Am 11. Mai ging mit dem Finale in Malmö der alljährliche Eurovision Song Contest zu Ende. Der nonbinäre Artist Nemo aus der Schweiz konnte den Wettbewerb für sich entscheiden. Im Nachhinein wird das Event aufgrund einiger Aufreger kontrovers diskutiert. Nemo schwenkte trotz Verbots die non-binary Flagge, die irische Künstlerin Bambie Thug musste pro-palästinensische Slogans aus ihrem Outfit streichen und die israelische Künstlerin Eden Golan musste ihren Songtext ändern.
Bei der Pressekonferenz nach der Show kritisierte Nemo die Europäische Rundfunkunion (EBU) und ihre strenge Flaggenpolitik, die nur die Flaggen der teilnehmenden Nationen sowie die Regenbogenflagge erlauben, nicht aber zum Beispiel die non-binary Flagge. „Ich musste meine Flagge reinschmuggeln, weil die Eurovision das verboten hat, aber ich habe es trotzdem getan, also hoffe ich, dass einige Leute das auch getan haben. Aber, ich meine, kommt schon, das ist eindeutig eine Doppelmoral. (…) Vielleicht muss die Eurovision hin und wieder ein bisschen repariert werden.“
Bambie Thug aus Irland musste das geplante Outfit anpassen, da es gegen die geltende Bestimmung verstieß, keine politischen Botschaften zu transportieren. Ursprünglich sollten die Wörter „Ceasefire“ (Waffenstillstand) und „Freedom“ (Freiheit) als Körperbemalung getragen werden.
Eine Sprecherin der Europäischen Rundfunkunion sagte dazu: „Die Schrift, die auf Bambie Thugs Körper während der Kostümproben zu sehen war, verstieß gegen die Wettbewerbsregeln, die den unpolitischen Charakter der Veranstaltung schützen sollen“. In einem Interview schoss Bambie Thug zurück: „Ich will nur sagen, wir sind das, was die Eurovision ist. Die EBU ist nicht das, was die Eurovision ist. Scheiß auf die EBU.”
Um den Song von Israels Kandidatin Eden Golan gab es im Vorfeld ebenfalls Wirbel, da ihr eingereichter Song politische Botschaften enthielt und daher abgelehnt wurde. Nach mehreren Anläufen und Änderungen von Text und Titel gab es dann die Freigabe. Doch die Teilnahme Israels selbst löste Gegenreaktionen aus, Stimmen nach dem Ausschluss des Landes wurden laut. Musiker Jason Kwan gab zu Bedenken, dass es gerade politisch sei, Israel einzubeziehen, aber pro-palästinensische Künstler*innen wie Bambie Thug zu zensieren.
Der Vorstand des Events will im Nachgang nun die „nicht den Regeln und dem Geist des Wettbewerbs“ entsprechenden Aktionen noch einmal prüfen. „Wir bedauern, dass einige Vertreter:innen beim Eurovision Song Contest in Malmö den Geist der Regeln und des Wettbewerbs sowohl vor Ort als auch während der Übertragungen nicht respektiert haben. (…) Während der Veranstaltung sprachen wir mit einer Reihe von Vertreter:innen über verschiedene Themen, die zu unserer Kenntnis gebracht wurden.“
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