Die Revstar RSS20 macht trocken angespielt einen recht spritzigen Eindruck, der Ton ist schnell da und das Schwingungsverhalten ist auch gut. Durch die Konstruktion mit den Hohlkammern resoniert die Gitarre etwas anders als eine typische Solidbody und zeigt eher schon einen leichten Semi-Akustik-Charakter. Die Einstellung des Instruments gibt keinen Grund zu Beanstandungen, Halsneigung und Oktavreinheit sind sorgfältig eingestellt, der Sattel ist sauber auf das 010-046 Set Elixir-Saiten gefeilt und die Stimmstabilität ist auf jeden Fall gewährleistet. Bei starken Bendings oder beim Stimmvorgang bleibt keine Saite im Sattel hängen. In dieser Preisklasse sind solche akkurat ausgeführten handwerklichen Arbeiten nicht immer an der Tagesordnung. Der Hals liegt mit einer Stärke von 21 mm am Sattel und 23,9 mm am 12. Bund gut in der Hand, ist aber keine dünne Flitzefinger-Leiste, man hat hier schon etwas Holz in der Hand und es fühlt sich auf jeden Fall gut an. Die Saitenlage hingegen wurde eher auf Flitzefinger eingestellt, was natürlich immer Geschmacksache ist und vom individuellen Anschlag abhängt. Ich habe die Saiten noch etwas nach oben gelegt, damit es bei härterem Anschlag nicht zu schnell schnarrt.
Jetzt kann es mit den Ampsounds losgehen und dafür ist ein Sovtek MIG-50H im Einsatz, der über eine 4×12 Box mit Celestion V30 Speakern läuft. Die Box wird mit einem Beyerdynamic M-160 Mikrofon abgenommen. Wir starten wie gewohnt mit den Cleansounds und dort erst einmal mit einer Kostprobe der fünf unterschiedlichen Pickup-Konfigurationen.
Die Gitarre hat einen recht knackigen Grundsound, der auch von den beiden Humbuckern entsprechend übertragen wird. Der Hals-Pickup klingt sehr ausgewogen, beim Steg-Pickup gibt es eine deutliche Betonung der Höhen und oberen Mitten. Interessant sind die beiden Zwischenpositionen 2 und 4 mit den Phasenverschiebungen. Laut Hersteller wird der jeweils gegenüberliegende Pickup mit einer leichten Verzögerung hinzugenommen, wodurch eine leichte Phasenverschiebung entsteht. In der Position 2 wird das sehr markant und man hat fast das Gefühl, ein feststehender Wah-Effekt mit geringem Anteil wäre hier noch hinzugemischt. Auf jeden Fall erzeugen alle Positionen brauchbare und variable Sounds. Mit dem Tone-Regler können die Sounds wie gewohnt etwas entschärft werden, wobei die Höhenabsenkung recht natürlich klingt, wie ihr im dritten Beispiel hören könnt.
Jetzt geht es an die Overdrive-Sounds und das ist auch das Feld, auf dem die Revstar RSS20 ihren Sound am besten ausspielen kann. Die Pickups bringen einen guten Pegel für Humbucker-Tonabnehmer, der im mittleren Bereich irgendwo zwischen alten Vintage-Pickups und modernen Gain-Keulen liegt. Der Steg-Pickup hat in Verbindung mit Overdrive/Distortion oder einem verzerrt eingestellten Amp ordentlich Höhen für einen schneidigen und vor allem durchsetzungsfähigen Sound im Gepäck. Wenn es dann doch etwas zu bissig sein sollte, kann man natürlich auf den Tone-Regler zurückgreifen, aber hier liefert auch der Focus-Switch eine sehr gute Klangvariante. Wie vom Hersteller beschrieben, werden die Höhen leicht zurückgenommen und Bässe sowie untere Mitten leicht angehoben. Der Ton ist etwas weicher, hat aber mehr Wumms, ist also sehr gut geeignet für Solopassagen, wenn der Ton auf den hohen Saiten etwas scharf wird. Die Tonabnehmer liefern ansonsten eine gute Klangübertragung, bei der die ganzen Feinheiten im Anschlag nicht auf der Strecke bleiben. Die Steuerung des Zerrgrades über den Anschlag lässt sich bei Overdrive-Sounds bis zum Mid-Gain-Brett gut realisieren, im zweiten Beispiel ist das recht gut zu hören. Auch die Werte des Volume-Potis mit Treble-Bleed-Schaltung sind gut gewählt; nimmt man das Poti zurück, wird der Sound schon im ersten Drittel recht gut entzerrt, die Höhen bleiben aber erhalten (Bsp. 4). Somit hat man im Vergleich zu einer „normalen“ Gitarre mit Standard-Humbuckerbestückung und -schaltung schon ein wenig mehr an Sounds im Angebot. Auch die Möglichkeit, mal keinen Coil-Split oder Coil-Tap zu nehmen, sondern mit der leichten Boost-Funktion des Focus-Schalters in die andere Richtung zu gehen, finde ich sehr gelungen und sie hebt das Instrument von anderen ab.
Für dich ausgesucht
Wir kommen nun zu den Fuzz- und High-Gain-Sounds und auch hier kann der Focus-Switch gut benutzt werden, um zum Beispiel ein sägendes Fuzz etwas zu zähmen oder eine weichere Klangvariante für High-Gain-Sounds in petto zu haben.
Der Focus-Switch eignet sich übrigens sehr gut für das Doppeln von Gitarrenspuren mit höherem Zerrgrad. Nutzt man zum Beispiel nur einen Amp mit einer Einstellung, hat man mit gezogenem Tone-Poti bei der zweiten Spur schon eine leichte klangliche Veränderung. Genau das habe ich in der folgenden Aufnahme im Bandarrangement praktiziert. Bei der linken Rhythmusgitarre ist der Steg-Pickup normal, die rechte spielt mit aktivierter Focus-Schaltung. Die Lead-Gitarre habe ich ohne Focus-Switch aufgenommen, damit sie sich in den Höhen besser gegen die beiden Rhythmusgitarren durchsetzt. Bei allen drei Spuren war ein Friedman BE-OD im Einsatz. Diese Kombination hat mir auch am besten in Kombination mit der Revstar RSS20 gefallen, Resultat ist ein moderner High-Gain-Zerrsound mit knackigen Höhen und einem strammen Bassbereich.
Calvin Braun sagt:
#1 - 11.05.2022 um 01:57 Uhr
Das ist leider einer der Testberichte der hauptsächlich Firmen Public Relation blurb zitiert. Wie z.b.: bei der Chamber-Technik geht es allerdings in diesem Fall weniger um Gewichtsersparnis, sondern eher um eine Verbesserung der Ansprache und des Schwingungsverhaltens. Ha ha ha. Was auch immer das bedeuten soll ;-(
Skinner sagt:
#2 - 28.11.2023 um 21:46 Uhr
Ich muss sagen, als ich die RSS 20, angetestet habe, dass es für mich eine fantastische Gitarre ist und sie sofart mitgenommen. Für mich auch perfekt bespielbar. Jeden Augenblick, den ich dieses Schallgebälk in den Händen habe und höre, bin ich völlig glücklich. Clean bis Heavy und sie macht immer einen brillianten und druckvollen Sound. Meine Strat, die Custom Shop Tele und die Paula Standart verkaufe ich nun und stelle auf Revstar um. Mit der Paula war ich eh nie zufrieden und auf den Fenders musste ich immer kämpfen. Die Rev spielt sich wie von alleine. Zum Test ist ein richtig gutes Stück enstanden. Schade, dass es dafür kein Tutorial bzw. Tabs gibt.