Details
So untypisch ein Rockset für Yamaha ist, so untypisch geht es im Detail prompt weiter. Während Kessel heutzutage überwiegend aus Ahorn oder Birke gefertigt werden, ist das Rock Tour wortwörtlich aus einem anderen Holz geschnitzt. Freunde alter Ludwig oder Gretsch Sets werden nun mit der Zunge schnalzen, denn das Rock Tour ist aus Mahagoni! “Big-Leaf-Mahagoni”, um genau zu sein. Mahagoni wird auf Grund seiner schönen rötlichen Optik, den klanglichen Eigenschaften und der hohen Strapazierfähigkeit schon seit langem für den Bau verschiedenster Musikinstrumente genutzt. Jedoch findet Mahagoni im Bau von Schlagzeugen nur noch selten Verwendung und wurde überwiegend von den oben erwähnten Hölzern Ahorn oder Birke abgelöst. Mein zu testendes Set ist in sogenanntem “Matte-on-Matte”-Finish lackiert. Die Kessel sind aus neunlagigem Mahagoni, 6 mm stark, verfügen über sauber gearbeitete 45°-Gratungen, mattchromen dreifach geflanschten Spannreifen sowie Yamahas YD-Böckchen. Wem das eher zu matt ist, der kann aus der Vielfalt an verschiedenen Finishes von “Texture Red” bis “Texture Green Sunburst” seinen persönlichen Favoriten auswählen.
Die Toms (12” x 08” und 16” x 15”) sind oben bereits vom Werk aus mit Pinstripes, und unten mit Clear-Diplomat-Fellen von Remo bestückt. Das Hängetom ist mit Yamahas so genannter Y.E.S.S.-Halterung (das steht für “Yamaha Enhanced Sustain System”) ausgestattet. Diese Aufhängung minimiert dank spezieller Gummis den Kontakt zwischen Kessel und Halterung und läßt dadurch die Trommel freier schwingen. Die Floortom steht auf drei Beinen, deren oberes Ende extrem grob ist. Dadurch gestaltet sich das Einstecken der Beine in die jeweilige Rosette sehr ruppig und rau. Dreht man die Schraube zu, sitzen die Füße steif und fest am Kessel. Vorteil: Die Floortom steht bombenfest und hält auch noch so wuchtigen Schlägen stand.
Hochwertig bespannt ist auch die Bassdrum (22” x 18”) mit Remo Ebony P3 auf der Front und einem Remo Clear P3 auf der Rückseite. Das Frontfell ziert ein neu gestaltetes Yamaha-Stimmgabel-Logo. Die Bassdrum hat keine Rosette für eine Tom-Halterung, was ihrem Sound sicherlich zugutekommt, denn dadurch kann der Kessel freier schwingen. Bei den Böckchen der Bassdrum offenbart sich allerdings die erste Sparmaßnahme in der Herstellung des Sets. Die Böckchen haben an ihrer Kopfseite unterschiedlich viele und unterschiedlich starke Dellen. Teilweise kann ich sogar kleine Risse am Rand erkennen. Beeinträchtigt wahrscheinlich nicht den Sound, allerdings die Lebensdauer der Böckchen. Kleiner Pluspunkt nach der Rüge: Die Böckchen für die Bassdrum sind mit breiten Gummis unterlegt, so dass beim Spannen der Felle der Holzspannreifen optimal vor Kratzern und Macken geschützt ist.Die Beine der Bassdrum sind ebenfalls einfach gestrickt. Kleine Dornen halten die große Trommel auf Teppichböden sicher an Ort und Stelle – das ist eigentlich Standard an jeder Bassdrum. Jedoch können sie beim Rock Tour nicht ‚eingefahren‘ werden! Stellt man sein Set nun zum Beispiel auf Holzboden, hinterlässt man zwei schöne, tiefe Kerben, welche die Dornen der Bassdrumfüße hinterlassen. Fazit: Einen möglichst dicken Teppich besorgen und IMMER mitnehmen!
Rock Tour wird allgemein als Shellset angeboten. Rock Tour Snare ist optional erhältlich, aber zum Test wurde mir dennoch die passende Snare mitgeliefert. Diese ist ebenfalls ‚Matte on Matte‘, der 14“ x 6“ Kessel ist allerdings aus 6-Innenlagen Mahagoni und 2-Aussenlagen Eschenholz. Remo Ambassador Felle spannen sich oben (coated) und unten (clear) über die Snare, gehalten von 1,6 mm starken Triple Flange Spannreifen und den YD-Böckchen. Für das richtige Rascheln sorgt ein 20-spiraliger High Carbon Snare Teppich, der von einer äußerst rudimentären Abhebevorrichtung gespannt wird. Optisch abgerundet wird jede Trommel vom V-shaped Rock Tour-Abzeichen mit geprägtem Yamaha-Logo. Damit kann man sich sehen lassen! Bleibt die Frage, ob es klanglich auch so keck daher kommt und überzeugen kann. Das Rock Tour in der Praxis…