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Yamaha YDP-143 Arius Test

Praxis

Sounds

Selbstverständlich ist bei einem Digitalpiano der Klavierklang das A und O. Yamaha nutzt bei unserem Testkandidaten seine firmeneigene Pure CF Sound Engine zur naturgetreuen Reproduktion eines akustischen Flügels. Dabei handelt es sich um Samples, die einem Yamaha CF III Flügel entstammen. Im Vergleich zum Vorgängermodell soll besagte Pure CF Sound Engine weiterentwickelt worden sein, allerdings wird nicht konkret benannt, worin diese Weiterentwicklung besteht. Verbessert wurde in jedem Fall die Polyphonie, die nun 192 statt wie bisher 128 Noten beträgt. Angst vor abreißenden Noten braucht man also selbst bei vollen Akkorden und intensivem Pedaleinsatz nicht zu haben.
Das YDP-143 bietet drei verschiedene Klaviersounds, die jeweils unterschiedliche Charakteristiken haben. Der erste Pianosound ist ein brillanter, durchsetzungsfähiger und drahtig klingender Flügel, so wie man es von Yamaha gewohnt ist. Die Samples bieten eine detaillierte Auflösung der verschiedenen Dynamik-Stufen und harmonieren sehr gut mit der Tastatur. Somit ist ein ausdrucksstarkes Klavierspiel möglich. Dabei helfen auch die Halbpedal-Erkennung und die implementierte Dämpfer-Resonanz, die zwar nicht besonders stark zur Geltung kommt, dennoch aber zur naturgetreuen Simulation des Klavierklangs beiträgt. Selbstverständlich darf man bei einem Digitalpiano dieser Preisklasse keine Wunder erwarten. Wer mit Finessen wie der Reproduktion von Dämpfergeräuschen rechnet, wird enttäuscht. Auch beim Ausklang macht sich der offensichtlich reduzierte Samplespeicher bemerkbar, denn bei länger liegenden Noten hört man die Loops, mit denen die Samples künstlich verlängert werden, schon recht deutlich. Ich finde das allerdings gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis absolut akzeptabel, und vermutlich werden sich die wenigsten Anfänger oder Gelegenheitspianisten daran stören.
Im ersten der beiden folgenden Hörbeispiele ist ein MIDI-File zu hören, das in vielen anderen unserer Digitalpiano-Tests zum Einsatz kommt – unter anderem beim Vorgänger YDP-142. So könnt ihr den Klang am besten vergleichen. Die zweite Aufnahme wurde auf der Tastatur des YDP-143 live eingespielt.

Audio Samples
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Piano 1a (Vergleichs-Aufnahme) Piano 1b

Der zweite Klaviersound hat einen warmen, lyrischen Charakter und klingt sehr viel dezenter als Piano 1, wirkt aber keineswegs matt. Mir persönlich gefällt diese Variante fast noch besser als der erste Sound:

Audio Samples
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Piano 2

Der dritte Klavierklang im Bunde ist ein glasklares, helles, etwas nasales Rockpiano, das sich im Bandkontext sicher gut durchsetzt.

Audio Samples
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Piano 3

Ich gehe davon aus, dass es sich bei den drei Klaviersounds nicht zwangsläufig um drei verschiedene Samples handelt, sondern dass alle Varianten auf denselben Grundsound zurückgreifen, aber unterschiedliche EQ und Reverb-Einstellungen nutzen, um sich voneinander abzugrenzen. Das alles tut- dem insgesamt positiven Eindruck keinen Abbruch. Klavierspielen auf dem YDP-143 macht zweifellos Spaß und sorgt für gute Laune, zumindest bei mir.
Wie bei nahezu allen Homepianos üblich bietet auch unser Testgerät noch weitere Sounds. Nicht fehlen darf bei Yamaha natürlich das FM Piano aus dem guten alten DX7, damit man auch zuhause Phil-Collins-Balladen stilecht interpretieren kann:

Audio Samples
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FM Piano

Auch an die Simulation eines Fender Rhodes hat man gedacht, die nach meinem Dafürhalten sogar recht gut gelungen ist, denn ein beherzter Griff in die Tasten kann diesen Sound richtig zum Knarzen bringen:

Audio Samples
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E-Piano

Das Cembalo macht ebenfalls eine gute Figur und wird Freunden von Barockmusik vermutlich gefallen:

Audio Samples
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Harpsichord

Ein Vibraphon mit einem leichten Tremolo-Effekt ist natürlich auch mit an Bord, außerdem zwei Orgeln, von denen die Erste sowohl eine dezent registrierte Kirchenorgel als auch eine Drehorgel abbilden kann. Die Jazz-Orgel klingt trotz des deutlichen Percussion-Anteils und der Leslie-Simulation, die man mit dem linken Pedal in der Geschwindigkeit regeln kann, leider nur entfernt nach Hammond. Auch die Strings sind allenfalls als nette Dreingabe zu betrachten, die im Layer mit einem Piano beispielsweise einen passablen Pad-Sound liefern kann.

Audio Samples
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Vibes Pipe Organ Jazz Organ Strings

Zur Klangveredelung und Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten bietet das YDP-143 einen eingebauten Hall. Vier verschiedene Typen stehen zur Auswahl, die sich dem jeweiligen Sound mit regelbarer Stärke hinzufügen lassen. 

Dual-Mode

Wie eben erwähnt kann man mit dem YDP-143 auch Sounds kombinieren, und zwar als Layer, sodass zwei Sounds gleichzeitig erklingen. Yamaha nennt das Dual-Mode. Wer also sein Piano mit Streichern unterlegen möchte, kann das sowohl am Instrument selbst als auch über die App vornehmen. Einstellen lassen sich auch die Transponierung in Oktavschritten und die Balance zwischen den beiden Sounds. Abspeichern kann man derartige Eigenkreationen (wie oben erwähnt) lediglich in der App, nicht aber im Gerät selbst.

Interne Boxen

Nicht erwähnt wurden bisher die internen Boxen, die an der Unterseite des Spieltisches ins Gehäuse eingelassen sind. Zwei Speaker mit jeweils 6 Watt Ausgangsleistung liefern einen erstaunlich klaren und verzerrungsfreien Ausgangspegel, mit dem man problemlos auch ein größeres Zimmer beschallen oder sich gegen einen Chor behaupten kann. Yamaha hat dem YDP-143 die Features „Intelligent Acoustic Control“ und „Acoustic Optimizer” spendiert. Wie diese genau arbeiten, verrät der Hersteller nicht, es handelt sich aber vermutlich um eine Art Kompressor/Limiter, der ein weitestgehend verzerrungsfreies Klangbild liefert. Lediglich bei vollem Anschlag gehen die Boxen im Forte in die Knie und fangen an zu knuspern, aber bis dahin sind genügend Reserven vorhanden. Und wem die interne Verstärkung nicht genügt, der kann ja mit Hilfe des Kopfhörer-Ausgangs Anschluss an eine größere Anlage suchen. Für den Hausgebrauch wird das nicht nötig sein.

Tastatur und Pedale

Wie auch im Vorgängermodell wurde im YDP-143 die Graded Hammer Standard Tastatur verbaut. Graded Hammer steht für eine graduierte Gewichtung der Hämmer, die bei einem echten Flügel im Bassbereich etwas schwergängiger als im Diskant sind. Das Arius-Piano simuliert dieses Phänomen, wenn auch nicht besonders ausgeprägt. Ohnehin ist die Gewichtung der Hammermechanik nicht so schwer, wie man es von einem akustischen Instrument kennt, sondern eher leichtgängig und flink, was ich allerdings gar nicht als Nachteil empfinde. Tastaturen sind ja immer auch eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Vorliebe, aber gerade Anfänger werden sich über die dankbare Handhabung und das schnelle Repititionsverhalten freuen. Als angenehm empfand ich bei der Klaviatur, dass trotz der Leichtgängigkeit nicht der Eindruck entsteht, man hätte zu wenig Gewicht unter den Fingern oder die Tasten wären labbrig. So ist auch nuancenreiches, dynamisches und vor allem flinkes Spiel möglich.
Die im unteren Gehäusebalken integrierten Pedale bieten Soft, Sostenuto und Sustain (Haltepedal) und verrichten ihren Dienst anständig. Um zu verhindern, dass sich der untere Querbalken bei beherztem Treten unter der Last gen Boden neigt, kann man die mittig platzierte Distanzschraube herausdrehen. Erfreulich ist die bereits erwähnte Halbpedal-Erkennung, mit der man die Pedalstärke dosieren kann.

Zusatzfunktionen

Da sich das YDP-143 ja fraglos an Einsteiger und Musikschulen richtet, sind ein paar Zusatzfunktionen erwähnenswert. Praktisch ist der Duo-Mode, bei dem die Tastatur in zwei Bereiche mit identischem Tonumfang geteilt wird, was für Unterrichtszwecke sehr hilfreich sein kann. Außerdem hat das Digitalpiano neben den 10 Demo-Songs auch 50 Preset-Songs eingepflanzt bekommen, die Perlen der klassischen Klavierliteratur enthalten und zum Üben anregen sollen. Wer sein Timing mit einem Metronom trainieren möchte, kann auf einen internen Taktgeber zurückgreifen. Auch einen Recorder mit zwei Spuren gibt es, allerdings sind zum Aufnehmen die bereits erwähnten Apps (in diesem Fall My Music Recorder oder Music Diary) besser geeignet. 

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