Zoom LiveTrak L-20 Test

Praxis

Zugegeben, das Pult besteht zum größten Teil aus Kunststoff und erweckt bei mir vorerst kein Vertrauen. Doch ist die Verarbeitung auf einer guten Basis und auch die Haptik während der Testfahrt stimmt. Potis, Fader, Knöpfe und Taster sind alltagstauglich und halten auch hektischem Betrieb durchaus stand. Die Anschlusstechnik ist amtlich verschraubt.
Das Gehäuse des LiveTrak L-20 hat exakt die Breite des uns schon bekannten LiveTrak L-12, daher mussten die zusätzlichen Spuren etwas enger zusammenrücken. Die Kombobuchsen sind deswegen gegeneinander versetzt, doch das ist kein Problem beim Anschließen der Audioquellen. Insgesamt ist das Design trotz Platzmangels sehr gelungen und ich finde sogar schlüssiger und übersichtlicher als bei dem LiveTrak L-1.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Konzert kann beginnen.

Mixing

Die Eingänge des Pultes haben eine sensible Empfindlichkeit. Line-Signale muss ich durchgängig mit dem 26 dB Pad dämpfen, habe dann aber noch genug Reserve mit dem Gain, um die entsprechenden Signale gefühlvoll in den Mix zu schieben.
Der Ein-Knopf-Kompressor dient zum Anfetten des Sounds. Er hat ein gutmütiges Verhalten, seine Attack- und Release-Zeiten sind großzügig gewählt. Wirklich Spitzen nimmt der Kompressor damit zwar nicht weg, doch die Verdichtung klingt angenehm, warm und druckvoll.
Die ersten zwei Kanäle sind Pickup-Instrumentarium reserviert, allerdings haben die Hi-Z-Eingänge ihre Probleme mit der Masse. Da weder ausreichend Metall verbaut, noch eine vernünftige Erdung vorzufinden ist, kann es hier trotz Hi-Z-Schalte zu unerwünschten Geräuschen kommen. Das fordert an manch Instrumentarium eine alternative Spielart. Gitarren wollen ohnehin nicht mehr losgelassen werden

Audio Samples
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E-Bass Linie und Brummschleife

Die Klangregelung pro Kanal lässt sich gut dosieren. Ohnehin sind alle digitalen Regler mit einem LED-Kranz versehen, dessen einzelne Lampen in mehreren Leuchtstufen den Cent-Bereich der Einstellung wiedergeben. Damit erweitert sich der Regelbereich um circa das Dreifache, sodass wir punktgenau Frequenzen, Lautstärken bzw. Effektanteile und deren Parameter einstellen können. Die intelligente Steuerung erlaubt beim Einregeln der Parameter den schnellen Dreh, um fix auf Maximal- oder Minimalwerte zu kommen oder das gefühlvolle Tuning, was die Feineinstellung erleichtert. Leider gibt es keine Möglichkeit, einfach zum Nullpunkt zurückzukehren, da orgel ich mir an den Reglern noch ziemlich einen ab.
Der EQ klingt gut. Vorbildlich sind hier die große Mittenparametrik von 100 Hz bis 8 kHz und der frei einstellbare Hochpass von 40 – 600 Hz. Möchten wir das Signal an dem EQ vorbeirouten, können wir diesen pro Kanal auch abstellen. Bedauerlicherweise muss der Master ohne EQ-Schaltung auskommen. Eine Klanganpassung der PA bei einem Live-Gig in schwierigen Räumen müssen wir mit einem externen EQ lösen.
Die Effekte klingen dicht, tief und sauber. Auch das direkte Manipulieren der Effekt-Parameter ist ohne Verzögerung und artefaktfrei möglich. Per globalen Tempo-Taster kann ich die Geschwindigkeit der Delay-Effekte punktgenau beeinflussen. Nach wie vor keine Selbstverständlichkeit bei Pulten dieser Preisklasse.
Wie eingangs erwähnt, hat das Pult mehrere Ebenen für die Fader-Einstellungen der Mastersumme und die Monitormixe. Die einzelnen Ebenen werden über die LEDs der Fader dargestellt. Die Voreinstellung kann ich durch erneutes Anfahren des Wertes mit dem Fader ändern

Recording & Sound

Die Aufnahme mit dem internen Mehrspurrekorder über die SD-Karte ist erfrischen einfach. Wenn ihr eine hohe Samplerate fahren wollt, müsst ihr sogar auf den internen Rekorder zurückgreifen, da das Pult maximal 48 kHz an eine externe DAW im Audio-Interface-Modus streamt. Bei 22 parallelen Spuren ist der USB-2.0-Bus dann doch etwas zu schmal für die großen Datenmengen der 96-kHz-Files.
Der Parameterwald des internen Rekorders ist erstaunlich übersichtlich und trotz der wenigen Bedienhilfen gut zu durchwandern. Von langen Projektnamen würde ich dennoch Abstand nehmen.
Die Benutzung des Pultes als Audio-Interface ist nach Installation des passenden Treibers eine störungsfreie Plug-&-Play-Routine und der L-20 bildet sich in voller Größe bei mir in Pro Tools ab.
Ich habe diese Aufnahmevariante gewählt, um die Spuren ohne mehrere Kopierstufen direkt in Pro Tools zu schneiden und für euch bereitzustellen. Für die beiden ersten Stücke habe ich die rohen Einzelspuren einer existierenden Mehrspuraufnahme mit dem Mischpult nachbearbeitet. Hier das Ergebnis bei 44.1 kHz und 24 Bit:

Audio Samples
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Live-Version von Salz „Electric Dreams“ durch das LiveTrak L-20 Summertime floorJIVERS Version unterstützt durch den Autor Shure SM58 – Summertime Vocal Neumann TLM 103 – Einzelspur des Mikrokanals Neumann TLM 103 – Mastersumme mit FX Effektbank 1 – Algorithmen Effektbank 2 – Algorithmen Effekte Resümee und Demonstration Tapdelay

Die beiden Stücke habe ich direkt von der Mastersumme extrahiert. Die einzelnen Spuren sind mehr oder weniger mit Kompression belegt, wie in den nachfolgenden Screenshots zu sehen ist. Instrumente und Mikrofone werden ohne größere Rauschfahnen abgenommen. Abschließend habe ich euch eine Fahrt durch die Effekte aufgenommen, damit ihr eine Übersicht über die Algorithmen und deren Qualität bekommt.

Fotostrecke: 5 Bilder Nach Installation des Treibers bildet sich das Pult im vollen Umfang in der DAW ab.

Wir erhalten eine aufgeräumte Sammlung an Einzelspuren für die spätere Bearbeitung bei der Postproduktion. Bei Benutzung des internen Rekorders können wir sogar die puren Signale vor den Ein-Knopf-Kompressoren abgreifen und aufnehmen. Es spricht also viel dafür, den Computer bei den Aufnahmen einfach daheim zu lassen und eine entsprechend große SD-Karte in den Slot zu stecken.
Ihr könnt dabei entweder SDHC-Karten bis 32 GB oder SDXC-Karten bis zu 512 GB Kapazität nutzen (beide Klasse zehn oder höher). Sollte das nicht reichen, schiebt ihr bereits aufgenommenes Material auf einem USB-Stick (Host) und räumt abschließend die Karte frei. Wahlweise könnt ihr das Pult auch als Kartenleser einsetzen, euren Computer per USB verbinden, Modus auf Card-Reader schalten und bequem die Daten von der Karte saugen.

Kommentieren
Profilbild von Alex

Alex sagt:

#1 - 23.03.2019 um 17:06 Uhr

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Vielen Dank für den Test, ein für mich sehr interessantes Gerät! Ich vermisse allerdings die Angabe, ob fürs Recording direkt nach dem Eingang (respektive Gain ) abgezweigt und wieder eingespielt wird, um einen playback-soundcheck durchführen zu können...

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Wolfgang Metzger sagt:

#2 - 25.12.2019 um 10:03 Uhr

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Ich habe das Gerät gestern bekommen und „trocken“ ausprobiert. Es lässt sich super bedienen! Über die iPad-App kann man den Summen-Graphic-Equalizer konfigurieren. Als Nachteil empfinde ich die geringe Reichweite per Bluetooth und daß es für die Monitorausgänge keinen EQ gibt. Auch hätte ich gerne, daß man das Panorama auch für jeden Ausgang extra einstellen kann (wird aber vermutlich nicht so oft gebraucht). Und eine Gruppenfunktion, bzw. VCAs (bzw. in diesem Fall eher DCAs) vermisse ich noch, dann wäre es perfekt. Super ist das geringe Gewicht im Vergleich zu einem X32 Producer, was mit dem Recording-Interface auf jeden Fall eine wesentlich flexiblere Alternative ist, nur muß man sich damit viel mehr beschäftigen, bis man es beherrscht.

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Rudi sagt:

#3 - 23.03.2023 um 11:54 Uhr

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Hi, Kann man die Spuren einzeln Sandwichweise aufnehmen (Track 1=Drums, dann Track 2=Bass, dann Track 3=Gitarre, dann Track 4=Keyboard, dann Track 5=Lead Gesang, usw., usf. Danke

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