Praxis
Gleich drei Gitarren dürfen sich über den A3 verlorenes Sound-Terrain zurückerobern. Alle sind mit einem Piezo-Pickup bestückt und weisen unterschiedliche Korpusformen auf.
– eine Jumbo (Taylor 615) mit einem Fishman Transducer, Bj. 1995
– eine Grand Concert (Larrivée) mit einem Fishman Matrix Infinity, Bj. 2013
– eine Konzertgitarre (Hanika Basis Cut) mit einem Shadow SH 4020, Bj. 2013
Zunächst wird (s.o.) die Ausgangssituation definiert und weitere Modalitäten (Eingangs- und Ausgangsempfindlichkeit) geklärt, anschließend die Remodeling-Funktion aufgerufen.
Mit vier Handgriffen gelangt man als Ziel.
Ein Druck …
(1) … auf die rote LED „Effekt“führt in die drei Effektbänke
(2) … auf TYPE-UP führt in die Bank 1 mit den Remodeling-Effekten
(3) … auf TYPE-UP bzw. TYPE-DOWN zeigt sukzessiv die Auswahl mit 28 Simulationen
(4) … auf den großen Fußschalter in der Mitte aktiviert das Remodeling
Auf der ersten Bank findet man eine Jumbo (SJ-200) und eine Konzertgitarre, aber keine Grand Concert! In diesem Fall empfiehlt der Hersteller eine ähnlich geformte Gitarre. Die Wahl fiel deshalb auf eine F-55.
Bei den folgenden Beispielen ging das Gitarrensignal in den A3, wobei die drei Potis in der 12 Uhr-Stellung blieben. Die Feinabstimmung wurde am integrierten Vorverstärker der Gitarre vorgenommen und die Stereo-Summe mit zwei Klinkenkabeln (Monster Cable) über ein Interface (MBox) in den Rechner (Pro Tools) geschickt. Alle Aufnahmen wurden nicht komprimiert und – abgesehen vom Raum –nicht bearbeitet.
Erfreulich ist die Tatsache, dass sich der Zoom A3 mit einem Rauschabstand von 120 dB und einem Grundrauschen von –100 dB extrem nebengeräuscharm präsentiert. Aber hat das Remodeling wirklich etwas gebracht? Neue Erkenntnisse kann nur ein Vergleich bringen. Bei den folgenden Aufnahmen kommen zwei Neumann TLM 103 Großmembranmikrofone zum Einsatz – nun kann man die Signale direkt miteinander vergleichen.
Und hier das unbearbeitete Piezo-Signal ohne A3:
Tatsächlich erzielt man mit dem Remodeling auf die Schnelle brauchbare Ergebnisse. Die Vorbereitungen bei einer Mikrofonaufnahme sind sicherlich mit einem erheblich größeren Zeitaufwand verbunden. Die Aufnahmen mit dem A3 hinterlassen einen befriedigenden Eindruck, leider kommen sämtliche Remodelings mit einem leicht eingeschränkten Dynamikumfang über die Studioboxen. Die Mikrofonaufnahmen wirken dagegen ein gutes Stück lebendiger. Im Vergleich zum Piezo kann der A3 allerdings deutlich hörbar an Boden gutmachen. Im Live-Betrieb –über eine Akustikanlage –konnten die Remodelings mit einem relativ komprimierten Dynamikbereich nicht überzeugen. Hier bietet der Piezo Vorteile.
Hier noch einige Beispiele aus der Effektecke:
Für dich ausgesucht
Die Effekte präsentieren sich in gehobener Klangqualität über die Studiomonitore. Highlights sind Klassiker wie zum Beispiel Plate, Reverb, Delay, Phaser, Kompressoren und Chorus. Ob der Purist auch ein Auto-Wah oder ein Mikrofonsimulationseffekt braucht, bleibt jedem selbst überlassen.
Scott sagt:
#1 - 01.11.2013 um 22:18 Uhr
Danke für die vor allem sehr aussagekräftigen Soundsamples! Als Besitzer des A3 (und des A2 und A1 davor), kann ich nur bestätigen, dass das (Re)Modelling den Sound zwar weniger "piezomäßig" macht, dafür aber nicht wirklich schön, da Dynamik bzw. Tiefe verlorengehen. Und ich kann auch bestätigen, dass die Effekte sehr gut sind, und der Gesamtsound viiiiel besser als beim A2. Allerdings verschenkt das A3 sein Begeisterungspotenzial gleich wieder wg. grober Mängel in der Bedienung sowie der Anzahl gleichzeitig einsetzbarer Effekte. Konkret: Die Bedienung ist nicht wirklich livetauglich, da man nicht wie beim A2 Bänke hat, die man je nach Song oder Songteil rauf- und runterschalten kann (sinnvoll z.B., um einen Fingerpicking-Sound plus einem Strumming-Sound + einem Solo-Sound bsp. in einem Akustik-Duo für einen Song nacheinander zu schalten, rauf und runter. Stattdessen kann man quasi nur "im Kreis" die Effekte durchsteppen. Den Kreis kann man selbst festlegen, aber "zurück" ist nicht möglich, also heißt es "komplett einmal herum", um zu einem bestimmten Patch (z.B. Rhythmusgitarre) zurückzugelangen. Gut, dass man wenigstens mit dem Boost-Schalter die Soli erschlagen kann, also braucht man nicht zwingend einen extra Patch nur dafür. Allerdings wünscht sich manch einer NUR für das Solo etwas mal Hall oder etwas weniger Bässe nach dem Boosten oder etwas mehr Delay, etc. Das geht mit diesem Gerät gar nicht, wg. dem "Kreis". Und zum Thema gleichzeitig einsatzbare Effekte ist das Fazit nicht schlimmer, denn das Remodelling, das kaum einer mit guter Gitarre und gutem Pickup braucht bzw. haben will, läßt sich nur ausschalten, womit ein Effektpatch aus 3 möglichen verloren geht. Somit ist ausgeschlossen, bsp. auf Platz 1 den sehr guten Kompressor einzustellen, gefolgt von etwas Chorus auf Platz 2 und dann etwas Hall auf Platz 3. Wenn man diesen Sound haben will, geht er nur ohne Chorus. Oder ohne Hall. Oder ohne Compressor. Das ist für ein solches Gerät eine absolute Sünde. Ich habe vor Monaten an Zoom m.d.B. geschrieben, die Firmware zu verändern, damit man den 1. Platz frei belegen kann. Man hat sogar geantwortet, dass man das Input an die jeweilige Abteilung weiterleiten würde. Aber seitdem ist soweit ich feststellen kann kein einziges Mal die Firmware in neuer Version angeboten worden. Seufz. Fazit: Toller sound, aber Ziel verfehlt. Nach mehreren Monaten mit dem Gerät verkaufe ich es schweren Herzens wieder. Ich gehe zurück auf mein livetaugliches A2, das leider einen sch. Compressor hat (wird also nicht genutzt), dafür sich super gut live bedienen läßt.