Umhängekeyboards, englisch auch „Keytar“ (“Key”-Taste + Gui “tar”) genannt, haben alleine schon einen historischen Hintergrund: Visuell sind sie untrennbar mit den 1980er Jahren verknüpft, denn zeitgleich mit ihrem Aufkommen, war es auch bei Keyboarder musikalisch ganz groß in Mode, mit Tastensounds zu solieren. Nun sind seitdem rund vierzig Jahre vergangen und auch musikalisch wird das klassische Synth-Solo – wenn es überhaupt zum Einsatz kommt – eher wie ein retroeskes Zitat behandelt. Das ändert nichts daran, dass es für jeden Keyboarder (und auch fürs Publikum) eine willkommene Abwechslung ist, wenn sich der/die Tasten-mann/-frau mal an den Bühnenrand traut und zeigt, was er/sie da so macht.
Da kommt das Yamaha Sonogenic SHS-500 eigentlich wie gerufen, denn es ist nicht nur ziemlich günstig, sondern verfügt auch über eine integrierte Klangerzeugung inklusive Effekte, kann auf vielerlei Arten MIDI-Daten senden und empfangen, assistiert mit einer Mitspiel-Funktion und lässt sich bei Bedarf mit Batterien oder Akkus betreiben. Wir haben das Yamaha SHS-500 auf seine Einsatzmöglichkeiten hin überprüft.
Details
Beim Sonogenic SHS-500 handelt es sich um ein Drei-Oktaven-Umhängekeyboard mit anschlagdynamischen Mini-Tasten, einer integrierten 48-stimmigen Klangerzeugung plus Effekt-Einheit. Das Keyboard kann wahlweise über USB-, Bluetooth- oder DIN MIDI-Daten senden und empfangen und agiert sogar als vollwertige 2 In/Out-Soundkarte im DAW-Verbund, wodurch es sich bereits deutlich vom einfachen Consumer-Produkt abhebt.
Die 30 integrierten Sounds können wahlweise über Kopfhörer, Line-Out und einen integrierten Lautsprecher hörbar gemacht werden. Flankierend bieten Yamaha mit „Chord Tracker“ eine kostenlose App (iOS/Android), die in der Lage ist, Audio-Songs rhythmisch und tonal zu analysieren, um sie als Playback zu nutzen – doch dazu später mehr. Das Keyboard ist derzeit in einer roten und schwarzen Farbvariante erhältlich. Wir haben uns für den Test für die plakative, rote Version entschieden.
Auspacken
Dem Standard-Karton entnehme ich das Sonogenic selbst, ein passendes Netzteil, einen Umhängegurt, ein Mini- auf Standard-DIN-Breakout-Kabel sowie eine mehrsprachige, gut verständliche Bedienungsanleitung.
Erster Eindruck
Mit gerade einmal 1,5 Kilo ist das SHS-500 ein echtes Fliegengewicht. Kein Wunder, denn abgesehen von den Ösen zur Befestigung des Umhängegurts ist hier alles aus Plastik. Was in diesem speziellen Fall nicht weiter schlimm ist – vielmehr passt es irgendwie ganz stimmig in die grundsätzlich etwas „cheesige“ Anmutung dieses Instruments. Durch die kleinen Tasten, die dennoch drei Oktaven umfassen, wirkt das Sonogenic ein bisschen spitzer und länger als andere Vertreter dieser Gattung, wie z. B. das „Alesis Vortex“ oder das „Roland AX-Edge“.
Dem Spielgefühl tut das keinen Abbruch und einmal umgehängt, trägt sich das Keyboard aufgrund des geringen Gewichts sehr angenehm. Der dazugehörige Gurt wird dazu an zwei Ösen auf der Unterseite befestigt. Danach lässt sich das Keyboard mittels der Längenverstellung in eine persönlich angenehme Spielposition bringen. Ebenfalls an der Unterseite liegt das Batteriefach, in dem wahlweise sechs AA-Batterien oder Akkus Platz nehmen dürfen. Während des gesamten, drei Tage dauernden Tests, gelang es mir nicht die Zellen leer zu spielen. Selbst am Ende des letzten Tages zeigte die Batteriestandsanzeige im Display noch die volle Balkenzahl.
Das Durchhaltevermögen wird von einer Auto-Off-Funktion unterstützt, die nach einer einstellbaren Zeit (5, 10, 15, 30, 60 Minuten) das Keyboard automatisch deaktiviert. Einziger Kritikpunkt: Legt man das Sonogenic auf einen Tisch, beispielsweise um es als Einspielkeyboard in die DAW zu verwenden, merkt man, dass die Unterseite leicht abgerundet ist, denn die Tastatur wackelt munter vor und zurück. Das ist besonders vor dem Hintergrund ärgerlich, als dass das Sonogenic mit seiner integrierten USB-Soundkarte eigentlich eine schöne All-In-One-Lösung für das kleine Computer-Arbeitssetup ist.
Anschlüsse
Das SHS-500 gibt sich in Anbetracht der Preisklasse, ausgesprochen verbindungsfreudig. Abgesehen von einem Kopfhörer-Ausgang (Stereo-Miniklinke), findet sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Mono-Line-Out und ein Stereo-Aux-In (Miniklinke). Auf der Unterseite befindet sich die Netzteil-Buchse und auf der Rückseite, versteckt hinter einer Gummi-Blende, ein USB-Port sowie eine Mini-DIN-Buchse zum Anschluss des DIN-MIDI-Adapters.
Bedienelemente
Neben der anschlagdynamischen Drei-Oktaven Tastatur, die sich Klassen-üblich bedient, verfügt das SHS-500 noch über eine ganze Reihe weiterer Bedienelemente: Allen voran ein beleuchtetes zweizeiliges, 32-stelliges LC-Display, das zur Anzeige von Parameterwerten, Sounds und – im Jam-Modus – Akkorden dient. Im farblich schwarz abgesetzten „Griff“ befinden sich dann die Funktionen: Transpose (+/-), Oktavlage (+/-), ein Taster zum Aktivieren des Jam-Modus, die Jam-Steuerung (vor, Play/Pause, zurück), ein Sustain- und ein Funktion- und Exit-Taster. Darüber hinaus noch zwei relativ kleine Drehräder, mit denen sich der Pitchbend und die Modulation befehligen lassen.
Auf der rechten Seite sitzen zwei Potis von denen das Größere der Einstellung des Effektanteils dient, den man über den darunter liegenden Schieberegler auswählt. Das kleinere Poti hingegen dient der Dateneingabe. Schlussendlich herrscht man mit einem an der rechten Seite bündig mit dem Gehäuse abschließenden Rädchen über die Lautstärke des Instruments. Schön: Fast alle Spiel-Funktionen (Jam, Sustain, Pitch, Modulation, etc.) signalisieren durch eine LED, wenn sie betätigt werden.