Zultan Caz Test

Zu den Zultan Caz Cymbals fällt mir vor allem ein großer Vergleich ein: Wie ist eigentlich der aktuelle Kurs für ein türkisches 22“ K. Zildjian Ride aus den 60er Jahren? Nun, 1500 Euro muss man wohl hinblättern für ein gut erhaltenes Exemplar, und das ist so ziemlich genau die Summe, die man für den vorliegenden 14-teiligen Zultan Caz Beckensatz ausgeben muss. „Caz“ ist die türkische Übersetzung für „Jazz“, und bei handgehämmerten, türkischen Becken mit einer solchen Namensbezeichnung liegt die Assoziation zu den alten Ks natürlich auf der Hand.

Die Caz-Serie von Zultan im Überblick
Die Caz-Serie von Zultan im Überblick


Unzählige Beckenhersteller versuchen seit Jahrzehnten, den sagenumwobenen Sound von Jazz-Giganten wie Elvin Jones, Art Blakey oder Tony Williams zu reproduzieren, allen voran natürlich die Firma Zildjian selber mit künstlichen Alterungsmethoden oder komplizierten Hämmerungstechniken. Teilweise sind die Unterschiede zu den Originalen auch gar nicht mehr so groß, aber obwohl ein Ride aus der aktuellen K-Zildjian-Serie nur ein Drittel eines echten Vintage-Schätzchens kostet, reisst es dennoch ein nicht unerhebliches Loch ins Geldbeutelchen. Da sich das einfach nicht jeder leisten kann, sind in den letzten Jahren vermehrt Hersteller aufgetaucht, die handgehämmerte Ride-Becken aus B20-Bronze zu einem Preis anbieten, für den man bei den großen Beckenherstellern gerade mal ein 10“ Splash und einen feuchten Händedruck vom Verkäufer bekommt. Die seit 1996 existierende Firma Turkish aus Istanbul stellt exklusiv für das Musikhaus Thomann unter dem Markennamen „Zultan“ verschiedene Beckenserien her, welche sich allesamt durch edle Materialien und traditionelle Fertigungsmethoden bei gleichzeitig extrem niedrigen Preisen auszeichnen. Möglich wird die radikale Preisgestaltung vor allem durch den bewussten Verzicht auf große Werbemaßnahmen oder Endorsements. Man vertraut auf die Qualität seiner Produkte und setzt darauf, dass die Marke sich durch Mundpropaganda langfristig am Markt etablieren wird.

Details

Die „Caz“-Serie wurde, wie der Name schon sagt, speziell für den Einsatz im Jazzbereich konzipiert und beinhaltet die folgenden Modelle, welche allesamt zum Test vorliegen: Hi-Hats in den Größen 13“, 14“ und 15“, Crashes in 16“, 17“ und 18“, Rides in 20“, 21“ und 22“, ein 19“ Crash Ride und ein 21“ Sizzle Ride. Wie die legendären Vorbilder werden auch die Zultan Caz-Becken aus der traditionellen B20-Bronzelegierung (bestehend im Wesentlichen aus 80% Kupfer und 20% Zinn) gegossen. Gewichtsbezeichnungen wie „Thin“ oder „Medium“ gibt es nicht, stattdessen erfolgt lediglich eine grobe Klassifizierung in „Crash“ oder „Ride“. Der Prägestempel zeigt das typische Halbmond-/Stern-Logo und verrät, dass es sich in Wahrheit um „Turkish“-Becken, „Handmade in Turkey“ handelt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Schwungvolle Zultan-Schriftzug ziert auch die Caz-Serie

Konkret bedeutet dies, dass die Becken nicht maschinell, sondern per Hand abgedreht und gehämmert werden. Auf diesen Aspekt ist man bei Zultan besonders stolz, denn diese spezielle und sehr aufwändige Art der Bearbeitung gilt als die Königsdisziplin der Beckenschmiedekunst und hebt die Caz-Serie klar von preislich vergleichbaren Produkten der Konkurrenz ab. Die Spielflächen der Becken sind mit einer kräftigen, dichten, unregelmäßig verteilten Hämmerung versehen, während auf den Kuppen sehr dezente, kaum erkennbare Einschläge vorhanden sind. Fast die ganze Modellpalette ist gekennzeichnet von einem relativ feinen, aber dennoch prägnanten Abdrehmuster, bei dem die Abstände zwischen den Rillen leicht variieren. Auf den Unterseiten der Hi-Hat-Top-Becken ist die Bearbeitung etwas gröber ausgeführt. Alle Becken der Serie haben ein außergewöhnlich flaches Profil bei insgesamt relativ geringer Materialstärke. Kleine Unterschiede gibt es diesbezüglich innerhalb der Serie aber trotzdem, so fallen zum Beispiel die 16“ und 17“ Crashes sowie das mit zwei Nieten bestückte 21“ Sizzle Ride sehr leicht aus, während die restlichen Modelle sowohl vom Spielgefühl als auch vom tatsächlichen Gewicht her eher in die Medium-Thin-Kategorie einzuordnen sind. Bei näherer Betrachtung kann man die Spuren der Handarbeit in Form von vereinzelten Kratzern sowie unterschiedlich stark entgrateten und teilweise nicht hundertprozentig runden Mittellöchern erkennen. Dies soll aber kein Kritikpunkt sein, denn Perfektion kann man bei handgemachten Becken naturgemäß nicht erwarten, und auf den Sound wirken sich solche Unregelmäßigkeiten keinesfalls negativ aus.

Fotostrecke: 3 Bilder Echte Handarbeit: Zultan Caz im Detail

Alle Becken haben sauber geschliffene Ränder und liegen plan auf einer glatten Fläche auf. Allerdings ist die Gewichtsverteilung bei einigen der getesteten Modelle etwas ungleichmäßig. Dadurch neigen sie dazu, sich während des Spielens immer wieder in die gleiche Position zu drehen. Im Praxisteil will ich nun herausfinden, ob Zultan hier tatsächlich eine preiswerte Alternative zu K Zildjian & Co. geglückt ist.

Praxis

Die drei Hi-Hat-Paare bestehen jeweils aus einem Top-Becken in Medium-Stärke und einem etwas schwereren Bottom. Der Klangcharakter ist insgesamt etwas heller als man es von Jazzbecken erwarten würde. Dies ist aber nicht unbedingt ein Nachteil, denn der getretene Chick-Sound, der im Jazz ja eine wichtige Funktion hat, setzt sich bei allen Testkandidaten im musikalischen Geschehen souverän und gleichzeitig unaufdringlich durch. Das 14“-Modell bietet gute Allround-Qualitäten und eine feine, präzise Ansprache. Die 15“-Version liegt im Grundton wesentlich tiefer, wodurch der Sound satter, voluminöser und etwas weicher wird. Gerade mit den größeren Ridebecken der Serie harmoniert dieses Modell sehr gut. 13“ Hi-Hats scheinen in letzter Zeit ein wenig aus der Mode gekommen zu sein. Nichtsdestotrotz klingt die Caz-Hi-Hat in dieser Größe sehr ausgewogen und bei weitem nicht so spitz und metallisch wie andere Vertreter dieser Spezies. Der klare Vorteil kleiner Hi-Hat-Becken liegt in der schnellen Ansprache, was sich auch bei diesem Paar bestätigt. Dadurch lassen sich zum Beispiel auch komplexe Funk-Patterns mühelos umsetzen.

Fotostrecke: 3 Bilder 13″ Zultan Caz Hi-Hat
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Zultan Caz 13″ Hi-Hat Zultan Caz 14″ Hi-Hat Zultan Caz 15″ Hi-Hat

Die 16“ und 17“ Crashes gefallen mir sowohl solo gespielt als auch im musikalischen Kontext auf Anhieb. Zwar ist, ähnlich wie bei den Hi-Hats, auch hier der Sound eher hell und brillant als rauchig und dunkel – wie es ja allgemein mit Jazz-Becken assoziiert wird – , aber durch das ausgewogene Frequenzspektrum klingen sie trotzdem warm und entfalten dabei angenehm schimmernde Obertöne. Das Feeling der Becken ist sehr leicht, so dass sie schon auf leiseste Anschläge reagieren, und auch das Sustainverhalten ist perfekt abgestimmt – nicht zu lang und nicht zu kurz. Trotz des geringen Durchmesserunterschiedes ergänzen sich die 16“ und 17“ Becken im Set sehr gut. Das 18“ Crash wirkt im Klangverhalten etwas massiger und spricht daher nicht so sensibel an wie die beiden kleineren Modelle. Es braucht deutlich mehr Input, um sich zu öffnen und hat auch eine längere Ausklingphase. Gerade im Up-Tempo-Jazz kann dies nachteilig sein, da schnell gespielte Figuren auf dem Ride-Becken hierdurch überlagert werden können. Im Rock- oder Pop-Umfeld kann sich das Becken mit den vorhandenen Eigenschaften aber durchaus behaupten.

Fotostrecke: 3 Bilder Top des Zultan Caz 18″ Crash
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Zultan Caz 16″ Crash Zultan Caz 16″ Crash Einzelschlag Zultan Caz 17″ Crash Zultan Caz 17″ Crash Einzelschlag Zultan Caz 18″ Crash Zultan Caz 18″ Crash Einzelschlag

Drei „normale“ Ride-Becken gibt es innerhalb der Caz-Serie. Das 20“ Modell überzeugt durch einem warmen und seidigen Klang mit recht langem Sustain. Die Ride-Figuren setzen sich bei gemäßigter Spielweise gut vom Grundrauschen ab. Herausragend ist der tiefe, volle Crash-Sound, der dem Becken eine spezielle Charakteristik verleiht. Das 21“ Ride klingt kleiner als es ist, da die tiefen Frequenzen für ein Becken dieser Größe etwas unterrepräsentiert sind. Der Gesamtsound wirkt im Vergleich zum 20“ Becken relativ schmalbandig und mittig. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Kuppe, welche hier etwas kräftiger klingt als bei den übrigen Modellen, welche kraftlos und unauffällig wirken. Das 22“ Ride entwickelt einen sehr breiten Soundteppich mit dunkler Klangfärbung, der der Musik eine dichte Atmosphäre verleiht. Eingestreute Crash-Akzente klingen kurz und trocken und lassen dadurch bei schnell gespielten Ride-Patterns genug Platz für die fein artikulierten Stockaufschläge.

Fotostrecke: 2 Bilder Bottom des 22″-Rides aus der Zultan Caz-Serie
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Zultan Caz 20″ Ride Zultan Caz 21″ Ride Zultan Caz 22″ Ride

Die 19“-Größe bildet exakt den Übergangspunkt zwischen Crash- und Ridebecken, weshalb das 19“-Testbecken auch die Bezeichnung „Crash Ride“ trägt. Im direkten Vergleich klingt es als Crash wesentlich tiefer und dunkler als das 18“ Becken und kommt dem klassischen Jazz-Sound dadurch viel näher. Darüber hinaus spricht es schneller an und wirkt insgesamt dynamischer. Die Kuppe klingt zwar ordentlich, ist aber sehr integriert in den Gesamtsound und damit prägnant genug. Spielt man das Becken als Ride, so empfiehlt es sich, keine zu schweren Sticks zu verwenden, da sich ansonsten der Sound schnell aufschaukelt. Mit dem richtigen Werkzeug aber kann man dem Crash Ride ganz hervorragende, weiche Ride-Sounds entlocken. Da das 21“ Sizzle Ride erheblich leichter als das herkömmliche Ride in der gleichen Größe ist, entferne ich zunächst die beiden mitgelieferten Nieten, um die Becken direkt miteinander zu vergleichen … und stelle fest, dass es kaum Gemeinsamkeiten gibt. Stattdessen ist das Sizzle Ride dem 22“ Ride recht ähnlich, wobei der Grundton trotz des geringeren Durchmessers etwas tiefer und die Ansprache direkter ist. Der Sizzle-Sound lässt absolut keine Wünsche offen. Er fügt dem eigentlichen Klang ein dezentes, aber äußerst lebendiges Flirren hinzu, das jedem Jazzer ein breites Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.

Fotostrecke: 4 Bilder 19″ Caz Crash Ride Top
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Zultan Caz 19″ Crash Ride Zultan Caz 19″ Crashride Einzelschlag Zultan Caz 21″ Sizzle Ride Zultan Caz 21″ Sizzle Ride ohne Nieten

Hier sind abschließend die Becken zusammen zu hören:

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Set 1 (13″ HH, 16″/18″ CRA, 20″ RD) Set 2 (14″ HH, 16″/17″ CRA, 21″ SIZ RD) Set 3 (15″ HH, 16″ CRA, 19″ CRI, 21″ RD) Set 4 (15″ HH, 17″ CRA, 19″ CRI, 22″ RD)

Fazit

Natürlich ist ein Zultan Caz kein K Zildjian, aber ernsthaft hat das wohl auch niemand erwartet. Für einen Preis, für den man bei anderen Herstellern bestenfalls maschinengehämmerte Massenware bekommt, bietet Zultan mit der Caz-Serie tatsächlich echte türkische B20-Becken, traditionell in Handarbeit hergestellt. Das Klangniveau ist, gemessen am Preis, erstaunlich hoch. Es sind zwar nicht alle der getesteten Becken uneingeschränkt für Jazz zu empfehlen, aber mit dem 19“ Crash Ride und dem 21“ Sizzle Ride gibt es zwei Perlen, die es locker mit wesentlich teureren Rides aufnehmen können und durchaus professionellen Ansprüchen genügen. Auch die kleineren Crashes klingen richtig gut. Da die Varianz bei handgehämmerten Becken bekanntlich sehr groß ist, sollte man, falls die Möglichkeit besteht, mehrere gleichartige Modelle antesten, um das jeweils beste Exemplar ausfindig zu machen. Mit etwas Mühe kann man sich also hier für kleines Geld ein wirklich tolles Setup zusammenstellen, das sich nicht nur im Jazz, sondern generell überall dort einsetzen lässt, wo sensible, warm klingende Becken gefragt sind.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • warme Sounds mit sensibler Ansprache
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • mäßige Kuppensounds
  • nicht alle Modelle für Jazz geeignet
  • ungleichmäßige Gewichtsverteilung bei einigen Becken
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Zultan Caz Test
Für 649,00€ bei
Dieses Metall kann für wenig Papiergeld den Besitzer wechseln: Zultan Caz-Serie
Dieses Metall kann für wenig Papiergeld den Besitzer wechseln: Zultan Caz-Serie

Technische Spezifikationen

  • Material: B20-Bronze
  • Herstellungsland: Türkei
  • handgehämmert
  • traditionelles Finish

Preise (alle UVP):

  • 13“ Hi-Hats: 149 €
  • 14“ Hi-Hats: 159 €
  • 15“ Hi-Hats: 165 €
  • 16“ Crash: 95 €
  • 17“ Crash: 109 €
  • 18“ Crash: 115 €
  • 19“ Crash Ride: 129 €
  • 20“ Ride: 149 €
  • 21“ Ride: 159 €
  • 21“ Sizzle Ride: 159 €
  • 22“ Ride: 165 €
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Profilbild von Filipe

Filipe sagt:

#1 - 03.01.2013 um 08:43 Uhr

0

Hello! I am trying to find more information about Zultan Cymbals. Could you give me any information about how to contact the company?
I would like to speak with them for maybe obtain an endorsement deal from Zultan.
Thank you!

Profilbild von BonedoRalf

BonedoRalf sagt:

#2 - 03.01.2013 um 13:44 Uhr

0

Hi Filipe!I have checked for you: Zultan is available exclusively at Thomann, so if you have any questions regarding the brand please contact them directly.
Also, they told me that there are no extensive marketing or endorsement programs – which is why they are able to offer the products at such competitive pricing.Hope that helps,
Ralf

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