Ein gutes Jahr nachdem wir den umfangreich ausgestatteten Zoom H6 einem ausführlichen bonedo-Test unterzogen haben, präsentiert der japanische Hersteller mit dem H5 eine kompaktere Version des mobilen Multitrack-Recorders. Statt der sechs Eingangs-Kanäle des großen Bruders bietet dieser nur vier Spuren zur simultanen Aufnahme, ansonsten hat die kleinere Ausbaustufe aber kaum an Funktionalität eingebüßt.
Vor allem das Konzept der austauschbaren Mikrofon-Kapseln, das es erlaubt, die Schallwandler ähnlich wie die Objektive einer Kamera zu wechseln, findet sich auch beim H5 wieder und grenzt ihn von dem schon etwas älteren H4n, der ebenfalls vier Spuren bietet, ab. Auch wenn im Lieferumfang nur ein einzelner Mikrofon-Aufsatz enthalten ist, so ist die Hardware natürlich mit dem bereits bestehenden Zoom-Angebot kompatibel. Was sich mit dem kleinen Recorder alles anstellen lässt, erfahrt ihr in diesem Test!
Details
Der H5 und sein Zubehör
Zusammen mit dem H5 kommt eine grundlegende Zubehör-Ausstattung, die zwar nicht übermäßig opulent ausfällt, dem Anwender aber alles an die Hand gibt, was zum Aufnehmen und zur weiteren Bearbeitung nötig ist. So findet man eine 2 GB fassende Micro-SD-Card mit entsprechendem Adapter für Card-Slots in Standardgröße, einen Windschutz aus Schaumstoff für Außenaufnahmen, ein USB-Kabel zum Anschluss an einen Rechner, zwei AA-Batterien und gedruckte Bedienungsanleitungen auf Deutsch, Englisch und Französisch. Ein Plastik-Case mit eingelegter Noppenschaum-Polsterung sorgt dafür, dass der Recorder sicher transportiert werden kann, und auch wenn dieses Behältnis die Kompatibilität zur durchschnittlichen Jackentasche sprengen dürfte, so ist es doch eine feine Sache, das gute Stück entsprechend gut geschützt zu wissen. Was Bearbeitungssoftware angeht, wird man mit Download-Codes für die aktuellen Versionen von Steinberg Cubase LE und Wavelab LE hervorragend versorgt. Die abgespeckte Version von Cubase wird für die meisten Anwendungsfälle mit dem H5 sicher ausreichen, aber zusätzlich auch ein kleines Wavelab sein Eigen nennen zu dürfen, ist natürlich kein Nachteil.
Was man im Lieferumfang noch vermissen könnte, wäre ein Netzteil, mit dem der Recorder bei Bedarf auch ohne Batterien betrieben werden kann. Allerdings lassen sich die Aufnahmefunktionen auch im USB-Verbund mit einem Rechner abrufen, und in diesem Fall ist natürlich auch eine Stromversorgung gegeben. Nichtsdestotrotz: Ein Netzteil wäre fein, und auch über einen Adapter für ein Mikrofon-Stativ würde sich die Musiker-Zunft wohl freuen, denn das kleine Gewinde auf der Rückseite des H5 ist, wie bei solchen Recordern üblich, auf Kamerastative zugeschnitten. Die entsprechenden Zubehörteile kann man natürlich käuflich erwerben, und dies gilt unter anderem auch für die XY- und MS-Kapseln des H6 und weiterhin für das SGH-6 Shotgun-Mikrofon und den EXH-6 Adapter, mit dem man dem Body statt einer Stereo-Kapsel zwei weitere Mono-Eingänge aufpflanzen kann.
Der Recorder selbst ist aus Kunststoff mit einer gummierten Oberfläche gefertigt, die sich durchaus angenehm und hochwertig angreift und in Hinblick auf mögliche Kratzer einen widerstandsfähigen Eindruck macht. Mit aufgestecktem Mikrofon kommt der H5 auf Maße von ca. 18,8 x 6,7 x 4,2 cm. Ein mittelgroßer Recorder also, der wunderbar ausbalanciert in der Hand liegt. Auch im Hinblick auf die Bedienelemente findet sich kaum ein Kritikpunkt. Die Tatsache, dass die großzügig bemessenen Level-Potis von Metallstangen geschützt werden, wirkt beinahe ein wenig übervorsichtig und ist optisch vielleicht nicht jedermanns Sache, an der durchweg guten Bedienbarkeit ändert dies aber nichts. Druckpunkte und Drehwiderstände sind gut gewählt, und nichts fühlt sich wackelig oder billig an. Mit 128 x 64 Bildpunkten bietet das hintergrundbeleuchtete Display eine ausreichende Auflösung. Im Gegensatz zum farbenprächtigen LCD des H6 ist dieses allerdings in monochrom gehalten. Verglichen mit auch nur halbwegs aktuellen Smartphones ist das natürlich kein Augenschmaus, einem Recorder, der vor allem die Ohren beglücken soll, ist dies aber sicher zu verzeihen.
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Die beiden Kapseln des aufsteckbaren Mikrofons sind, wie man das von Zoom gewohnt ist, vorbildlich und konsequent nach den Regeln einer echten XY-Mikrofonierung angebracht und stehen dementsprechend gegeneinander gedreht mit möglichst geringem Abstand auf einer gemeinsamen Achse übereinander. Dies sorgt für eine klare Raumabbildung und eliminiert mögliche Phasenprobleme, die bei größeren Mikrofon-Abständen durch Laufzeitunterschiede des eintretenden Schalls auftreten können. Der Winkel der beiden Kapseln liegt fest bei 90 Grad, wobei sie durch ein Shockmount-System nicht völlig starr sitzen, sondern sich durch leichten Druck mit dem Finger bewegen lassen. Das hat gleich zwei Vorteile und sorgt für eine teilweise Entkopplung vom Körperschall und verringert gleichzeitig die Gefahr von Beschädigungen. Trotzdem ist eine gewisse Umsicht mit diesem empfindlichen Bereich natürlich angebracht, denn der Shockmount basiert auf recht dünnen Gummibändern, die im Laufe der Zeit durchaus spröde werden könnten. Schade ist aber vor allem, dass es keinen Schutz für den Mikrofon-Port gibt, wie er beim H6 enthalten ist. So wird der Steckplatz schnell anfällig für Verschmutzungen, wenn das Mikrofon nicht aufgepflanzt ist. Das kleine Plastikteil hätte den Preis sicherlich nicht übermäßig in die Höhe getrieben.
Bei den zwei zusätzlichen Mono-Eingängen handelt es sich um XLR/Klinke-Combobuchsen. Klinkenstecker rasten hier sicher ein, bei XLR-Steckern vermisst man hingegen den allseits beliebten „Klick“ beim Einstöpseln. Trotzdem sitzen die Stecker sauber in den Buchsen, ohne bei der geringsten Gelegenheit herauszufallen oder zu verkanten. Angeschlossene Mikrofone können wahlweise mit 12, 24 oder 48 Volt Phantomspeisung versorgt werden, was auch den mobilen Einsatz von Kondensator-Mikrofonen ohne zusätzliche Speiseteile ermöglicht. Produzenten, die gerne einmal auf Sampling-Tour gehen, dürfen sich also über eine Möglichkeit freuen, ihre Studio-Mikros ohne viel Aufwand unter freiem Himmel verwenden zu können. Der Line-Eingang sitzt dagegen direkt am Körper des XY-Mikrofons und schaltet dieses bei Verwendung stumm. Wer ein Elektret-Kondensator-Mikrofon einsetzen will, kann ein solches über die Miniklinkenbuchse mit der erforderlichen Plug-In-Power versorgen, die sich von der „echten“ Phantomspeisung durch eine deutlich geringere Spannung unterscheidet.
In Bezug auf Ausgänge darf man sich über einen Kopfhörer-Anschluss und einen separaten Line-Out mit getrennter Lautstärke-Regelung freuen. So kann man den H5 also auch direkt an eine Kamera anschließen und die Aufnahme gleichzeitig über einen Kopfhörer checken. Grundlegende interne Mixer-Funktionen sind ebenfalls vorhanden.
Stephan sagt:
#1 - 13.11.2014 um 14:14 Uhr
Zu den Latenzzeiten. Mit was für einem ASIO habt ihr getestet. Mit dem von Zoom?
Aggi Berger sagt:
#2 - 30.11.2014 um 22:18 Uhr
Hi Stephan,
sorry, ich habe deinen Kommentar erst jetzt gesehen. Ja, natürlich kam zum Test der Latenzwerte der Treiber von Zoom zum Einsatz. Konntest du denn mit einem anderen Treiber bessere Ergebnisse erzielen?
Liebe Grüße,
Aggi Berger
dune sagt:
#3 - 30.12.2014 um 01:40 Uhr
kann man 4 mono spuren nacheinander aufnehmen, oder geht nur 1 stereo und 2 mono?
danke.