PRAXIS/SOUND
Bei dem vorliegenden Arsenal an Becken stehen etliche der Cymbals für sich, andere funktionieren sehr gut im System, vor allem die Standard-Crashes.
Die Größen 15“, 16“, 18“ und 20“ sind von mir getestet worden, links seht ihr den kleinsten und den größten der Lärm-Macher. Beim Spielen wird mir schnell klar: Die vier Crashes ergänzen sich glänzend. Insgesamt lässt sich der Klang als gut ausgewogen bezeichnen, wobei diese Rundmetalle deutlich an die Tradition der großartigen Avedis Crashes aus den Sechzigern und Siebzigern anknüpfen können, welche seit jeher weniger „washy“ klingen, dafür aber angenehm klangvoll und kontrolliert klirren. Das liegt sowohl an der berühmten B20-Metallmischung als auch daran, dass in dieser Serie nicht gekleckert, sondern geklotzt wird – das Metall ist also insgesamt mindestens mitteldick, was allerdings zu einer etwas zähen Ansprache der Cymbals führt. Bemerkenswert ist, dass die Crashes einen auffällig gleichartigen Klangcharakter haben und daher perfekt miteinander harmonisieren. Obwohl die Testbecken – wie alle anderen auch – willkürlich aus der Produktion gegriffen wurden, wirkt das Setup handselektiert. Das spricht für die allgemein positive Entwicklung bei Zildjian, die sich in den letzten Jahren besonders durch schwankende Qualität und mangelnde Konstanz um Teile ihrer Stammkundschaft gebracht hatten. Eine stimmige tonale Abstimmung hätte dem Ganzen die Krone aufgesetzt, wäre aber der Entwicklung der gesamten Beckenindustrie wahrscheinlich um Jahrzehnte vorgegriffen.
Als gutes Arbeitstier erweist sich auch das 21“ Ride-Becken. Der typische Ride-Ping variiert je nachdem ob er auf der rauhen oder auf der gläzenden Oberfläche gespielt wird, zwischen äußerst transparentem und klarem Klang mit gut kontrollierbarem und voluminösem Sustain und etwas weicherem Sound mit weniger Attack.
Auch bei aggressiverer Spielweise oder Crash-Ride-Situationen schlägt die gelungene Rock-Konzeption durch: Das Becken schaukelt sich nicht auf und das vollkommene Klangspektrum bleibt transparent und kontrollierbar. Der Kuppensound ist genauso klar und glatt wie seine gläzende Oberfläche und ist dynamisch sehr variabel ohne bei höheren Lautstärken in das von anderen Becken bekannte hochfrequente „Kreischen“ abzugleiten.
Für dich ausgesucht
Zusätzlich zur Standardausstattung wartet Zildjian mit einigen Innovationen auf, die entweder alte Zeiten wieder aufleben lassen oder – wie im Fall der Hi-Hats – so noch nie gesehen wurden: Soundkerben im Becken-Bottom. Dabei handelt es sich um große Aussparungen, die sowohl für einen knackigen „Tschick“-Sound sorgen als auch für präzises Spiel bei geschlossener Hi-Hat durch besonders kurze und präsente Hits.
Dadurch, dass die Auflagefläche zwischen den Hats unterbrochen ist, ist die Gefahr geringer, dass sich die Becken aufschaukeln. Die Luft kann bei schliessenden oder geschlossenen Becken schnell entweichen, was für direkten Kontakt sorgt und “Luftpolster” verhindert. Bei den beiden gestesteten Hihat-Paaren gibt es eine klare Rollenverteilung: Die 14“-Becken sind ein guter Allrounder mit durchsetzungsstarken hohen Frequenzen, Die 15“-Hats ordnen sich normal gespielt im Drumsound unter, jedoch ohne Projektion einzubüßen. Sie sind eher für schwereren Rock der harten Gangart geeignet. Wer seine Sticks zu opfern bereit ist, wird auch im – für die Rezos leider typischen – Sägespäne-Regen extrem laut gespielter Rocksongs einen runden Gesamtklang erleben. Sogar unter härtester Belastung liefert die gesamte Serie stets ein sehr gutes Klangergebnis.
Die Avedis Rezo Pang Becken in 16 und 18 Zoll sind eine absolute Neuheit für mich und Drummer meiner Generation. Allerdings gab es vor langer Zeit bereits Becken mit derselben ungewöhnlichen blumenförmigen Wölbung, Zildjian hat die Produktion dann aber eingestellt um sie jetzt wieder ganz unaufgeregt in die neue Sortimenterweiterung zu integrieren. Dabei überzeugt das 16“ Pang mit derselben klaren und runden Klangprojektion, die schon bei den anderen Cymbals der Serie überzeugen konnte. Leichte China-Crash-Assoziationen können erfreulicherweise nicht die starke Eigenständigkeit des 16“ Pangs überlagern. Nicht zu washy und nicht zu klirrig handelt es sich hierbei um einen echt neuen Klang, der einen großen Kreativitäts-Spielraum zulässt.
Das „18“ Pang“ klingt komplett anders. Der deutlich trashige und flache Scheppersound ist bestimmt nicht für jeden das Richtige und ist ein ungewöhnlich unpassendes Instrument in der sonst so abgerundeten Baureihe. Ein Kochtopfdeckel erfüllt einen ähnlichen Zweck und kostet keine € 327. Der Sustain schwingt in einem unangenehmen und beißenden Intervall gleichbleibend lange aus.
Etwas angenehmer und wieder etwas unspektakulärer gesellen sich zwei Splash-Becken dazu. Auch diese sind grundverschieden. Das 10“ Splash ist etwas trashiger und sogar etwas dumpfer als das um zwei Zoll größere. Die 12“ des zweiten Splashes markieren die Obergrenze für die Winzlings-Scheiben, aber dank der als „Paper-Thin“ beschriebenen Metallstärke entwickelt sich ein noch gerade eben als Splash-Sound durchgehender Miniatur-Sound. Auch hier macht sich nicht unbedingt das Gefühl breit, ein hochwertiges Instrument zu spielen. Die Klangattribute lassen sich eher als roh und kehlig beschreiben, mit einem übertrieben langen Sustain und unangenehmem Grundton.