Zoom G9.2tt Multieffekt Test

DETAILS

Gehäuse/Optik
Das Gehäuse des G9.2tt besteht aus schwarzem Stahl und steht stabil auf insgesamt zehn Gummifüßen. Es macht einen sehr robusten Eindruck, zumal auch Buchsen und Anschlüsse aus Metall und fest mit dem Gehäuse verschraubt sind. Alle Bedienelemente befinden sich auf der Oberseite, alle Anschlüsse auf der Rückseite.

Machen wir einen kleinen Rundgang über die Oberfläche: Auf beiden Seiten finden wir ein Expression-Pedal und die untere Hälfte beherbergt neun runde, massive Metallfußschalter, zweireihig angeordnet. Die unteren fünf Schalter wählen die Speicherplätze an, die oberen vier sind für Bank Up, Bank Down, CH A/B im Preamp und Tap für die tempogesteuerten Effekte zuständig. Hält man den linken Schalter (Bank Up) länger gedrückt, wird als Zweitfunktion die Manual-Funktion aufgerufen, beim nächsten Schalter wird durch längeres Drücken der Tuner aktiviert. Die beiden anderen können mit diversen Parametersteuerungen pro Patch frei belegt werden. Neben dem linken Pedal befindet sich die Anzeige mit zwei verschiedenen Displays in einem abgerundeten Metallrahmen, wobei eines mit großen roten Ziffern die Speichernummer angibt und ein kleineres mit zwei Ziffernreihen die jeweiligen Einstellungen. Darunter fünf Regler, mit denen die angezeigten Parameter verändert werden können. Leider ist dieses Display mit schwarzer Schrift auf grünem Hintergrund nicht optimal ablesbar – so kann die Anzeige des Stimmgerätes bei Bühnenbeleuchtung unter Umständen problematisch werden.

Die Preamp-Sektion nimmt die rechte obere Hälfte des Pedals ein und setzt sich optisch durch verchromte Regler von den übrigen ab. Mit ihnen werden wie gewohnt Amp-Simulationen und Equalizer eingestellt. Sieben Knöpfe stehen dafür zur Verfügung: Amp-Type, Gain, Level, Bass, Middle, Treble und Presence. Unter diesen Reglern finden wir die beleuchteten Taster für die Effekt-Module – die Effektkette sozusagen. Ist ein Modul aktiv, leuchtet der entsprechende Taster rot. Einzelheiten hierzu findet ihr weiter unten bei „Bedienung“.

Der G9.2tt ist mit zwei 12 AX7 Röhren ausgestattet und in der „Accelerator“-Sektion erlauben zwei Regler, das Mischungsverhältnis zwischen Röhre (Tube) und Transistor-Schaltung (Solid State) stufenlos einzustellen. Hier kann also das Vorstufensignal mit der Röhre angefettet werden. Auch zum Ausgangssignal kann per Tube-Regler eine Röhre hinzugemischt werden. In der Ausgangssektion wartet außerdem ein Boost-Poti, bei dem für mehr Durchsetzungsfähigkeit im Klangbild die Mitten zusätzlich etwas angehoben werden.

Rückseite/Anschlüsse
Auf der Rückseite befinden sich alle Anschlussmöglichkeiten: Eingang, Stereo/Mono-Ausgang, dessen Pegel mit einem Schalter auf -10 oder +4dB angepasst werden kann. Zusätzlich sorgt ein kleiner Level-Regler für die Feinjustierung des kompletten Ausgangssignals. Mit diesen Möglichkeiten sollte nichts schiefgehen, der Mann am Mischpult wird sich freuen. Ein Kopfhörerausgang sorgt dafür, dass man auch zu Hause mit ordnungsgemäßem Sound spielen kann, ohne seine Mitbewohner auf die Barrikaden zu treiben. Wer mit Backingtracks aus seinem iPod jammen möchte, der kann den MP3 Player (oder Drumcomputer, CD Player, etc.) über den Aux In (Stereo-Miniklinke) an das G9.2tt anschließen.

Über den USB-Anschluss ist eine Verbindung des G9.2tt mit dem Computer möglich, das Effektgerät funktioniert dann als Audio-Interface, und mit dem beiliegenden Cubase LE4 Recording-Programm kann man seine Ideen festhalten. Es werden keine weiteren Geräte benötigt – nur das Programm installieren und es kann losgehen. Sehr gut! Zusätzliche Effektpedale finden Anschluss über den mit Ext Loop beschrifteten Einschleifweg. Auch hier besteht die Möglichkeit, per Schalter den Send-Pegel mit -10 oder +4dB zu dämpfen oder anzuheben. MIDI In/Out-Buchsen sind ebenfalls an Bord, hiermit können externe Effekte über die MIDI-Schnittstelle gesteuert oder Sounds auf dem PC gesichert werden. Auch das Editorprogramm, das man von der Zoom-Website herunterladen kann, wird über MIDI angesteuert.

Bedienung
In der Produktbeschreibung des Herstellers wird mit großen Zahlen geworben: 200 Speicherplätze, 28 Röhrenamps, 43 Amp/Boxensimulationen, 120 Effekte und davon 10 gleichzeitig! Alle Achtung, wenn das nicht vielversprechend klingt! Da es aber bekanntermaßen die Aufgabe von Marketingabteilungen ist, großzügig mit positiven Zahlen umzugehen, werfen wir zuerst einmal einen Blick auf die „Netto-Werte“:

Die Speichersektion des G9.2tt ist unterteilt in 100 User- und 100 Preset-Speicherplätze, die nicht veränderbar sind. Diese sind aufgeteilt in 20 Bänke mit je fünf sogenannten Patches, also abgespeicherten Sound-Settings. Hat man ein Patch angewählt, besteht die Möglichkeit, mit dem Manual-Mode Effekte einzeln ein- und auszuschalten. Dazu hält man den ´Bank Up´-Taster für etwa zwei Sekunden gedrückt und aktiviert so den Manual Mode. Jetzt sind die Pedale 1-5 anders belegt und schalten folgende Effekte ein oder aus:

1: Wah oder FX1
2: Preamp
3: Mod oder FX2
4: Delay
5: Reverb

Auch wenn es nicht unbedingt so aussieht, ergibt sich damit ein gewisses Tretminen-Feeling. Die Einstellung der Effekte erfolgt über die Taster, die man unter den silbernen Reglern des Preamps anwählen kann. Wenn man auf die entsprechende Taste drückt, erscheinen die Parameter des Effekts im Display und können dann mit den darunter befindlichen Reglern verändert werden. Folgende Effektkette steht zur Verfügung:

Compressor > Wah/EFX1 > Externe Loop > ZNR (Noise Gate) > Pre Amp (simulierter Verstärker) > EQ > Cabinet (simulierte Lautsprecher Box)  > Mod/FX2 > Delay > Reverb

Das heißt, zusätzlich zu Amp und simulierter Box sind noch weitere sechs Effekte schaltbar, wobei ich die externe Loop und das Noisegate nicht zu den „richtigen“ Effekten zähle. Compressor, EQ, Delay und Reverb sind schon festgelegt, dort können selbstverständlich unterschiedliche Typen des jeweiligen Effektes angewählt werden. Hinter EFX1 und EFX2 verbirgt sich eine große Ansammlung von Effekten, vom Tremolo über Chorus, Flanger bis zum Harmonizer. Hier ist die Übersicht der integrierten „Pedale“ mit der jeweiligen Anzahl.

tabelle1 Bild
tabelle2 Bild

Der Preamp-Sektion sind auch noch einige Verzerrer zugeordnet. Das bedeutet, dass entweder Amp-Simulationen oder Verzerrer benutzt werden können. Nur bei den beiden Einstellungen SD&MS Stack und FZ&MS Stack besteht die Möglichkeit, einen Verzerrer mit einem Amp zu kombinieren.  Wenn man das Noise-Gate und den EQ nicht als Effekt wertet, dann haben wir 71 verschiedene Effekte und 44 Amp-/Verzerrer-Simulationen. In der Produktwerbung werden 120 Effekttypen angegeben, da hat man wohl alles zusammengezählt und noch etwas aufgerundet … Auch die angegebenen zehn Effekte gleichzeitig sind etwas hoch gegriffen, denn von den zehn Modulen kann man, wie bereits erwähnt, die externe Loop, Noise Gate, Preamp und Cabinet abziehen, es bleiben noch sechs tatsächlich gleichzeitig nutzbare Effekte. Auch hier empfiehlt es sich, auf jeden Fall das Kleingedruckte zu lesen – vor allem, wenn es um Herstellerinformationen geht. Aber trotz allem, sechs Effekte gleichzeitig sind völlig ausreichend und auch mit 44 Amp-Simulationen sollte man lässig über die Runden kommen.

Parameter
Beim Preamp können Amp-Typ, Gain und Volume eingestellt werden. Die Klangregelung übernimmt der EQ, den man wahlweise hinzuschalten kann. Für den Einsatz mit einem Gitarrenverstärker ist das eine sinnvolle Einrichtung, denn der (richtige) Amp hat ja eine Klangregelung, also benötigt man die aus dem Zoom nicht. Der Preamp selbst ist zweikanalig konzipiert, und für Kanal A und B lassen sich unterschiedliche Amp-Simulationen einstellen und per Fußschalter umschalten, beispielsweise von clean auf verzerrt. Beide Kanäle können aber nicht gleichzeitig benutzt werden.

Expression Pedale
Mit den beiden Expression-Pedalen werden verschiedene Effektparameter in Echtzeit gesteuert. Bis zu vier davon aus unterschiedlichen Effektmodulen können pro Pedal gleichzeitig bedient werden, eine „Vollbelegung“ für ein Pedal könnte zum Beispiel so aussehen:

1.    Pre-Amp Modul: Gain
2.    Mod/FX2 Modul: Rate
3.    Delay Modul: Feedback
4.    Reverb Modul: Mix

Damit sind abgefahrene Echtzeit-Steuerungen möglich, vor allem wenn man beim rechten Expression-Pedal noch die Z-Pedal-Funktion aktiviert. Hier kann das Pedal neben der Auf- und Abbewegung auch noch seitlich (nach rechts ausscherend) bewegt werden. Das erfordert natürlich etwas Übung, aber so lassen sich beispielsweise Kombinationen aus Wah-Wah und Whammy mit einem Fuß bedienen – eine richtig gute neue Konzeption für den Pedaleinsatz. Function SchalterMit den beiden Schaltern (Function 1 und 2) können folgende Funktionen gesteuert werden: Preamp-Kanal umschalten, BPM Tap, Delay Tap, Hold Delay, Delay Mute, Tuner On/Off, Manual Mode oder Ein- und Ausschalten der einzelnen Effektmodule. Pro Schalter kann jeweils nur eine Funktion geregelt werden.Editor SoftwareAuf der Website von Zoom kann man sich eine Editor-Software herunterladen, wobei die Datenübertragung allerdings nur über MIDI funktioniert, sodass man auf jeden Fall ein MIDI-Interface für seinen Computer benötigt. Warum man das nicht zeitgemäß per USB bewerkstelligt hat, verstehe ich nicht. Hier ein Bild des Editors, eine Übereinanderschichtung verschiedener Fenster. Kein Zweifel, da habe ich schon besser gestaltete Editor-Programme gesehen.

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