Das Zoom G6 Multieffektgerät wurde bereits zur Namm 2021 vorgestellt und ist eine etwas kompaktere Variante des aktuellen Flaggschiffs Zoom G11. Zwar ist es bestückt mit einem üppigen Softwarepaket mit Amp-Simulationen, Effekten, Looper und diversen anderen Spezialitäten, hat aber einige Regel- und Schaltelemente weniger an Bord als der große Bruder.
Trotz allem macht das G6 auf den ersten Blick einen sehr aufgeräumten und organisierten Eindruck. Kernstück ist ein 4,3″ Touch-Display, dazu gibt es sechs Fußschalter zur Steuerung und ein Expressionpedal für Volume, Wah oder Parametersteuerung in Echtzeit. Ob der Preis von knapp 400 Euro gerechtfertigt ist, was man mit dem Pedal alles anstellen kann und wie es klingt, das erfahrt ihr im folgenden Test.
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Mehr InformationenDetails
Das Zoom G6 kommt in einem Kunststoffgehäuse mit Karbon-Optik und recht kompakten Maßen von 420 x 66 x 226 mm (B x T x H). An Bord ist auch ein Expressionpedal, dessen Wippe mit einer Länge von 208 mm fast Standardmaße aufweist – die eines Cry Babys misst 218 mm. Das G6 wiegt 2 kg und erhält durch fünf großflächige Gummifüße rutschfesten Stand auf glatten Untergründen. Das Gerät ist den aktuellen Multieffektgeräten entsprechend aufgebaut: Das Expressionpedal rechts, mittig in der oberen Hälfte befindet sich das farbige 4,3″ Touch-Display und darunter vier schwarze Endlosregler zur Parametersteuerung. Die untere Reihe auf der leicht angeschrägten Oberseite beheimatet vier Fußschalter, mit denen diverse Funktionen gesteuert werden können. Die Anzeige über den Schaltern gibt Auskunft, was gerade angesagt ist. Dazu kommt ein Fußschalter zur Wahl des Play-Modes (links) und ein weiterer für Tap-Tempo und Tuner (rechts). Das G6 sieht recht stylish aus, aber ich habe meine Bedenken in puncto Roadtauglichkeit, wenn ich mir das Kunststoffgehäuse anschaue. Es macht zwar einen stabilen Eindruck, aber ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es über längere Zeit der harten Belastung auf der Bühne standhält. Hier sind Metallgehäuse definitiv die robustere Wahl. Aber wenn man das Gerät vorsichtig behandelt, keinen Bierduschen aussetzt und beim Transport gut geschützt verpackt, sollte es auch viele Gigs überstehen.
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Rückseite/Anschlüsse
Alle Anschlussmöglichkeiten sind auf der Rückseite geparkt. Es geht los mit dem Input und dem Aux In mit einem 3,5 mm Klinkenanschluss. Hier können Audiogerätschaften wie MP3 Player, Smartphones oder Tablets mit Line-Pegel zum Jammen angeschlossen werden. Das G6 hat einen internen Effektloop, der sich frei im Signalweg platzieren lässt und über den per Send- und Return-Anschlüsse (6.3 mm Klinke) externe Effektpedale eingebunden werden. Das Ausgangssignal wird über die beiden Ausgangsbuchsen (6,3 mm Klinke) ausgegeben. Der Anschluss Left/Mono dient außerdem auch zum Anschluss eines Kopfhörers. Von der Bezeichnung darf man sich nicht verwirren lassen, denn das Kopfhörersignal wird in Stereo ausgegeben. Leider sind keine XLR-Outputs an Bord, über die man ein symmetrisches Signal direkt an ein Mischpult ausgeben kann, um sich die DI-Box zu sparen. Ein zusätzliches Expression-Pedal zur Steuerung eines weiteren Effekts kann über den Control In angeschlossen werden. Das sind die Anschlüsse für die Audio-Funktionen, den rechten Part der Rückseite belegen die Anschlüsse für Computer und Datenübertragung. Da hätten wir zum einen den SD-Slot, über den man eine SD-Card einstecken und damit zum Beispiel eigene IRs ins G6 importieren kann. Oder man sichert auf ihr Loops, die man mit dem integrierten Looper erstellt hat. Die Verbindung zu einem Computer wird über den USB-Anschluss hergestellt, sodass das G6 auch als USB-Audio-Interface genutzt und über die Zoom Guitar Lab editiert werden kann. Es besteht auch die Möglichkeit, die Guitar Lab App auf einem Tablet oder Smartphone zu installieren und das G6 darüber zu editieren. Hierfür benötigt man einen Zoom BTA-1 Wireless Adapter, der an den Remote-Anschluss gesteckt wird und eine drahtlose Verbindung zum Tablet/Smartphone herstellt. Ganz rechts außen wartet noch der Anschluss für das mitgelieferte 9 V Netzteil, und mit dem Master Volume ist ein Regler auf der Rückseite positioniert, der die Gesamtlautstärke des G6 bestimmt.
Bedienung
Das G6 hat insgesamt 240 Speicherplätze, auf denen man Effektkombinationen inkl. Amp-Modeling sichern kann. Die Struktur besteht aus 60 Bänken mit je vier Patches (andere Bezeichnung für Presets), die Bänke werden mit Buchstaben benannt, die Patches mit Zahlen. Per Fußschalter werden Bänke und Patches angewählt und die unterschiedlichen Möglichkeiten über den Play Mode-Schalter aufgerufen: Beim Mode-Effektboard schalten die vier Fußschaltern in der unteren Reihe einzelne Effekte in der Signalkette des angewählten Patches ein oder aus – wir befinden uns also quasi im Stompbox-Modus. Will man Patches wechseln, muss der nächste Play-Mode mit der Bezeichnung Bank/Patches angewählt werden. Mit den Fußschaltern 1 und 2 können jetzt die Bänke nach oben oder unten gewechselt werden, mit den Fußschaltern 3 und 4 die Patches. Die Schrift-LEDs über den Schaltern zeigen an, was gerade aktiv ist und was man mit den Schaltern im angewählten Modus gerade veranstalten kann. Wer im Bühnenbetrieb zwischen vier unterschiedlichen Sounds hin- und herwechseln möchte, für den ist der Memory-Mode interessant. In ihm werden die vier Patches der aktuell angewählten Bank mit den Fußschaltern 1-4 angewählt. Der vierte Modus, den der Play Mode-Schalter zu bieten hat, ist der Looper. Er verleiht den vier Fußschaltern die Looper-Funktionen Rec/Play (1), Stop (2), Undo/Redo (3) und Clear (4). Das Konzept zur Anwahl und Steuerung von Patches mit fünf Fußschaltern (Play Mode und Fußschalter 1-4) ist sehr gut. Es bietet den Vorteil, alle Aktionen mit wenigen Schaltern vornehmen zu können, was auch das Gehäuse recht kompakt hält, weil keine zusätzliche Schalter benötigt werden. Andererseits muss immer wieder der Play Mode umgeschaltet werden, wenn ein neues Patch angewählt werden soll und man wieder in den Effectboard-Mode gehen möchte. Aber hier zählt die persönliche Entscheidung, was wichtiger ist, ein kompaktes Board oder komfortablere Bedienung mit mehr Schaltern. Ein Nachteil ist diese Konzeption auf keinen Fall, denn wie bereits erwähnt, ist das Ganze bei unserem Probanden mit den beschrifteten Tastern und dem farbigen Touch-Display sehr gut gelöst.
Weiter geht es mit dem Editieren, und dabei rückt das Display selbstverständlich in den Fokus, dessen Bedienung wie beim Smartphone oder Tablet per Antippen und Wischen funktioniert. Eine Wischgeste von oben nach zieht quasi den Rollladen herunter und das Auswahlmenü zum Editieren mit neun verschiedenen Schaltflächen wird angezeigt. Auf der ersten Seite des Auswahlmenüs lassen sich Aktionen zum Einstellen der Effekte aufrufen, auf den weiteren Seiten, die per Horizontal-Swipe erreichbar sind, können diverse allgemeine Aktionen (z.B. System Settings, IR Loader, Patch Order, etc.) aufgerufen werden.
Ein Patch enthält maximal neun Effektmodule, die belegt werden können. Das Ampmodel und das Cab (IR) nehmen jeweils einen Platz ein, sodass noch sieben Module für “richtige” Effekte zur Verfügung stehen, was auf jeden Fall ausreichen sollte. Allerdings darf man den Prozessor nicht überlasten, daher kommt es immer darauf an, wie leistungshungrig die Effekte sind. Beim Effekt-Auswahlmenü wird immer der Prozessorbedarf des jeweiligen Effekts angezeigt und ganz unten im Display sieht man die Gesamtauslastung. Editiert werden die Effekteinstellungen entweder komplett am Display, auf dem die Regler eines Effekts dargestellt und per Wischen verändert werden. Oder man greift auf die vier Parameter-Regler unter dem Display zurück, wenn man an richtigen Potis drehen möchte. Ich bevorzuge die zweite Variante, denn das Touch-Display ist nicht besonders sensibel. Die feinfühlige Bedienung und das Ziehen von Werten, wie man sie von einem iPhone oder iPad kennt, ist in der Praxis beim G6 eher etwas holprig, sodass man mit den Reglern schneller am Ziel ist. Aber das Anwählen von Aktionen oder Effekten per Tippen funktioniert gut und ist eine erhebliche Hilfe beim Bedienen, anstatt per Value-Rad und Taster die Funktionen anzuwählen.
Zoom Guitarlab
Mit der Zoom Guitarlab App für Mac/PC sowie für Tablet und Smartphones lässt sich natürlich noch etwas komfortabler an größeren Bildschirmen editieren. IRs können hier auch direkt vom Computer per Drag and Drop importiert werden. Wer die App am Computer nutzen möchte, der sollte sich das passende USB-Kabel (USB 2.0 Micro B) organisieren, denn das ist leider nicht im Lieferumfang.
Ausstattung
Kommen wir nun zu den harten Fakten, was unser Testkandidat so alles unter der Haube hat. Folgende Module/Features stehen zur Auswahl:
- 22 Amp-Modelle
- 70 Cab IRs (& Speicherplatz für 100 weitere IRs von anderen Herstellern)
- 10 Dynamic-Effekte (Compressor, Limiter, etc.)
- 14 Filter-Effekte (Touch Wah, EQ, etc.)
- 26 Drive-Effekte(Overdrive, Booster, Distortion Fuzz)
- 26 Modulationseffekte (Chorus, Flanger, Phaser, etc.)
- 4 SFX (Special Effects – z.B. Auto Pan)
- 17 Delay-Effekte17 Reverb-Effekts
- 18 Pedal-Effekte (Wah, Volume, Pedal Delay, Pedal Reverb)
- Looper mit 45 Sekunden Loop-Zeit, die über optionale SD Karte auf bis zu 2 Stunden erweiterbar ist
- Drumcomputer mit 68 Rhythmus-Pattern