Zultan Heritage Cymbals Test

Mit der Hausmarke Zultan Cymbals beschreitet das Musikhaus Thomann seit Jahren einen erfolgreichen Weg. Nicht nur als Empfehlung für Einsteiger, sondern auch als erschwingliche Alternative zu den großen Marken erfreuen sich die Becken aus größtenteils türkischer Fertigung stetiger Beliebtheit. Mit der Rock Beat Serie, einem Allrounder-Beckensatz, fing es an, später kamen mit der Caz-Serie auch Freunde leiserer Musikrichtungen auf ihre Kosten. 

Zultan Heritage Cymbals


Die Serien wurden in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut, man hielt sich aber stets an die Maxime, dass man für den Preis eines größer dimensionierten Oberklasse-Beckens auch einen dreiteiligen Zultan Beckensatz in den Händen halten konnte. Mit der neuen Heritage Serie schießt man erstmals in höherpreisige Gefilde vor. Ob das gelingt, erfahrt ihr hier.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Details

Schon vor dem Auspacken des sperrigen Kartons fällt mir auf, dass die laut Lieferschein stattliche Anzahl von 15 Becken es insgesamt auf ein erstaunlich geringes Gewicht von nur 14 Kilogramm bringt. Anscheinend gehören die Heritage Becken nicht zur schweren Abteilung, und tatsächlich fallen die B20 Bronzescheiben allesamt relativ leicht aus. Das 22“ Ride wiegt beispielsweise nur 2351 Gramm, das entspricht in etwa der medium-thin Kategorie. Gut gefällt mir die bronzene Färbung der Becken, die optimal mit dem auf alt getrimmten Aussehen der Bleche harmoniert. Auffällig ist auch die starke und aufwändige Hämmerung auf den Oberseiten aller Modelle, hier sticht der Mehraufwand im Vergleich zu den bekannten und zumeist kräftiger dimensionierten Zultan Serien direkt ins Auge. Mit Ausnahme der Hi-Hat Bottoms lassen sich die Heritage Becken mühelos mit den Händen biegen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der Hammer war da: die Oberfläche eines Crash-Beckens im Detail.

Starke Hammermerkmale, wohin das Auge blickt

Wir haben bis auf acht Modelle den kompletten Umfang der Heritage Serie zum Test erhalten. Da wären drei Hi-Hats in 14, 15 und 16 Zoll, drei Crashes in 16, 18 und 19 Zoll, zwei Ride-Becken in 20“ und 22“ und vier Effekte, davon zwei Chinas in 17 und 19 Zoll und zwei Splashes in 9 und 12 Zoll. Nicht ins Testlabor haben es die 13“ Hi-Hat, das 21er und 24er Ride, drei Crashes in 17“, 20“ und 22“, sowie das 10“ Splash und das 18“ China geschafft. Die zwölf vertretenen Modelle sollten trotzdem einen guten Überblick über die Eigenschaften der Serie verschaffen. Die stark gehämmerten Bells der Heritage Becken erinnern mich von der Optik her ein wenig an Istanbul Agops 30ths Anniversary Serie, auch wenn die Heritage Bells im Vergleich wesentlich größer dimensioniert und stärker gewölbt sind. 

Fotostrecke: 4 Bilder Gleich drei Hi-Hat Paare buhlen um die Spielergunst.

Alle Becken haben beidseitig eine eher grobes Abdrehmuster, das mit verschiedenen Messern aufgebracht wird. Mit steigendem Durchmesser nimmt auch die Anzahl der Hämmerschläge zu, die wirklich nach Handarbeit aussieht. Crashes und Ride-Becken sind komplett und stark sichtbar auf der Oberfläche gehämmert, die beiden Splashes und Chinas wirken mit den feiner gesetzten Hammerschlägen am „normalsten“, gleiches gilt auch für die 14“ Hi-Hat. Die Unterseiten sind bei den Splashes nur abgedreht, bei allen anderen Modellen wurde der Hammer etwas subtiler geschwungen. Die Verarbeitung aller Modelle ist übrigens makellos, was man an den sauber abgedrehten Kanten und den sorgfältig entgrateten Mittellöchern sieht. Einzig der durchgehend in einer Größe verwendete Stempel mit dem Heritage-Logo trübt die ansonsten gelungene Optik, hier sollte bei den kleineren Modellen ein proportional besser passender Stempel aufgebracht werden. Neben den einzelnen Modellen gibt es auch zwei vorkonfigurierte Sets, die ich euch in den folgenden Soundfiles ebenfalls aufgenommen habe.

Praxis

Die Heritage Hi-Hats in 14“, 15“ und 16“

Los geht’s mit der 14“ Hi-Hat, der Standardgröße, die in unserem Fall mit 830 und 943 Gramm wirklich leicht ausfällt. Die zwei Becken haben einen angenehmen Pitch und sprechen sehr leicht an, für meinen Geschmack schon zu leicht, denn sobald ich etwas kräftigere Öffnungen spiele, schlägt das Bottom-Becken so weit nach oben, dass der Gesamtklang übersteuert. Hier spielt sich die 15“ Hi-Hat (997 / 1148 Gramm) wesentlich ausgewogener, auch wenn sie ebenfalls die Tendenz zu etwas klirrender Schärfe bei den Öffnungen hat. Tonal etwas weiter runter geht es beim 16“ Modell (1101 / 1289 Gramm). Insgesamt hat sie eine gute Mischung aus dem derzeit angesagten, leicht schlürfigen Sound, bei Bedarf kann sie aber auch eine gute Portion Präsenz und Durchsetzungsvermögen offenbaren. Bei der 14“ und 15“er Hi-Hat würde ich mir etwas schwerere Bottom-Becken für mehr Kontrolle und einen besser hörbaren Tschick-Sound (also mit dem Fuß gespielt) wünschen.

Audio Samples
0:00
14″ Hi-Hat – einzeln und im Set 15″ Hi-Hat – einzeln und im Set 16″ Hi-Hat – einzeln und im Set

Die Heritage Crashes in 16“, 18“ und 19“

Ein heller, glockiger Sticksound mischt sich beim Anschlag mit einem dunklen, etwas dreckig klingenden Unterton. Schon mit der Hand gespielt lassen sich die drei Crashes in Wallung versetzen, was sie auch gut einsetzbar in leiseren Umgebungen oder beim Spiel mit Mallets und Besen macht. Hier macht das 19“ Crash (1385 Gramm), auch mit seiner schön abgesetzten Bell, in meinen Ohren die beste und flexibelste Figur, beim 18“ Crash (1295 Gramm) ist die Mischung aus Unterton und Attack etwas ungleich verteilt. Hier merkt man auch eine ziemliche hörbare Streuung innerhalb der Modellreihe. Das leichte 16“ Crash (856 Gramm) klingt in leisen Dynamikbereichen wunderbar und ausgewogen, wird bei harten Anschlägen allerdings sehr scharf und klingt übersteuert.

Audio Samples
0:00
16″ Crash – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks 18″ Crash – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks 19″ Crash – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks

Die Heritage Ride-Becken in 20“ und 22“ 

Das 20“ Ride-Becken entpuppt sich mit seinen schlanken 1787 Gramm eher als Crash-Ride. Ein stets hörbarer, aber gut integrierter Wash liegt unter dem Flächenklang, die Bell setzt sich sehr schön ab, und obendrein lässt sich das Becken auch sehr gut als großes Crash benutzen. Für den einen oder anderen Blues- oder Classic Rock Drummer bestimmt eine interessante Ergänzung. Sehr klassisch und trotzdem als vielfältiges Arbeitstier präsentiert sich das 22“ Ride. Es hat einen höher angesetzten Pitch, dadurch ist es tonal sehr gut im Klangspektrum zu verorten, es lässt sich leicht crashen, und der Sticksound auf der Fläche gerät trotzdem nicht außer Kontrolle. Mit diesem Becken lässt sich in leisen bis mittellauten Settings eine Menge abdecken. 

Audio Samples
0:00
20″ Ride – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks 22″ Ride – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks

Die Effekte: Splashes und Chinas

Neben den beiden Ride-Becken gefallen mir die vier Effekte ebenfalls sehr gut. Die beiden hauchdünnen Splash-Becken in 9 und 12 Zoll sprechen blitzschnell an. Unter einem spritzigen Attack klingt ein dunkler, leicht exotischer Unterton. Beide Splashes lassen sich auch mit der Hand spielen, so kann ich sie mir auch gut in Percussion- oder Cajon-Settings vorstellen. Die beiden 17 und 19 Zoll messenden Chinas sind mit Abstand die lautesten Vetreter im Testlauf, was sie auch uneingeschränkt für etwas härtere Musikstile interessant macht. Beide tönen mit einer gelungenen Mischung aus „Käng“- und „Käsch“-Sound, es gibt hier also weder das ultraweiche Jazz-Swish noch das brutale Klingeln eines Zildjian Oriental China Trash auf die Lauscher. Im Vergleich ist das etwas weicher klingende 19“ China noch flexibler einsetzbar.

Audio Samples
0:00
9″ Splash – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks 12″ Splash – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks 17″ China – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks 19″ China – einzeln mit Mallets, danach mit Sticks
Zultan Heritage Cymbals

Zum Schluss habe ich euch noch ein paar Groove-Settings aufgenommen. Einmal die beiden Zultan Heritage Setups, wie ihr sie auch als Dreier-Konfiguration, bestehend aus Hi-Hat, Ride und Crash, kaufen könnt. 

Audio Samples
0:00
Set mit 14″ Hi-Hat, 16″ Crash u0026 20″ Ride Grand Set mit 15″ Hi-Hat, 18″ Crash und 22″ Ride

Dann ein Klangbeispiel mit allen großen Becken, also der 16“ Hi-Hat, dem 19“ Crash und den beiden Rides in 20 und 22 Zoll.

Audio Samples
0:00
Alle großen Becken im Set

Hier hört ihr zwei Soundfiles mit allen Crash-Becken und Effekten und der 15“ Hi-Hat sowie dem 22“ Ride.

Audio Samples
0:00
Pop/ Rock mit allen Becken und 15″ Hi-Hat und 22″ Ride Athmo / Slow Beat mit allen Becken und 15″ Hi-Hat und 22″ Ride

Fazit

Helle Sticksounds, die über dunklen Grundtönen klingen, eine sehr feine und leichte Ansprache, facettenreiche, teils komplexe Klänge und eine gelungene Optik. Sieht man von den zu groß geratenen Logos auf den Splash-Becken einmal ab, gibt es also starke Argumente für die neuen Heritage Becken von Zultan. Diese sind zwar deutlich teuerer als alles, was man bisher mit dieser Hausmarke assoziiert hat, aber immer noch etwas günstiger als die hochpreisigen Exemplare etablierter Marken wie Meinl, Zildjian oder Paiste. Doch nur die Handhämmerung allein macht per se noch kein besser oder edler klingendes Becken aus, so haben wir es in unserem Testlauf mit einer gut hörbaren Streuung unter den Modellen zu tun, die allerdings unter komplett handgehämmerten Becken auch nicht ungewöhnlich ist. Hier gilt es genau auszuwählen und persönlich zu vergleichen. Besonders die beiden Ride-Becken und die vier Effekte konnten mich im Test überzeugen. Lautere Umgebungen sind besonders für die Heritage-Modelle mit kleinerem Durchmesser (14“ Hi-Hat und 16“ Crash) nicht das richtige, aber vielleicht entdeckt ja der eine oder andere von euch sein persönliches Schätzchen unter den zahlreichen Modellen der Serie? 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Leichte Ansprache aller Becken
  • Facettenreiche Klänge mit Tiefgang
  • Gelungene Optik (Ausnahme Logos auf kleinen Becken)
Contra
  • 16“ Crash und 14“ Hi-Hat übersteuern in hohen Lautstärken
  • hörbare Streuung zwischen den unterschiedlichen Modellen
Artikelbild
Zultan Heritage Cymbals Test
Für 799,00€ bei
Zultan Heritage Cymbals

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Zultan
  • Bezeichnung: Heritage Serie
  • Material: B20 Bronze
  • Herkunftsland: Türkei
  • Besonderheit: starke Handhämmerung
  • Klangcharakteristik: dunkel, organisch, präsente Sticksounds
  • Gewichtskategorie: Thin / Medium-Thin
  • Preise (Straßenpreise November 2017)
  • 14“ Hi-Hat: EUR 349,-
  • 15“ Hi-Hat: EUR 369,-
  • 16“ Hi-Hat: EUR 389,-
  • 16“ Crash: EUR 229,-
  • 18“ Crash: EUR 249,-
  • 19“ Crash: EUR 259,-
  • 20“ Ride: EUR 299,-
  • 22“ Ride: EUR 329,-
  • 9“ Splash EUR 99,-
  • 12“ Splash: EUR 139,-
  • 17“ China: EUR 249,-
  • 19“ China: EUR 279,-
  • Heritage Grand Cymbal Set, bestehend aus 15“ Hi-Hat, 18“ Crash und 22“ Ride
  • EUR: 798,-
  • Heritage Cymbal Set, bestehend aus 14“ Hi-Hat, 16“ Crash und 20“ Ride
  • EUR: 777,-
  • Gewichte der Testbecken
  • 14“ Hi-Hat: 830 / 943 Gramm
  • 15“ Hi-Hat: 997 / 1148 Gramm
  • 16“ Hi-Hat: 1101 / 1289 Gramm
  • 16“ Crash: 856 Gramm
  • 18“ Crash: 1295 Gramm
  • 19“ Crash: 1385 Gramm
  • 20“ Ride: 1787 Gramm
  • 22“ Ride: 2351 Gramm
  • 17“ China: 1086 Gramm
  • 19“ China: 1370 Gramm
  • 9“ Splash: 204 Gramm
  • 12“ Splash: 436 Gramm

Seite des Herstellers: Zultan Becken auf Thomann.de

Hot or Not
?
Zultan Heritage Cymbals

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 06.10.2024 um 08:54 Uhr

0
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Alesis | Strata Core | Sound Demo & Review
  • DrumCraft | Concert Snares | Sound Demo & Review
  • Meinl | Byzance Extra Hammered Cymbals 2025 | Sound Demo