des Herstellers. Allerdings sind die meisten Voices mono und nur wenige Klänge sind mit Velocity-Switches ausgestattet, bei den allermeisten Sounds hat die Anschlagstärke also keinen Einfluss auf die Klangfarbe. Leichte Schwachstellen des Klangangebots liegen immer noch bei den verzerrten E-Gitarren, die recht künstlich klingen und sich leider auch negativ auf den Klang einiger Styles auswirken, sowie bei den E-Pianos – einen halbwegs authentischen Rhodes-Sound sucht man bei diesem Keyboard vergeblich. Positiv hervorheben möchte ich aber das gegenüber dem Vorgänger nochmals erweiterte Angebot an modernen Synthesizer-Sounds, die sich gut für Dance, Hip Hop und andere elektronische Stile eignen.
Die Klänge können mit den beiden Drehreglern in einigen Parametern verändert werden. So kann man zum Beispiel Filter-Cutoff und Filter-Resonanz steuern, die Hüllkurve einstellen (Attack, Release) und die Effektanteile regeln. Gerade bei den Synthesizer-Sounds macht das viel Spaß! Abspeichern lassen sich die veränderten Sounds allerdings nicht.
Split, Layer, Harmony und Arpeggiator
Das PSR-E443 bietet eine Splitfunktion und einen Dual-Modus (Layer), die sich auch simultan einsetzen lassen. Insgesamt kann man maximal drei Voices gleichzeitig auf der Tastatur spielen: zwei in der rechten und eine in der linken Hand. Die Lautstärken der Parts können getrennt voneinander geregelt werden, wofür man sich allerdings durch das lange Function-Menü tippen muss. Der Splitpunkt ist einstellbar, entspricht aber immer dem Teilungspunkt für die Begleitautomatik.
Die automatische Harmonisierung fügt der Melodie in Abhängigkeit von den mit der Begleitautomatik gespielten Akkorden automatisch Harmoniestimmen hinzu. Das geht vom einfachen Duett bis hin zum mehrstimmigen Blocksatz. Auch Triller und Echos lassen sich mit der Harmony-Funktion realisieren.
Der Arpeggiator bietet 150 verschiedene Typen. Darunter sind klassische gebrochene Akkorde, aber auch zahlreiche instrumentenspezifische Patterns wie Gitarren-Pickings, Bläser-Riffs und Piano-Begleitfiguren.
Effekte
In der Effektabteilung hat sich nichts getan. Wie der Vorgänger verfügt das PSR-E443 über einen Hallprozessor mit neun Effekttypen und einen Chorus-Effekt mit fünf Typen. Für jeden Tastatur-Part (Main Voice, Dual Voice und Split Voice) lassen sich die Effektanteile getrennt einstellen – zumindest im Falle der Dual- und Split Voice geht das aber nur über den umständlichen Weg durch das Funktionsmenü. Der Klang der Effekte ist nicht überragend, aber für ein Keyboard in dieser Preisklasse durchaus angemessen.
Zusätzlich gibt es noch einen Master-EQ, mit dem der Klangcharakter des gesamten Instruments angepasst werden kann. Er bietet sechs Presets, darunter spezielle Settings für die eingebauten Lautsprecher und das Spielen mit Kopfhörer. Und zu guter Letzt besitzt natürlich auch das PSR-E443 den aus anderen Yamaha Keyboards bekannten Effekt Ultra Wide Stereo, der den Stereoeindruck künstlich vergrößern soll.
Styles
Die Begleitautomatik enthält 200 Rhythmen vieler Stilrichtungen. Wie üblich ist hier von Pop/Rock, Jazz und Country über Standardtänze und Volkstümliches bis hin zu exotischen Stilen fast alles dabei. Ein besonderes Augenmerk hat Yamaha auf aktuelle Dance- und Elektro-Stilrichtungen gelegt – die entsprechende Kategorie wurde um einige neue Styles ergänzt. Manche erinnern recht unverhohlen an Hits der letzten Jahre. Natürlich kann die Entwicklung eines Keyboards aber niemals mit den neuesten Clubtrends Schritt halten, einige der neuen Styles wirken schon jetzt wieder leicht veraltet. Aber trotzdem schön, dass hier nicht nur die üblichen Klassiker vorhanden sind, sondern auch modernere Grooves. Viele Styles sind aus höherklassigen Yamaha Instrumenten bekannt – es gibt etliche Rhythmen, die bei Yamaha in jedem Keyboard von der Einsteiger- bis in die Tyros-Klasse vorkommen. Allerdings wurden sie hier natürlich für das reduzierte Klangangebot des PSR-E443 angepasst und klingen nicht ganz so ausgefeilt wie bei den Profi-Keyboards.
Die Styles bieten zwei Variationen, je ein Intro und Ending und die passenden Fill-Ins. Die einzelnen Parts (Drums, Bass, Chords etc.) können während der Wiedergabe mit den Track Control Tastern einzeln ein- und ausgeschaltet werden, lassen sich aber nicht in der Lautstärke regeln. Nur die Gesamtlautstärke der Style-Begleitung ist regelbar.
Ein Punkt, den ich bei den günstigen Yamaha-Keyboards immer schon etwas ungünstig fand, trifft auch beim PSR-E443 zu: Der Wechsel der Variation ist an ein Fill-In gekoppelt und andersherum. Man kann also nicht die Variation wechseln, ohne gleichzeitig ein Fill zu erzeugen, und – wichtiger – auch kein Fill-In einbauen, ohne dabei die Variation zu wechseln. Das ist für mein Empfinden etwas unpraktisch.
Ein schönes Feature ist das Style Filter: Mit den Drehreglern kann man den kompletten Style während der Wiedergabe filtern. Das erinnert unweigerlich an französische House-Tracks aus der Zeit rund um die Jahrtausendwende, eignet sich aber auch für Experimente mit vielen anderen Stilrichtungen.
Für dich ausgesucht
Per USB-Datenleitung kann man weitere Styles im SFF-Format in den Speicher des Keyboards schieben. Dafür stehen fünf Speicherplätze zur Verfügung. Wer einen bestimmten Rhythmus im Angebot des Keyboards vermisst, braucht also nicht zu verzweifeln und kann ihn gegebenenfalls nachladen. Bearbeiten oder gar selbst erstellen kann man Styles beim PSR-E443 allerdings nicht, das bleibt den Keyboards der Mittel- und Oberklasse vorbehalten.
DJ-Pattern
Beim Vorgängermodell PSR-E433 führte Yamaha eine weitere Möglichkeit der Begleitung ein: die sogenannten DJ-Pattern. Dabei handelt es sich um vorprogrammierte Grooves elektronischer Stilrichtungen, die sich während der Wiedergabe transponieren und im Tempo verändern lassen. Jedes der 20 DJ-Pattern bietet fünf Sektionen, also fünf “Unter-Patterns”, zwischen denen man mit Tastern umschalten kann. Außerdem können wie bei den Styles die einzelnen Bestandteile – Drums, Bass etc. – einzeln gemutet werden. Mit den DJ-Pattern kann man jammen und den einen oder anderen modernen Track basteln. Vor allem in Verbindung mit dem Style Filter machen sie viel Spaß. Allerdings sind die 20 Pattern schnell erschöpft und es lassen sich auch keine weiteren nachladen. Für mich ist das deshalb doch eher eine Spielerei – wenn auch eine lustige!
Music Database und Registrierungen
Die Music Database enthält über 300 vorkonfigurierte Einstellungen (Rhythmus, Voices und Tempo) für populäre Songs. Hier findet man einen breiten Querschnitt durch die Popmusik, viele Jazz- und Folk-Klassiker sowie die größten Weihnachtshits und kann direkt losspielen. In vielen Fällen wird das Original recht gut getroffen, manchmal wirkt das Ergebnis aber auch etwas wahllos.
Eigene Einstellungen kann man im Registrierungsspeicher ablegen. Er bietet 32 Speicherplätze (acht Bänke zu je vier Einträgen). Leider lassen sich Registrierungen nicht benennen, man muss sie sich also anhand der Nummern merken.
Songs und Recorder
Das PSR-E443 kommt mit 30 Preset-Songs. Darunter sind Demos für verschiedene Klangfarben sowie einige Standards und Klavierstücke, die vor allem für die Verwendung der Übungsfunktionen gedacht sind. Weitere MIDI-Files können direkt von einem USB-Stick wiedergegeben werden oder per Direktverbindung vom Computer in den etwa 1,5 MB großen Speicher des Keyboards geladen werden.
Mit dem internen MIDI-Recorder kann man das eigene Spiel aufzeichnen und wiedergeben. Der Recorder bietet Platz für zehn Songs. Wenn das nicht reicht, kann man den Speicherinhalt auf dem USB-Stick sichern oder auf den Computer übertragen. Pro Song stehen sechs Spuren zur Verfügung: Eine Begleitspur für den Style sowie fünf Melodiespuren, die sich nacheinander aufnehmen lassen. Damit kann man schon eine ganze Menge anstellen!
Audioeingang
Wenn man einen Audioplayer an den Aux-Eingang des PSR-E443 anschließt, wird dessen Signal dem Keyboard beigemischt und man kann dazu spielen. Für ein Mikrofon eignet sich der Eingang leider nicht! Das Lautstärkenverhältnis zwischen Eingangssignal und den Sounds des Keyboards ist in der Stellung Aux In über einen der Live Control Drehregler einstellbar. Mit der Funktion Melody Suppressor kann man versuchen, die Gesangs- bzw. Melodiestimme zu unterdrücken. Der Suppressor Pan kann mit einem Drehregler justiert werden, um die Funktion auf die Stereoposition der Melodiestimme im Ausgangsmaterial abzustimmen. Dennoch ist das Ergebnis stark abhängig vom Eingangssignal: Bei klar definierten Melodiestimmen mit schmalem Stereobild und ohne viel Hall funktioniert der Suppressor erstaunlich gut, aber sobald die Melodiestimme viel Stereobreite bzw. Hall hat, führt er eher zu unschönen Auslöschungen.
Kurt Woloch sagt:
#1 - 06.01.2015 um 23:56 Uhr
Das mit dem Fill-In nur mit Variationswechsel stimmt nicht ganz... wenn man zweimal kurz hintereinander auf die Taste "Main / Auto Fill" drückt, ertönt auch ein Fill-In, aber das Instrument bleibt danach in der gleichen Variation.
Franziska sagt:
#2 - 08.05.2015 um 14:33 Uhr
Ein gutes Keyboard, bin sehr zufrieden damit!