PRAXIS
Der Geräteaufbau läuft denkbar einfach ab. Möchte man die Gummifüße nutzen, muss man diese nur der gewünschten Ausrichtung entsprechend auf die Gehäuseseiten aufstecken und schon steht die Box. Doch lässt sich feststellen, dass diese einen etwas wackeligen und nicht sonderlich vertrauenserweckenden Eindruck machen. Ist die Box dann noch mit Strom versorgt, kann der Test auch schon losgehen.
Musikwiedergabe über die Stagepass 200BTR
Um die Box mit meinem Smartphone zu verbinden, muss ich nur für ein paar Sekunden den Bluetooth-Button gerückt halten und schon wird mir die Stagepas 200BTR als Wiedergabegerät angezeigt. Das Verbinden an sich läuft auch ohne Probleme ab.
Mein erster Klangeindruck der Box ist etwas hohl und spitz, dazu muss man aber auch sagen, dass ich Musik sonst nur über HiFi-Lautsprecher und über Kopfhörer höre, die eher bassbetont agieren. Oder über unsere hochauflösenden Studiomonitore. Die dann gegen eine knapp 800,- Euro teure Alleskönnerbox, bei der man für viel mehr als nur für den Lautsprecher bezahlt, zu halten, wäre nicht sonderlich fair.
Außerdem ist das Problem dank der EQ-Regler auch schnell Geschichte – ohne Weiteres lässt sich so ein zufriedenstellender Gesamt-Sound nach Geschmack einstellen. Nur superfette Sub-Bässe sollte man bei einem Fullrange-Lautsprecher, dessen Wiedergabe bei 60 Hz anfängt, nicht erwarten. Für seinen 8 Zoll Durchmesser gibt der Treiber trotzdem ganz gut Wumms her.
Soundcheck über Kopfhörer – klappt das?
Wer möchte, kann den Ausgang auch für eine Kopfhörer nutzen und geräuscharm vormixen. Das funktioniert auch ganz gut, natürlich müssen die Signale nach Aufdrehen des Master-Reglers dann doch der räumlichen Umgebung und der Eigenlautstärke der Instrumente angepasst werden. Trotzdem ist das für Musiker und Gruppen, die mit ihrem Soundcheck nicht das wartende Publikum nerven möchten, mit Sicherheit interessant.
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Effekte und Presets der Stagepas 200BTR
Wie bereits erwähnt, hat man schon anhand der Drehknöpfe Zugriff auf einige Sound-Presets. Im EQ-Bereich äußert sich das so, dass, wie der Main-Ausgang auch, jeder Kanal erstmal linear genutzt werden kann, eziehungsweise mit einem Low-Cut oder einem Smiley-Frequenzbild versehen werden kann. Dazu gesellen sich bei Kanal 1, 2 und 3 jeweils ein Preset, das auf Mikrofone vorgefertigt ist und eines, das für Keyboards oder Gitarren bereitsteht. Die letzten zwei Kanäle dagegen sind auf Musik oder Keyboard geeicht.
Diese Voreinstellungen klingen allesamt OK und können gerade Anfängern, die ohne großes Hin und Her einen brauchbaren Mix auf die Beine stellen möchten, mit Sicherheit den Alltag erleichtern.
Was die Effekte angeht, so habe ich die Wahl aus vier subtil bis aggressiv anwendbaren Kombinationen. Als erstes wäre da die einfache Hall-Zumischung, in Form von Room, Hall, Plate oder Echo, dessen Ausklingzeit ich im Main-Bereich regeln kann. Diese klingen ebenfalls alle gut und finden je nach Genre und Song-Typ ihren Platz im Mix. Die darauffolgenden drei Settings kombinieren diesen Hall dann mit Chorus oder Delay oder allen dreien zusammen. Den Delay-Effekt gilt es allerdings zunächst mit Vorsicht zu genießen, der ist nämlich am Gerät nicht in seinen Zeiten zu verändern und wirkt daher, spielt man nicht in dessen Tempo, eher chaotisch. Abgesehen davon finde ich, dass die Voreinstellungen der Effekte durchaus musikalisch klingen.
Klangbeispiele
Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, euch ein paar Klangbeispiele zur Verfügung zu stellen. Dafür habe ich ein paar Akkorde auf meiner J45 eingespielt und dann als Line-Signal in die Box geschickt. Die wurde dann über zwei Neumann KM184 in X/Y-Aufstellung auf etwa 2,5 m Entfernung und durch einen Avalon AD2022 in Cubase aufgenommen.
Warum habe ich die Box nicht wie einen Gitarrenamp direkt am Lautsprecher abgenommen? Weil ihr in der Fußgängerzone oder bei der Kneipenshow ja nun auch nicht mit dem Ohr vor dem Grill hocken würdet. Dementsprechend kann ich euch einen recht authentischen Sound bieten.
Mixing am Gerät
Das Mikrofon-Setup bleibt für diesen Test dasselbe. Da ich allerdings nur eine Person bin und nicht mehrere Instrumente gleichzeitig spielen und live mischen kann, musste ich auch hier die einzelnen Spuren vorweg aufnehmen.
Dafür kamen zum Einsatz: ein Nord Electro, meine Gibson J-45 mit Kapodaster, weil ich keine Mandoline besitze und ein Fender Jazzbass. Und weil es so etwas spannender wird, habe ich zuletzt auch einen Streichersatz hinzugefügt.
Im Video gebe ich ein Beispiel, wie ihr in kurzer Zeit ohne besonderen Aufwand einen Song am Control-Pannel der Stagepas 200BTR abmischen könnt. Dazu bediene ich mich hauptsächlich der EQ-Möglichkeiten und des einfachen Hall-Effekts in halb aufgedrehtem Zustand. Nur auf der Gitarre wurde weiterhin etwas Chorus dazugemischt.
Der Stagepas Controller als App gibt mehr Freiheit
Lade ich mir den Stagepas Controller auf mein Smartphone kann ich mich problemlos mit meiner Testeinheit verbinden. Wer sich bis hierhin gefragt hat, was den Preis der BTR200 denn rechtfertigen möge, schließlich gibt es ja eine Menge Autark-PAs, die einen groben Mix möglich machen, der findet seine Antwort hier.
In der App lassen sich nämlich Funktionen bedienen, denen ihr auch in etablierten Digital-Konsolen begegnet.
So etwa ein EQ, der sich zwar weiterhin als Klangregler bedienen lässt, auf Knopfdruck aber auch auf einen parametrischen 4-Band-EQ umschaltet. Diese vier Bänder sind in Breite, Verstärkung und Form änderbar und bieten detaillierteste Konfigurationsmöglichkeiten. Zudem habe ich jetzt auch Zugriff auf einen Kompressor pro Kanal. Auch hier kann ich alle wichtigen Einstellungen regeln und so zum Beispiel Pegelspitzen abfangen.
Presets und Mikrofon-Simulationen
Außerdem stehen mir nun mehr Presets für Stimmen, Perkussion oder Gitarren zur Verfügung. Nicht zu vergessen Mikrofon-Simulationen der einzelnen Pre-Amps. Um euch diese vorzuführen, habe ich euch eine Gitarre in drei Versionen aufgenommen: Eine, die lediglich das EQ-te D.I.-Signal aufweist, eine, die ein dynamisches Mikrofon simulieren soll und eine Kondensator-Version. Mir sagt weiterhin der unbehandelte Pickup-Sound zu, ich denke allerdings, dass es bestimmt auch Situationen und Gitarrenmodelle gibt, bei denen diese Sims durchaus von Vorteil sein können.
Die Effekte lassen sich nun ebenfalls unabhängig voneinander regeln und zumischen. Zum Beispiel kann ich jetzt auch das Delay in seinen Zeiten und den Chorus in allen nötigen Parametern, wie Depth, Geschwindigkeit oder LPF konfigurieren. Auch dafür habe ich ein Soundbeispiel für euch parat und den Song aus dem Video ein weiteres Mal abgemischt. Jetzt allerdings von der Regie aus mit dem Smartphone. Hier kommt auch das Delay auf der Gitarrenspur zum Einsatz.
Allen, die noch Vergleichsprodukte suchen, denen kann ich folgende Tabelle ans Herz legen. Die Bose S1 Pro+ hatte ich ja letztens auch schon im Test, zwar in erweiterter Form mitsamt Funksendern – die könnte in Sachen Funktionsvielfalt ja auch den einen oder anderen einen Blick wert sein.
Bose S1 Pro+ | EV Everse 8 | Yamaha Stagepas 200BTR | |
Preis | 765,- € | 799,- € | 798,- € |
Akku-Leistung | 11 h | 12 h | 10 h |
Frequenzbereich | 62 – 17000 Hz | 15 – 20000 Hz | 60 – 20000 Hz |
Gewicht | 6,5 kg | 7,6 kg | 13,3 kg |
Bluetooth | ja | ja | ja |
Max SPL | 103 dB | 121 dB | 125 dB |
Klaus Kaupp sagt:
#1 - 22.02.2024 um 23:21 Uhr
Klingt vielversprechend, dieser Test. Zu den Ausgängen: Stereoklinke / Linkausgang? Bedeutet das, man kann zwei Systeme verlinken und die Eingänge verdoppeln?