Praxis
„Kombiniere, kombiniere!“: Die Abstimmung ist grundsätzlich gelungen
Vor dem Anspielen muss man Becken bekanntlich auf die Stative hängen, und hierbei können die vier Zildjians schon einen ersten Pluspunkt verbuchen. Sie fühlen sich einfach gut an. Die polierte Oberfläche schmeichelt den Händen, der raue Charme manch anderer, eher naturbelassener Modelle geht speziell den A-Customs völlig ab. Ein erster Anspiel-Check spiegelt das haptische Gefühl wider, denn die A-Customs sind mit ihren konturierten Kuppen und relativ stark gewölbten Profilen zwar klanglich auf der hellen Seite anzusiedeln, trotzdem klingen sie weicher als meine zur Referenz heran gezogenen, neuen Avedis-Becken. Auch die Abstimmung überzeugt mich, wobei das Trash Crash Modell naturgemäß einen deutlich anderen Charakter besitzt als die A-Custom Modelle. Hören wir uns die einzelnen Cymbals doch gleich mal an, für den Gesamt-Sound habe ich euch hier vorab alle Becken im Set aufgenommen.
Das 18er Crash klingt heller als es die Größe vermuten lässt.
„Trashig“ und dunkel klingende Crash-Becken sind modern, und wer diesen Sound sucht, wird ihn beim A-Custom Crash nicht finden. Vielmehr wird hier ein schnell ansprechender, heller und sauber ausklingender Crash-Sound geboten, den man als „klassisch“ beschreiben kann. Daran hat die große Kuppe ebenso ihren Anteil wie die relativ starke Wölbung des Profils, denn beide Faktoren begünstigen einen hohen Grundton. Die kleinen, gleichmäßig aufgebrachten Hämmermale sorgen für eine gute Auflösung und saubere Modulation, während die polierte Oberfläche hilft, den Ton des Beckens zu entschärfen. Insgesamt gefällt mir das Crash als durchsetzungsfähiger, aber eben nicht harsch klingender Allrounder sehr gut. Übrigens ist es auch als kleines, feines Ride-Becken sehr gut verwendbar, wozu auch die gut klingende Kuppe beiträgt.
Akkurat und schnell ansprechend präsentieren sich die Hi-Hats
Dass die Hi-Hats zur selben Serie gehören wie das Crash-Becken, wird schon beim ersten Schlag deutlich. Sie klingen ebenfalls hell und besitzen eine sehr gute Definition in allen Spielsituationen. Auch hier muss ich betonen, dass sie von breit „schlürfenden“ Klängen, wie sie besonders dünne oder alte Becken erzeugen können, so weit entfernt sind wie das A-Custom Crash von komplexen Trashsounds. Freunde präziser Artikulation und komplexer Figuren im Stile von Trommlern wie David Garibaldi werden hier allerdings genauso gut bedient wie das weite Feld jener Kollegen, die einfach eine ausgewogen und sauber klingende Hi-Hat für den Allround-Einsatz benötigen. Sehr gut gefällt mir auch der Chick-Sound, der sich klar, aber unaufdringlich auch in lauteren Kontexten integriert.
Das Ride besitzt ein langes Sustain und einen deutlichen „Ping“
Die guten Allrounder-Qualitäten der anderen beiden A-Custom Modelle können auch dem Ride attestiert werden. Es klingt ebenfalls hell und klar, die Hämmerung sorgt für einen schimmernden Sound, der gleichzeitig im Anschlag etwas wärmer und runder klingt als bei meinem regulären 20er Avedis Ride im Natural Finish. Dabei wirkt es allerdings weder belegt noch trocken, sondern produziert ein mittellanges, klar modulierendes Sustain. Sauber abgegrenzt und ohne „Ohrenfräse-Attitüde“ lässt sich auch die Kuppe sehr akzentuiert spielen. Als Crash verwendet, also am Rand angespielt, brauchen die zwei Kilogramm Gewicht ein bisschen mehr Kraft, um aufzugehen als ein dünneres Becken, dafür erhöht sich aber auch die Durchsetzungskraft in lauten Passagen. Im Kontext mit anderen Instrumenten klingt das A-Custom Ride tendenziell gefällig und unaufdringlich. Es ist – wie die anderen A-Custom Modelle im Set auch – sicherlich kein Spezialist, kann dafür aber überall, wo weder extreme Lautstärken noch eine besonders jazzige Auslegung gefragt sind, überzeugen.
Das 16er Trash Crash kann etwas, was die A-Customs nicht können…
…und das ist Trash! Grundsätzlich kann der Charakter der S Family Becken als etwas metallischer und weniger fein aufgelöst als jener der A-Customs beschrieben werden. Hinzu kommt, dass die Bohrungen im Trash Crash eine raue, unsaubere Modulation im Ausklang erzeugen. Ein weiterer Nebeneffekt der Perforation liegt in der Gewichtsreduktion, welche wiederum zu einer schnelleren Ansprache und einem kürzeren Sustain führt. So wird aus einem Medium Crash ein Trash Crash, welches sich weder tonal, noch was den Grundklang angeht, wirklich in das A-Custom Set integriert. Ob das gut ist oder nicht, hängt von eurem persönlichen Geschmack ab. Wer beispielsweise Wert darauf legt, dass das Effektbecken auch tonal gut zum Crash passt, wird mit der Kombination möglicherweise nicht ganz glücklich. Als eigenständiger Effekt-Sound funktioniert das S Family Trash Crash aber auch mit den feineren Kollegen aus der A-Custom Reihe sehr gut. Hier könnt ihr das Becken anhören, im dritten Soundfile habe ich den Fokus auf die beiden Crashes im Wechsel gelegt.