Praxis
Aufnahmefunktionen
Wie die meisten aktuellen mobilen Digitalrecorder bietet der Zoom H5 die Möglichkeit, Audio-Daten entweder in unkomprimierten Wav-Files in bis zu 24 Bit/96 kHz oder aber im speichersparenden MP3-Format aufzuzeichnen. Letztere Option ist allerdings nur im Stereo-Modus verfügbar, in dem ein fertiger Mix aus den vier Eingängen (oder natürlich auch weniger) auf der Speicherkarte abgelegt wird. Wer echtes Multitrack-Recording betreiben möchte, um die separaten Files später am Rechner weiter zu bearbeiten und abzumischen, der muss das Wav-Format verwenden und ist auf eine maximale Auflösung von 24Bit/48 kHz beschränkt, was für professionelle Aufnahmen aber ruhigen Mutes als ausreichend bezeichnet werden darf. Für MP3-Files gibt es dagegen stattliche 12 Qualitätseinstellungen zwischen stark verlustbehafteten 48 kbps und der Maximalauflösung von 320 kbps, die im Klang, wenn überhaupt, dann nur von feinen Profi-Ohren vom Wav-Format unterschiedenen werden kann. Die maximale Aufnahmedauer auf der mitgelieferten 2 GB SD-Card variiert dementsprechend zwischen etwa einer Stunde und drei Stunden für Wav-Files, bzw. 13 Stunden und bis zu 90 Stunden für MP3-Files in Stereo. Wem das nicht ausreicht, der kann die mitgelieferte Speicherkarte aber natürlich durch eine SDHC-Card mit einer maximalen Größe von 32 GB ersetzen. Einen Support von noch größeren SDXC-Karten, wie er vom H6 geboten wird, gibt es allerdings nicht.
Das Pegeln funktioniert im Zusammenspiel mit dem Peak-Meter auf dem Display wunderbar einfach, und im Gegensatz zu Recordern, die zu diesem Zweck nur zwei kleine Taster bieten, fühlt man sich mit den Potis des H5 schon fast ein wenig wie im Tonstudio. Ich persönlich freue mich vor allem über eine Peak-Hold-Anzeige, die Übersteuerungen dauerhaft anzeigt, nachdem sie aufgetreten sind. In vielen Fällen hat man das Display beim Checken des Eingangspegels nicht durchgehend im Blick, und so erfährt man also auch im Nachhinein, ob ungewolltes Clipping aufgetreten ist. Dank der hervorragenden Idee der Backup-Aufnahme, mit der auch schon der H6 punkten konnte, muss man sich aber ohnehin nicht zu viele Sorgen um Übersteuerungen machen, denn wenn dieses Feature aktiv ist, wird zusätzlich zu der eigentlichen Aufnahme eine Sicherheitskopie mit um 12 dB reduziertem Pegel auf der Speicherkarte abgelegt. So kann also auch bei unerwartet hohem Schalldruck nicht viel schiefgehen.
Ein digitaler Kompressor/Limiter-Algorithmus ist zwar in unterschiedlichen Varianten vorhanden, prinzipiell ist für mobile Aufnahmen mit meist eingeschränkten Abhörmöglichkeiten aber davon abzuraten, diese Effekte zu verwenden. Wer beim Aussteuern ausreichend Headroom lässt, der kann diesen Schritt (wenn überhaupt nötig) auf die Nachbearbeitung im Rechner verschieben und somit ausschließen, dass Überkompression für lästiges Pumpen im Klang sorgt. Die Verwendung des Lo-Cut-Filters zum Absenken tiefer Signalanteile macht schon wesentlich mehr Sinn, wobei auch hier Vorsicht besser als Nachsicht ist. Der H5 ist in dieser Hinsicht sehr flexibel und bietet zehn verschiedene Cutoff-Einstellungen zwischen 80 Hz und 237 Hz. Mit einem Cutoff bei 80 Hz entfernt man in der Regel gezielt ungewolltes Rumpeln aus der Aufnahme, ohne dabei größeren Schaden anzurichten. Bei den höheren Einstellungen kommt man aber nach und nach definitiv in einen Bereich, in dem man die möglicherweise gewollten Bass-Anteile ausdünnt, und dies lässt sich im Nachhinein natürlich nicht mehr rückgängig machen.
Weiterhin gibt es eine Pre-Recording-Funktion, die es erlaubt, die letzten zwei Sekunden vor dem Druck der Record-Taste noch einzufangen, und eine Auto-Record-Funktion, die eine Aufnahme startet, sobald ein gewisser Eingangspegel überschritten wird. Besonders interessant für Musiker ist aber natürlich eine Funktion zum Erzeugen von Overdub-Aufnahmen. Ein solches Feature ist zwar vorhanden, leider aber genauso wie beim H6 noch nicht wirklich rund umgesetzt. Wenn beispielsweise mit dem internen Mikrofon eine Gitarre aufgenommen wurde und ein zusätzlicher Vocal-Track eingesungen werden soll, dann ist man gezwungen, für diese Aufnahme einen anderen Eingang zu wählen – das interne Mikrofon fällt in diesem Fall als Quelle für weitere Overdubs also weg. Zwar gibt es einen Workaround, der voraussetzt, dass man die Dateinamen auf der SD-Karte ändert, einem Recorder wie dem H5 ist ein so komplizierter Vorgang, der zudem nicht ausreichend im Handbuch erklärt wird, aber nicht angemessen.
Dicker als der große Bruder – Der Sound des internen Mikrofons
Neben der kantig umgesetzten Overdub-Funktion war der etwas dünn geratene Klang des XY-Mikrofons in unserem Test des H6 ein weiterer kleiner Minuspunkt. Da es sich beim H5 nun um eine günstigere Ausbaustufe des Recorders handelt, stand zu befürchten, dass dieses Problem möglicherweise noch deutlicher zu Tage treten könnte. Aber im Gegenteil! Das mitgelieferte XY-Mikrofon bildet die tieferen Signalanteile ein ganzes Stück kräftiger ab als das Gegenstück des großen Bruders. Im Gegenzug geht ein Teil der wirklich glasklaren Abbildung der Transienten verloren und ganz rauschfrei kommt der Schall auch nicht im Recorder an. Als verwaschen oder undefiniert lässt sich der Schallwandler des H5 deshalb aber längst nicht bezeichnen. Für mobile Aufnahmen, bei denen ein stimmiger Raumeindruck eingefangen werden soll, verrichtet das Mikrofon seinen Dienst sehr gut.
Überzeugen kann sich die werte bonedo-Leserschaft davon anhand der folgenden Test-Aufnahmen. Für die Schlagzeug-Aufnahme in Track 1 befand sich der Recorder auf einem Stativ in Overhead-Position, in Track 2 sind zusätzlich die beigemischten Signale eines AKG D 112 in der Bassdrum und eines Shure SM 57 an der Snare zu hören – Standardausstattung also. Im dritten Beispiel gibt sich der Singer/Songwriter Markus Rill mit einem Ausschnitt aus seinem Song „Hobo Dream“ die Ehre, die Atmo-Aufnahme des letzten Tracks wurde in einem Stall für Hühner und anderes Federvieh gemacht.
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Der H5 als Audio-Interface
In Verbindung mit einem PC oder Mac kann der H5 auch als Audio-Interface mit vier Eingangskanälen verwendet werden. Zwei dieser Kanäle werden natürlich vom XY-Mikrofon in Anspruch genommen, sofern nicht der entsprechende EXH-6 Adapter für den Mikrofon-Port dazugekauft wird, der wie gesagt zwei zusätzliche Mono-Eingänge bietet. Für eine Verwendung mit einem PC muss der entsprechende Treiber von der Hersteller-Seite heruntergeladen und installiert werden, für Rechner aus dem Hause Apple ist keine weitere Installation nötig.
In Bezug auf die Zuverlässigkeit gilt für den H5 das Gleiche wie für den H6: Im Grunde liefen die Treiber auf unserem Testsystem (PC mit Windows 7) angenehm stabil, beim Ändern der Latenzwerte fror die Software allerdings hin und wieder ein, was sich durch einen Neustart des H5 beheben ließ. Die Latenz-Zeiten wirken im Treiber-Menü mit Werten zwischen 1 ms und 20 ms vorerst überraschend gering. Genau wie beim H6 handelt es sich hier aber nur um die Eingangslatenz, der man je nach Einstellung noch weitere 15 ms bis 25 ms hinzufügen muss. Aufnahmen, bei denen beispielsweise eine Amp-Simulation für Gitarren mitgehört werden soll, sind also nur schwierig umzusetzen, denn für ein angenehmes Spielgefühl empfiehlt sich in dieser Hinsicht eine Gesamtlatenz von weniger als 10 ms, die der H5 auch unter den geringstmöglichen Einstellungen nicht erreicht.
Bei den Preamps handelt es sich um die gleichen Komponenten wie im H6, die wir bereits im damaligen Test mit den Vorstufen des RME Fireface verglichen haben. Auch wenn sich in deren Klang eine leichte Tendenz zu „digitaler Härte“ abzeichnet, so handelt es sich hier doch um für die Preisklasse äußerst hochwertige Hardware mit einem grundlegend neutralen und sauberen Sound.
Stephan sagt:
#1 - 13.11.2014 um 14:14 Uhr
Zu den Latenzzeiten. Mit was für einem ASIO habt ihr getestet. Mit dem von Zoom?
Aggi Berger sagt:
#2 - 30.11.2014 um 22:18 Uhr
Hi Stephan,
sorry, ich habe deinen Kommentar erst jetzt gesehen. Ja, natürlich kam zum Test der Latenzwerte der Treiber von Zoom zum Einsatz. Konntest du denn mit einem anderen Treiber bessere Ergebnisse erzielen?
Liebe Grüße,
Aggi Berger
dune sagt:
#3 - 30.12.2014 um 01:40 Uhr
kann man 4 mono spuren nacheinander aufnehmen, oder geht nur 1 stereo und 2 mono?
danke.