Zu Besuch bei BÄM – Berliner Äcademy für Marching Drums

Nach der Produktion und Live-Umsetzung des Erfolgsalbums „Stadtaffe“ samt Unterstützung durch die Marching Band „Cold Steel“, der Drumline der North Carolina A&T University, wollte Peter Fox Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit bieten, die in Deutschland kaum verbreitete Kunst des Showtrommelns nach amerikanischem Vorbild zu erlernen. Neben seiner Karriere bei der Berliner Band „Seeed“, die mittlerweile auch mit „Cold Steel“-Mitgliedern unterwegs ist, gründete er die Berliner Äcademy für Marching Drums, kurz BÄM, und schuf im Herzen Kreuzbergs eine Schule für Drumlines. 

Titelfoto: Thomas Volgmann / alle anderen Bilder: Alex Höffken
Titelfoto: Thomas Volgmann / alle anderen Bilder: Alex Höffken


Die in Amerika populären Ensembles der jeweiligen High Schools und Colleges verbinden Drumming mit Show- und Tanzelementen und sorgen mit ihren fulminanten Performances bei Sportveranstaltungen und Straßenumzügen für Aufsehen. Dabei treten sie auch in Battles gegeneinander an. Weil in Deutschland schlicht die Konkurrenz fehlt, gibt es jetzt eine Weltpremiere: Ein Video Battle der Berliner Drumline mit den New Yorker „Marching Cobras.“
Bei BÄM geht es jedoch nicht ausschließlich um Musik und Tanz. Ein großes Anliegen der Akademie ist es, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, ein Instrument oder Tanzen zu lernen, sich kreativ zu betätigen und dabei Teil einer Gemeinschaft zu werden. Mit einem geringfügigen Unterrichtsbeitrag und der Möglichkeit auf Ermäßigungen oder Stipendien soll dies allen möglich gemacht werden. Um authentischen Sound zu liefern, besorgte Pierre Baigorry alias Peter Fox nicht nur hochwertige Instrumente, sondern verpflichtete mit Bryan Little auch einen amerikanischen Ausbilder für Marching Drums, der neben seiner Tätigkeit bei der Brooklyn Steppers Marching Band unter anderem bei den offiziellen Drumlines des NBA Teams New York Knicks spielte.
An fünf Tagen in der Woche werden verschiedene Kurse für Beginner und Fortgeschrittene angeboten. Anfänger ohne Vorkenntnisse sind genauso willkommen wie Schlagzeuger, die sich für Marching Drums interessieren und Stücke, Technik und Sticktricks lernen wollen. Um einen besseren Eindruck von BÄM zu bekommen, besuchte ich eine Probe der Vorstufe zur Auftrittsgruppe und war überrascht über das groovige Ergebnis einer altersmäßig gemischten Truppe von ehemals blutigen Anfängern, die sich seit zwei Jahren mit Marching Drums beschäftigen. Die Trommelbegeisterten werden vom Amerikaner Bryan Little und dem Berliner Trommler Nikolai Petersen unterrichtet, mit denen ich nach der Probe über ihre Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sprach.

Wie ist BÄM entstanden?

Durch die Zusammenarbeit mit der Cold Steel Marching Band hat Pierre (Peter Fox, Anmerkung der Red.) sich damals auch die Programme der High Schools, Colleges und Universitäten in Amerika angeguckt und festgestellt, dass es nichts Vergleichbares in Deutschland gibt. Nach der Beendigung seines Soloprojekts wollte er Musikbegeisterten die Chance geben, in einer Marching Band zu spielen und hat deshalb extra in Amerika nach Leuten zur Unterstützung des Vorhabens gesucht. Über einen Cold Steel Musiker wurde Bryan Little empfohlen, der dann nach Berlin gezogen ist.

Ihr seid mit einem guten Instrumentarium ausgestattet. Sponsort Pearl die Schule?

Es ist natürlich wichtig, dass alle Schüler an guten Instrumenten mit einem authentischen Drumline Sound lernen und spielen können. Neben anderen Firmen werden wir von Pearl unterstützt und  erhalten dadurch die Instrumente günstiger.

Fotostrecke: 3 Bilder Für einen authentischen Sound…

Wer kann bei BÄM mitmachen?

Jeder! Pierre wollte Musikunterricht etablieren, der eine Alternative zu den üblichen Musikschulen bietet. In den USA ist es auch so, dass die Drumlines eine Community sind und eine soziale Funktion übernehmen. Das sind offene Programme, die kein Geld kosten und täglich für Kids die Möglichkeit bieten, sich mit einem Instrument zu beschäftigen. Für Pierre war es auch wichtig, Jugendlichen, die vielleicht nicht so gut still sitzen können, eine Plattform zu geben, bei der sie sich austoben können, aber gleichzeitig auch Disziplin lernen, die beim Spielen wichtig ist. In den verschiedenen Gruppen werden Beginnern die Grundlagen gezeigt, mit Fortgeschrittenen an Stücken und Technik gearbeitet und in der Auftrittsgruppe in Verbindung mit den Tänzern an Performances gefeilt. Mittlerweile haben wir so viele Anfragen für Auftritte, dass wir schon einige davon absagen mussten und gerade ausschließlich in Berlin spielen, weil die meisten Kids ja noch zur Schule gehen. Die Auftritte kommen aber sehr gut an, weil die Leute schnell von der Energie der Truppe fasziniert sind.

Bryan, du bist also extra für BÄM nach Berlin gezogen?

Ja, ich hatte gerade meinen Abschluss in North Carolina gemacht und wollte arbeiten. Nachdem ich zuhause keinen Job über den Sommer gefunden hatte und alle meine Freunde bereits arbeiteten, kam der Anruf genau zur richtigen Zeit. Jetzt bin ich seit drei Jahren in Berlin und arbeite an der der Akademie mit den Schülern.

Fotostrecke: 3 Bilder Während der Proben steht der Spaß im Vordergrund.

Kommst du ursprünglich vom Drumset?

Als ich jünger war, habe ich Saxophon und Klarinette gespielt, aber ich bin kein Schlagzeuger. Ich könnte auch wirklich keinen Gig am Drumset überstehen, allerdings war ich immer in Drumlines an der Schule und habe dort alles gelernt.

Nikolai, wie bist du zur Marching Band gekommen?

Ich wiederum bin Drumset-Schlagzeuger und habe immer an Rudiments gearbeitet. Zwischendurch habe ich dann sogar eine Prüfung an der National Association of Rudimental Drummers gemacht, die aber relativ konservativ mit der Materie umgeht. Meine Freundin hat dann irgendwann im Radio von BÄM gehört, und ich wollte eigentlich nur mitspielen. Da ich mich ja schon länger mit Rudimental Drumming beschäftigt hatte, wurde ich relativ schnell gefragt, ob ich mir auch vorstellen könne, zu unterrichten. Das habe ich dann natürlich gerne gemacht. Für die eher fortgeschrittenen Gruppen ist es notwendig, dass sie Traditional Grip spielen. Beim Marching Drumming wird dieser jedoch nochmal anders angewendet als am Drumset, da ja eine High Tension Marching Snare auch ein anderes Instrument als eine Drumset Snare ist. Die Technik unterscheidet sich also schon von der, die am Drumset gefordert ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Nikolai Petersen und Bryan Little unterrichten die verschiedenen Gruppen in Berlin.

Wie kam es zu dem Online Battle zweier Marching Bands?

In Amerika finden ja regelmäßig Battles zwischen Marching Bands statt. Da wir aber in Deutschland konkurrenzlos sind, haben wir beschlossen, das mit einer amerikanischen High School Drumline über Videos im Internet zu machen. Diese sind aber gleichzeitig auch dazu da, dass Leute in Deutschland genau sehen können, was eine Drumline überhaupt ist. Viele sehen Plakate und wissen nicht, was sie erwartet. Oft denken die Leute, dass man ganz viel können muss, um bei uns mitzuspielen. Auf den Videos haben aber beispielsweise, bis auf zwei Ausnahmen, nur Leute mitgemacht, die komplett bei Null angefangen haben. Das tolle an BÄM ist, dass es keine feste Band ist, sondern für wenig Geld jeder mitmachen und Teil der Community werden kann.

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Mehr Informationen

Link zur BÄM Website: http://drumline.berlin

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Titelfoto: Thomas Volgmann / alle anderen Bilder: Alex Höffken

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