Fazit
Wer eine möglichst kompakte Lösung für mobile Mehrspuraufnahmen mit bis zu sechs Tracks sucht, wird beim Zoom H6 eindeutig fündig. Die Tatsache, dass der Recorder über echte Phantomspeisung für Kondensator-Mikrofone verfügt und diese bei Batteriebetrieb sogar eine ganze Weile aufrechterhalten kann, bevor ihm die Puste ausgeht, spricht eindeutig für den H6. Wer geht schon nicht gerne mit seinem Lieblingsmikrofon aus dem Studio auf Klangfang in freier Wildbahn? In den meisten anderen Fällen müssen für solche Aufgaben mehrere Peripheriegeräte herhalten, was entsprechende Anwendungen wesentlich komplizierter macht.
Die Möglichkeit, die beiden enthaltenen Stereo-Mikrofone auszutauschen und zwischen den Charakteristiken der XY- und MS-Anordnung zu wählen, erzeugt natürlich eine gewisse Flexibilität, und vor allem in den Fällen, in denen das XY-Mikrofon etwas zu harsch und überpräsent wirkt oder zu viel Rauminformation einfängt, wird man diese Option dankbar nutzen. Dass die Mikrofone dazu ausgetauscht werden müssen und nicht wie beim H2n von vornherein in einem gemeinsamen Korb fest mit dem Recorder verbunden sind, ist vor allem sinnvoll, weil der Steckplatz für die Mikrofone auf diesem Weg auch für weiteres optionales Equipment herhalten kann (zwei zusätzliche Mic-Eingänge oder Shotgun-Mikrofon). So wird der H6 zu einem modularen Gerät, das an die unterschiedlichsten Aufnahmesituationen angepasst werden kann. Darüber hinaus bietet der Recorder einige speziell auf Musiker zugeschnittene Zusatzfunktionen, von denen nur das Overdub-Feature noch einiges zu wünschen übrig lässt. Dies wird hoffentlich durch ein baldiges Update des Betriebssystems behoben.
Die interne Kombination aus Vorverstärkern und A/D-Wandlern zeigt neben weitestgehender Neutralität eine leichte Anfälligkeit für harsch klingende Signalanteile, doch gemessen an der Preisklasse ist die Qualität des Frontends überraschend hoch. Auch als Audio-Interface, das sich vorrangig für den mobilen Einsatz anbietet, kann der H6 also verwendet werden, und wer mit den etwas erhöhten Latenzwerten leben kann, darf ruhigen Mutes zuschlagen.
PRO:
- Simultane Aufnahme von bis zu sechs Kanälen
- Austauschbare Stereo-Mikrofone (XY- und MS-Stereofonie)
- Echte Phantomspeisung für externe Mikrofone
- Stabiler Koffer für Transport
- Simultanes Backup-Recording mit um 12dB reduziertem Pegel
- Zusatzfunktion als Audio-Interface
- Für die Preisklasse gute Preamps
CONTRA:
- Klang des XY-Mikrofons in den Tiefen etwas dünn
- Kein Abhören von Aufnahmen aus gleichen Kanälen beim Overdubbing
- Relativ hohe Latenzen bei Verwendung als Audio-Interface
Features:
Für dich ausgesucht
- Mobiler Digitalrecorder mit sechs Kanälen
- Aufsteckbare XY- und MS-Mikrofone
- Zusatzfunktion als Card-Reader und Audio-Interface
- Phantomspeisung für Mic-Inputs (12 V, 24 V, 48 V)
- Plugin-Power für Elektret-Kondensator-Mikrofone
- Flexibles High-Pass-Filter (80 Hz bis 237 Hz in zehn Schritten)
- Kompressor bzw. Limiter vorhanden
- 20 dB Pad zum Absenken des Eingangssignals
- Pre-Recording, Auto-Recording und simultanes Backup-Recording mit reduziertem Eingangs-Pegel
- Datenformate Wav (16 Bit/44,1 kHz bis 24 Bit/96 kHz) und Mp3 (48 kbps bis 320 kbps)
- Unabhängig regelbarer Phone- und Line-Out (3,5 mm Klinke)
Preis:
- EUR 474,- (UVP)
- Simultane Aufnahme von bis zu sechs Kanälen
- Austauschbare Stereo-Mikrofone (XY- und MS-Stereofonie)
- Echte Phantomspeisung für externe Mikrofone
- Stabiler Koffer für Transport
- Simultanes Backup-Recording mit um 12dB reduziertem Pegel
- Zusatzfunktion als Audio-Interface
- Für die Preisklasse gute Preamps
- Klang des XY-Mikrofons in den Tiefen etwas dünn
- Kein Abhören von Aufnahmen aus gleichen Kanälen beim Overdubbing
- Relativ hohe Latenzen bei Verwendung als Audio-Interface
Rainer G sagt:
#1 - 11.11.2018 um 22:19 Uhr
Zu den Klangbeispielen:Der Test eines Stereomikrofons - sowohl X/Y als auch M/S - überzeugt nicht, wenn nur ein einzelnes Instrument in der Stereomitte aufgenommen wird. Die Raum- und Richtungsabbildung kann man wesentlich besser beurteilen wenn man eine AUSGEDEHNTE (!!) Schallquelle aufnimmt, z.B. ein Chor der über die ganze Bühne verteilt ist, oder ein Orchester, eine Bigband, oder eine große Orgel in einer großen Kirche. Denn man muß wissen, daß der Aufnahmebereich einer 90°-X/Y-Anordnung 180° (nach Williams) bzw. 270° (physikalisch) beträgt. Daher KANN eine solche Aufnahme wie in den anklickbaren Beispielen nicht überzeugen wo nur einen nahezu punktförmige Schallquelle - wie hier eine Gitarre - verwendet wird.
Und nochwas: Was ich bisher bei allen Tests festelle: Man kennt anscheinend nur GItarren und Drums. Bitte vergeßt eines nicht: Es gibt in der Musik auch noch viele, sehr viele andere Instrumente und Klangkörper als nur Gitarre, Gitarre, Gitarre... und Drums, Drums, Drums!
Und zu den X/Y-Mikrofonen: Die X/Y-Anordnung verlangt nun mal, daß die Mikrofone Druckgradientenempfänger sind. Dies haben physikalisch bedingt IMMER einen gewissen Baßabfall und klingen daher etwas "dünn".
Ansonsten ist dieses Gerät durchaus ein hervorragendes Erzeugnis!
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 12.11.2018 um 05:57 Uhr
Hallo Rainer,danke für diesen Kommentar und den auf der Hauptseite des Testmarathons. Nun, die Auswahl der Schallquellen für die hier hörbaren Beispiele erfolgt nicht zuletzt aus praktischen Gründen: Einer Gitarre beispielsweise ist schneller "zur Hand" als ein großer Klangkörper. Das ist organisatorisch einfacher durchzuführen, ist aber auch deutlich pfegeleichter bei der Beachtung von Rechten. Gut, einen Organisten könnte man improvisieren lassen (aber eher selten mit beispielsweise XY überhaupt aufnehmen wollen), bei Big Band oder Orchester wird es da schon etwas schwieriger. Ein Orchester zu buchen, jedes Mal Verträge zu machen mit den einzelnem Musikern, Rechte an Stücken zu regeln, alleine für die Noten zu sorgen… Du siehst, das wir ein wenig sehr aufwändig. Dass nicht nur der axiale Schalleintritt ein Mikrofon bewertet, sondern besonders der abseits eintreffende viel zu den Eigenschaften eines Mikrofonsystems ausmacht, ist vollkommen richtig, da gebe ich Dir Recht. Bei Tests von Einzelmikrofonen gibt es zu diesem Zweck auch meist Audiofiles aus 45 Grad, manchmal auch 90 Grad. Und für diesem Test haben wir auch diffusere Aufnahmen durchgeführt (Atmo). Das Schlagzeug zeigt schon recht verschiedene Schalleinfallswinkel und nutzt damit einen guten Teil der Bühne, daran ließen sich die Eigenschaften hervorragend erkennen (auch Spektrum, Dynamik…). Auch die Gitarre mit den Vocals ist recht nah mikrofoniert, sodass die Aufnahme eine ordentliche Ausdehnung erhält, wie man sie in der Praxis auch wünscht. Zudem ist die Mikrofonierung noch so nah, dass der Proximity Effect durchaus seine Wirkung zeigt und sich das spektrale Verhalten im Bass gut erkennen und bestimmen lässt. Was ich noch wichtiger finde ist, dass mit der Stimme eine zur Bestimmung klanglicher Eigenschaften hervorragend geeignete Signalquelle mit dabei ist – dort haben alle Menschen eine massiv höhere Hörerfahrung als etwa bei einem Drumkit, erst recht als bei einer Kirchenorgel, Big Band oder Orchester (welches ja heute sehr viel mit Stützen mikrofoniert wird und auch selten mit One-Point-Stereo als HMS). Wir schauen natürlich auch, dass wir möglichst praxisnahe Beispiel liefern. Die meisten Interessenten für ein derartiges Gerät nehmen einzelne Instrumente, Interviews, Geräusche, Atmos und auch mal Musikgruppen auf, dann allerdings oft eher zu dokumentarischen Zwecken bei einer Probe. Mit unseren Testgeräten passieren noch andere Dinge, die natürlich nicht komplett in die Audioplayer wandern, wohl aber dazu beitragen, dass sich der Tester ein gutes Bild machen kann.Mit besten Grüßen
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #1 von Rainer G
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRainer G sagt:
#1.1.1 - 12.11.2018 um 16:45 Uhr
Hallo Nick,Danke für das Reply. Na ja, ein paar Gitarristen werden sicher auch aufzutreiben sein. Es geht ja hauptsächlich darum, die Wirklung des Stereomikrofons zu demonstrieren. Und das verlangt eben eine ausgedehnte Schallquelle, was immer es auch für Instrumente sind. Auch ein paar Sprecher um das Mikrofon herum sind sehr wirkungsvoll.
Die Gegenüberstellung von X/Y und M/S ist immer etwas problematisch, nämlich den Aufnahmebereich entsprechend einzustellen, sodaß dieser bei beiden Konfigurationen gleich ist.Der Fehler der bei M/S häufig gemacht wird ist der, daß das S-Signal vom Pegel her zu groß eingestellt wird und dann kommen in jeden Kanal gegenphasige Komponenten des anderen Kanals was dann unscharfe Abbildungen zur Folge hat. Ohne Korrelationsmesser oder Stereosichtgerät ist ein Arbeiten mit M/S immer problematisch und daher für einen Anfänger nicht unbedingt zu empfehlen.Und dann muß - um überhaupt ein Unterschied festzustellen - eine unterbrechungsfreie Umschaltung möglich sein, sonst gibt es im Gehirn so etwas wie ein "total reset" und die Gefahr akustischer Täuschungen ist dabei sehr groß.Ich selbst arbeite relativ oft mit M/S weil ich große Klangkörper (meist Sinfonieorchester zusammen mit Chor und Gesangssolisten) aufnehmen muß. Das erfordert zwar ausnahmslos Stützmikrofone aber als Hauptsystem benutze ich dazu häufig M/S. Aber dann nicht mit Niere/Acht, sondern mit Kugel/Acht, weil es mir dabei auf die Verwendung eines DRUCKempfängers ankommt, denn M/S ist das einzige koinzidente Verfahren was die Verwendung eines Druckempfängers erlaubt. Bei Aufnahmen von Kirchenorgeln arbeite ich i.a.R. mit A/B mit Druckempfängern - weniger mit M/S.
Allgemein: M/S eignet sich eher für die Aufnahme großer Klangkörper. Und da wird wohl keiner auf die Idee kommen z.B. ein Händel-Oratorium mit dem Zoom H6 aufzunehmen um es dann zu vervielfältigen.
Wie gesagt, das Gerät ist sehr gut und ich bind dabei mir auch noch ein solches für spezielle Zweck zuzulegen, wenngleich ich ansonsten mit einer NAGRA V meine Aufnahmen mache..
Grüße
RainerG, VDT
Antwort auf #1.1 von Nick (Redaktion Recording)
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