Heute haben wir das neue Zildjian Quiet Pack, ein Umbau-Komplettset für akustische Trommeln und Becken, im Test. Ob Stress mit den Nachbarn, geplagte Mitbewohner oder etwas Erholung für die Dauerbeschallung in den Gehörgängen des Musikschullehrers – es gibt viele Gründe, ein akustisches Schlagzeug leiser zu machen.
Wer bereits ein akustisches Drumset besitzt und nicht auf die gängige Alternative Nr. 1 – das E-Drumset – umsteigen mag, für den gibt es von den Firmen Zildjian und Aquarian jetzt das Quiet Pack, das vom gemeinsamen deutschen Vertrieb Musik und Technik auf den Markt gebracht wurde. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die vertrauten Trommeldimensionen und der Set-Aufbau bleiben erhalten, und mit überschaubarem Aufwand lässt sich das leise Übungsset in ein „lautes“ Schlagzeug zurück bauen. Wie das geht und klingt, lest und seht ihr hier.
DETAILS & PRAXIS
Die Low Volume Cymbals sind alte Bekannte
In einem großen, bedruckten Karton sind beide Utensilien separat verstaut. Während das Super-Mesh Set in eine große, transparente Folie verpackt ist, gibt es für das 468 Low Volume Set eine weitere bedruckte Pappummantelung, in der die einzelnen Becken separat in Folien gelagert sind. Eine 14“ Hi-Hat, ein 16“ Crash sowie ein 18“ Crash-Ride sollten für die meisten Standard-Anwendungen genügen. Die L80-Becken sind im Vergleich zu normalen Becken durch die Vielzahl an Löchern erheblich im Gewicht reduziert. Die Verarbeitung ist makellos, die Ränder und Löcher sind sauber entgratet und die bronzefarbene, matte Beschichtung wirkt gut gemacht. Im Vergleich zu Hi-Hat und Crash fällt die Bell des 18“ Modells rundlicher und größer aus und bietet sich für Bellpatterns an, wie man sie auch auf einem herkömmlichen Ride spielt.
Neu sind die Aquarian Super-Mesh Felle
Nachdem die 20-jährige Frist des Patents auf Meshheads der Firma Roland ausgelaufen ist, sorgen in letzter Zeit weitere Hersteller für Belebung und Alternativen auf dem Markt. Aquarians neue Super-Mesh Felle sind so ein Beispiel. Die einlagigen Gewebefelle werden im Stammwerk in Mexiko produziert. Alle Felle haben den bekannten T-Loc-Aluminiumring, in welchen die Gewebeoberflächen eingeklebt sind, machen einen belastbaren Eindruck und sind perfekt rund. Wie bei Meshheads üblich, kommt auch der Einsatz auf einem mit Trigger ausgestatteten Kessel in Frage, wir haben die Felle aber nur als reine „Low-Volume-Felle“ ausprobiert.
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Für den Test habe ich mein Tempest Maple Drumset in 22“, 10“, 12“ und 16“ mit einer 14“ Ludwig Supraphonic Snare ergänzt. Mein Beckensatz besteht aus B20-Modellen von Zildjian, Paiste und Sabian. Auf den Toms sind Remo Emperor Felle, die Snare hat ein Coated Ambassador und die Bassdrum ein klares Powerstroke 3. Im Video könnt ihr sehr schön hören, wie drastisch der Lautstärkeunterschied nach dem Umbau ausfällt. Das Set ist quasi fast nicht mehr zu hören. Durch die akustischen Resonanzfelle bleibt aber trotzdem noch etwas Klang erhalten. Kurios: Das Anspannungsgeräusch der Teppichabhebung fällt bei der Mesh-Snare wesentlich lauter aus als Schläge auf dem Fell. Bestimmte Klänge wie Rimshots oder crispe Cross-Sticks fallen systembedingt mit dem Meshhead weg, auch filigrane Snarewirbel sind nur mit Einschränkungen realisierbar.
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Mehr InformationenFür den Umbau der Trommeln sollte man etwas Zeit einplanen, weshalb der schnelle Rückbau auf ein rein akustisches Set nicht mal eben so zu machen ist. Ein Umbau mit aufgelegten Dämpfungspads ginge zum Beispiel wesentlich schneller. Ein Vorteil der Meshheads ist, dass sie sich „stimmen“ lassen, also bezüglich der Tonhöhe und des Rebound-Verhaltens anpassungsfähig sind. Das Standtom oder die Bassdrum können also mit der vertrauten, etwas weniger starken Spannung versehen werden, die Snare und die kleinen Toms dagegen etwas straffer gespannt werden. Dennoch erfordert das Spielgefühl auf den Meshheads und vor allem die Übersetzung der eingebrachten Dynamik eine klare Umstellung. Spiele ich wirklich laut, also „dresche“ förmlich in die Felle hinein, kommt aus der Trommel nicht wirklich mehr heraus. Weshalb ich das System eher für das Training von Bewegungsabläufen geeignet sehe, als für echtes, dynamisches Schlagzeugspiel.
Die L80-Becken machen ebenfalls einen guten Job. Sie sind wirklich deutlich leiser als normale Becken, trotzdem lassen sich bekannte Bewegungsmuster mit ihnen absolvieren und üben. Hi-Hat-Öffnungen oder Bellpatterns auf dem Ride sind keine Hürde. Die geringe Grundlautstärke der Becken geht allerdings auch mit veränderten Rebound- und Schwingungseigenschaften einher, und auch das Dynamikverhalten ist deutlich eingeschränkt. Achtet mal im Video darauf, wie es klingt, wenn ich beide Beckenvarianten hintereinander spiele. Dieses sollte man bei beiden Bestandteilen des Quiet Packs – den Trommelfellen und den Becken – im Hinterkopf haben, vor allem wenn man einen dauerhaften Umbau und ein stetiges Üben auf den leisen Varianten anstrebt.
Norbert Binder sagt:
#1 - 10.11.2019 um 09:18 Uhr
ich würde mir mal Felle wünschen, die das Schlagzeug leiser machen, aber so, dass sie noch als Schlagzeuge zu gebrauchen sind und gut klingen, z.B. für Kirchen
bonedo Chris sagt:
#2 - 10.11.2019 um 18:46 Uhr
Hallo Norbert, danke für deinen Kommentar.
Schwierige Räume wie Kirchen kannst du nach meiner Erfahrung vor allem mit passender Dämpfung, einlagigen (beschichteten) Fellen und eher kleinen Kesselgrößen in den Griff bekommen. Ebenso wichtig ist die Auswahl des Werkzeugs: Ruten, Besen, dünne Sticks, weicher Beater, und vor allem weniger Energie in die Trommeln hineingeben. Gerade Letzteres fällt vielen Drummern schwer: Leise spielen und dabei grooven. Schöne Grüße Chris