Praxis
Sehr unterschiedlich klingende 19er
Neben den eingangs erwähnten Gewichtsdifferenzen fällt bei den beiden 19-Zöllern das deutlich unterschiedliche Spielgefühl auf. Das schwerere der beiden Becken fühlt sich „butterartiger“ an, während das leichtere beim Ancrashen schneller unter dem Stick wegtaucht. Dieses ist neben dem geringeren Gewicht, dem stärker gewölbten Profil zuzuschreiben. Klanglich besitzt das schwerere Becken mehr „Körper“, es löst gleichzeitig komplexer auf und hat ein längeres Sustain. Das dünnere klingt im Vergleich tatsächlich auch dünner und weniger voluminös. Allerdings ist es etwas schneller im Attack, und klassisch als Ride eingesetzt ist der Sticksound sehr schön luftig und differenziert. Während ich persönlich das schwerere der beiden vorziehen würde, hat das leichte mit seinem kehlig-mittigen Sound einen sehr vintage-mäßigen Charme. Edel und komplex klingen beide, und in Kombination, gerade in klassischen Jazz-Setups, sehr stimmig.
Knusprige Hi-Hats
Während die 15er Hi-Hats kehlig-fein klingen, sind die 14er subjektiv nicht nur deutlich präsenter, sie klingen auch etwas voller, so dass ich sie mir durchaus in rockigeren Kontexten vorstellen kann. Beim 15er Modell steht dem allerdings der doch ziemlich charakteristische Retro-Ton entgegen. Getreten klingen beide Hi-Hats schmatzig-fett, wobei ich aber das Wort „modern“ eher nicht verwenden möchte.
Was beiden Hi-Hats fehlt, ist jene Eigenschaft, die im Englischen als „pinpoint articulation“ bezeichnet wird, also ein sehr präziser und schneller Anschlag. Die Kerope Hats klingen eher breit und rauchig, was sich im musikalischen Kontext übrigens oft sehr präsent anhört, ohne aufdringlich zu wirken. Hi-Hats für schnelle und/oder geschäftige Spieler, die jeden Schlag exakt repräsentiert hören möchten, sind dies meines Erachtens nicht.
Rauchige Rides
Bei diesen beiden Exemplaren habe ich es mir nicht nehmen lassen, sie mit alter und neuer Konkurrenz zu vergleichen, unter anderem mit einem echten alten K (new stamp) sowie einem Istanbul Agop 30th Anniversary, beide in 22 Zoll. Ich kann mir an dieser Stelle eine mir eigentlich verhasste Formulierung nicht verkneifen, aber ich hatte den Eindruck, dass die mir vorliegenden Kerope Rides tatsächlich „das Beste mehrerer Welten“ verbinden. Sowohl beim 20er als auch beim 22er hört der Jazzfreund diesen holzigen „Tick“-Sound, für den Zildjian Rides schon lange berühmt sind. Und während mir bei dem ein oder anderen Vorgängermodell aus der Zildjian-Schmiede der darauf folgende Ton zu sauber und mittig erschien, entblättert sich bei den Keropes ein sehr komplexer, organischer Wash, der an jenen einiger türkischer Konkurrenzprodukte erinnert. Allerdings ist er hier etwas kompakter, integrierter. Ein toller Sound mit sehr ausgewogenen Klangbestandteilen.
Für dich ausgesucht
Wünschen würde ich mir beim 22er eine lebendigere Glocke. Die des Testmodells klingt eher matt und geschlossen, auch bei Latinjazz-Figuren mag sie nicht wirklich aufgehen. Man muss allerdings zur Verteidigung vorbringen, dass dieses Schicksal von vielen jazzig konstruierten Rides geteilt wird. Der warme Grundsound wird mit einer wenig dominanten Bell erkauft, welche maßgeblich für die Obertöne zuständig ist. Am 20er ist die Kuppe übrigens deutlich „glockiger“, ebenso am schwereren der 19er.