Der Zoom M3 MicTrak vereint ein Richtmikrofon und einen minimalistischen Digitalrecorder in einem Gerät und ermöglicht Audioaufnahmen bei 32 Bit Float ganz ohne zusätzliches Equipment. Laut Hersteller wurde er primär für Filmemacher konzipiert. Die Gruppe der YouTuber darf sich hier aber ebenfalls angesprochen fühlen. In unserem Review checken wir Funktionen und Klang des Zoom M3.
Quick Facts zum Zoom M3
- Stereo-Richtmikrofon mit M/S-Kapsel
- Aufnahme auf SD-Card bei 32 Bit Float
- minimalistisches Bedienkonzept
Der Zoom M3 ist definitiv keine Übergangsvariante zwischen dem Zoom M2 und dem Zoom M4, sondern viel konkreter auf die Audioaufnahme beim Filmen zugeschnitten. Das wesentliche Merkmal, das er sich mit seinen Verwandten aus der M-Serie teilt, ist die Aufnahme bei 32 Bit Float. Der Aufbau ist dabei so einfach gehalten, dass man diskutieren könnte, ob es sich hier noch um einen Digitalrecorder mit integriertem Mikrofon oder eher um ein Mikrofon mit integriertem Digitalrecorder handelt. Tatsächlich ist eher Letzteres zutreffend. Ich habe den Zoom M3 bei Firmware Version 1.1 getestet.
Was ist 32 Bit Float und klingen Aufnahmen in dem hoch aufgelösten Format besser? In unserem Workshop entmystifizieren wir das Thema.
Zoom M3: Standalone-Recorder und externes Kamera-Mikro
Der Zoom M3 ist komplett aus Plastik, sehr kompakt gebaut und verhältnismäßig leicht. Die Qualität der Verarbeitung würde ich als akzeptabel bezeichnen. Edel geht anders, aber das darf man in dieser Preisklasse wohl auch nicht erwarten. Zentral ist natürlich die Funktion als Standalone-Recorder. In diesem Fall werden Audiodaten auf einer microSD-Card (SDHC oder SDXC bis 1 TB) gespeichert. Das Format liegt dabei fest bei WAV mit einer Auflösung von 32 Bit Float/48 kHz. Höhere Abtastraten wie beim M2 oder M4 (bis 192 kHz) oder direkte MP3-Kodierung (z.B. H-Serie) sind nicht möglich – womit ich persönlich mich problemlos arrangieren kann.
Mit der mitgelieferten Halterung lässt sich der kompakte M3 ganz einfach am Blitzschuh einer Kamera montieren. Da ist es natürlich naheliegend, ihn gleich direkt mit der Kamera zu verbinden und als externes Mikrofon zu verwenden. Dies läuft ganz traditionell über ein enthaltenes Kabel. Die Rolle des Recorders übernimmt dann natürlich die Kamera, und dementsprechend gelten auch die dort eingestellte Auflösung und der Pegel. Von den 32 Bit Float des M3 profitiert man in dieser Situation also nicht mehr. Natürlich spricht aber auch nichts dagegen, gleichzeitig noch auf SD-Card aufzunehmen (oder doch nur auf SD-Card) und die Files später zu synchronisieren.
Für dich ausgesucht
Eine dritte Variante zur Nutzung des Zoom M3 ist der Einsatz als USB-Mikrofon. Da die Auflösung in diesem Fall fest bei 24 Bit/48 kHz liegt und sich der Aufnahmepegel nicht steuern lässt, ist das im besten Fall eine kleine Nebenfunktion. Grundsätzlich läuft die Stromversorgung entweder über zwei AA-Batterien oder über USB.
Richtmikrofon mit M/S-Kapsel
Beim Mikrofon des Zoom M3 handelt es sich um ein Stereo-Richtrohr, das im Sinne einer Mitte-Seite-Stereofonie (kurz: M/S) aufgebaut ist. Dabei ist eine Membran für das von vorne eintreffende Mittensignal zuständig, während eine zweite Membran den Schall von den Seiten einfängt. Ein Vorteil daran ist die Möglichkeit, dem Mittensignal eine dosierbare Räumlichkeit bzw. Stereo-Breite hinzuzufügen.
Der Einfachheit halber speichert der interne Recorder grundsätzlich zwei Dateien pro Take: eine dekodierte und eine nicht-dekodierte. Den entsprechend doppelten Speicherbedarf sollte man also mit einberechnen. Bei der dekodierten Variante handelt es sich um eine fertige Stereo-Datei, die ohne weitere Bearbeitung genutzt werden kann. Die Stereo-Breite wird dazu ganz einfach über einen Taster auf dem Gehäuse auf Mono, 90° oder 120° gestellt. Auch das Signal an den Ausgängen für Kopfhörer und Kamera wird entsprechend dieser Einstellung ausgespielt.
Die nicht-dekodierte M/S-Raw-Version erlaubt dagegen auch nach der Aufnahme noch ein stufenloses Anpassen der Stereo-Breite bzw. des Raumanteils. Dies läuft entweder über eine enthaltene Software oder ein ebenfalls enthaltenes VST-Plug-in für alle DAWs und Schnittprogramme mit entsprechender Schnittstelle. Und klar – das ist ein weiteres Argument dafür, die Recorder-Funktion des M3 zu nutzen, statt das Aufnehmen einer Kamera zu überlassen.
Minimalistischer Recorder
Der Recorder-Part des Zoom M3 ist extrem kompakt gehalten und reduziert die Anzahl der Bedienelemente auf das Wesentliche. Neben der angesprochenen Regelung für die Stereo-Breite findet sich ein schaltbares Lowcut-Filter, das bei 120 Hz ansetzt und tieffrequente Störsignale absenkt. Außerdem gibt es natürlich die wesentlichen Bedienelemente für Play/Pause, Record, On/Off und Kopfhörerlautstärke. Einige erweiterte Funktionen laufen über Tastenkombinationen – z.B. das Formatieren der SD-Card oder die Datenübertragung via USB.
Ganz wesentlich ist natürlich die Abwesenheit von Bedienelementen zum Steuern des Aufnahmepegels. Da der M3 bei 32 Bit Float aufnimmt, ist das auch nicht nötig. Weder digitale Übersteuerungen noch Qualitätsverlust durch zu geringen Pegel können hier auftreten. Das ist eine wirklich sehr feine Sache und meiner Ansicht nach viel wesentlicher als eine vermeintlich höhere Klangqualität bei der Wandlung.
Weitere Verarbeitung über Software
Die kostenlose Software Zoom M3 Edit & Play läuft unter Windows und macOS und bietet an weiteren weiteren Einstellungen nur eine Angabe zum Batterietyp und dem automatischen Abschalten des Recorders. Die wesentliche Zweck liegt bei zwei anderen Aufgaben: Dem Festlegen der Stereo-Breite von M/S-RAW-Dateien und dem Übertragen von großen 32-Bit-Float-Dateien in das lineare 24-Bit-Format. Dabei kommt auf Wunsch eine manuelle Gain-Einstellung oder eine automatische Peak-Normalisierung zum Einsatz. In diesem Schritt legt man sozusagen fest, wo in der Fließkomma-Datei der absolute Nullpunkt einer Festkomma-Datei liegen soll.
All das kann man natürlich auch direkt in einer DAW- oder Schnitt-Software erledigen, die bei 32 Bit Float arbeitet. In diesem Fall benötigt man allerdings ein Plug-in, um das M/S-Format in Stereo zu wandeln. Und auch in dieser Hinsicht wird man versorgt! Der Hersteller bietet ein entsprechendes Decoder-Plug-in im VST 2.4 Format als kostenlosen Download an. Für mein Gefühl ist das die wesentlich einfachere Version als die Arbeit mit der separaten Software.
Steffen Bernhardt sagt:
#1 - 25.01.2024 um 13:57 Uhr
Also, rein soundtechnisch gefällt mir das Zoom besser als die anderen Kandidaten. In jeder Anwendungsumgebung. Ich habe mir alle Audio Files angehört.
Knaetsch sagt:
#2 - 27.07.2024 um 23:01 Uhr
Bonedo FALSCHE Beschreibung ZOOM M3 ...hier stimmt ein wesentlicher Teil NICHT, - die Aussage: Die Rolle des Recorders übernimmt dann natürlich die Kamera, und dementsprechend gelten auch die dort eingestellte Auflösung und der Pegel. = zwar richtig, aber lieber Autor ? - Von den 32 Bit Float des M3 profitiert man in dieser Situation also nicht mehr. - Das ist natürlich Quatsch mit Soße ! - Wo ist denn diese Aussage fundiert ? Wenn M3 Ton aufbereitet und per Line ausgibt, kann ich keinen Unterschied ausmachen zum intern abgespeicherten Signal, welches ebenfalls der "32 Bit Float - Aufbereitung" unterliegt, auch wenn es anschließend in 24 Bit auf dem Camcorder oder der Kamera gespeichert wird! - Die "32 Bit Float - Aufbereitung" des Audio-Signals ist in jedem Falle als dynamischeres Audiosignal gespeichert, wenn auch in 24 Bit. -