Zultan Z Becken Professional Set Test

Zultan Z heißt die in diesem bonedo-Test vorgestellte Beckenserie, die für das Musikhaus Thomann in der Türkei hergestellt wird. Die traditionelle Beckenschmiedekunst ist untrennbar mit der Stadt Istanbul verbunden, und so werden auch die Zultan Z Becken im dortigen Werk des Herstellers Turkish in Handarbeit gefertigt. Interessant ist vor allem die aus unterschiedlich bearbeiteten Zonen kombinierte Oberfläche, die nicht nur hübsch aussieht, sondern auch Einfluss auf den Klang der Becken hat. Für unseren Test hat uns Thomann das Professional Set zur Verfügung gestellt.

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Das große „Z“ schmückte bereits im letzten Jahrtausend eine Beckenserie, allerdings stammte die aus der Fabrik der Firma, mit der vor fast 400 Jahren alles begann: Zildjian. Im Gegensatz zu den ultraschweren, per Computer gehämmerten Zildjian Z’s haben wir es bei der Zultan Z Serie allerdings mit deutlich leichteren Becken zu tun, die, wie es sich für türkische Cymbals gehört, von echten Menschen in schweißtreibender Handarbeit in Form gehämmert werden. Selbstredend beruht die Zutatenliste auf der berühmten B20-Formel, die auf eine Zinn-Kupfer-Mischung im Verhältnis 80:20 hinweist. Die auch einzeln erhältlichen Becken kommen für diesen Test in der „Professional“-Konfiguration, die auch eine Beckentasche enthält, ins Testlabor geflattert. Im Einzelnen handelt es sich um ein Paar 14 Zoll Hi-Hats, zwei Crashes mit 16 und 18 Zoll Durchmesser sowie ein Ride-Becken in der Standardgröße 20 Zoll. 

Details

Ab ins Säurebad …

Die Kombination unterschiedlicher Oberflächenbehandlungen bei der Beckenherstellung erfreut sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Auch Zultan zeigt sich diesbezüglich experimentierfreudig und unterzieht seine aus der klassischen B20-Bronze gefertigten Becken der Z-Serie nach dem Abdrehen einer Prozedur, die im Ergebnis eine Sandstrahl-Optik bewirkt, wie sie beispielsweise auch bei Benny Greb’s Meinl Byzance Vintage Sand Becken zu sehen ist. Allerdings handelt es sich nach Informationen des Herstellers Turkish um eine Säurebehandlung. Die als „acid washed“ bezeichneten Becken werden anschließend auf der Oberseite im Zentrum und im äußeren Bereich erneut abgedreht und poliert. Die Breite der dadurch entstehenden Ringe ändert sich proportional zum Beckendurchmesser. Fährt man mit dem Finger über die Oberfläche, so spürt man deutlich den Unterschied zwischen den groben Rillen der matten Flächen und der glatteren, feinen Struktur der blank polierten Bereiche. Die Hämmerungsmale ergeben ein relativ dichtes Muster, wobei die recht kleinen und nicht sehr tief ausfallenden Einschläge sich über die gesamte Fläche  erstrecken – nur die Kuppe ist von Einschlägen verschont geblieben. Sämtliche Modellbezeichnungen sowie Größenangaben sind auf die Unterseiten der Becken gedruckt, während die Serienbezeichnung die Oberseiten ziert. Das Zultan-Logo mitsamt dem „handmade cymbals“-Aufdruck  ist auf beiden Seiten zu finden. Eine praktische Zugabe ist die mitgelieferte Beckentasche, die für den Weg zum Proberaum völlig ausreichend ist, für Gigs allerdings gegen ein gepolstertes Exemplar oder einen Koffer ausgetauscht werden sollte.

Fotostrecke: 4 Bilder Made in Turkey – die Gravur weist auf den Hersteller Turkish hin.

Die Proportionen und die Optik stimmen, aber bei den Löchern hapert’s

Das 20 Zoll Ride Becken hat, wie alle Becken der Z-Serie, keine Gewichtsbezeichnung, ist aber mit seinen 2550 Gramm Gewicht noch in der „Medium“-Kategorie anzusiedeln. Eine mittelgroße Kuppe mit sauber gebohrtem Mittelloch ragt aus dem insgesamt recht flach gehaltenen Profil heraus. Für ein handgefertigtes Becken macht die Verarbeitung einen sehr akkuraten, gleichmäßigen Eindruck. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberseite des 20 Zoll Ride-Beckens.

Ein ähnliches Profil wie das Ride zeigen auch die beiden 16 und 18 Zoll großen Crashes, mit 1040 und 1530 Gramm ebenfalls der mittleren Gewichtsklasse zuzuordnen. Die Verarbeitung der Crashes entspricht insgesamt der des Rides, allerdings scheint der Bohrer für das Mittelloch beim 16-Zöller leicht außer Kontrolle geraten zu sein. Rund sieht jedenfalls anders aus.  

Fotostrecke: 4 Bilder Das 16 Zoll Crash aus der Vogelperspektive.

Mit 1270 Gramm Gewicht ist das untere Hi-Hat Becken ein schwerer Brocken. 230 Gramm weniger bringt das Top auf die Waage, auch nicht gerade ein Leichtgewicht, aber – ähnlich wie das Ride – so gerade eben noch in der mittleren Gewichtsklasse anzusiedeln. Leider ist auch hier, zumindest beim Top-Becken, das Mittelloch nicht ganz rund. Die Abweichung hält sich aber in Grenzen, so dass ein sauberes Aufeinandertreffen der Becken beim Treten des Pedals gewährleistet ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Hi-Hats fallen kräftig aus …

Praxis

Mit dem 20 Zoll Ride geht einiges

Aufgrund des relativ hohen Gewichts erwarte ich beim 20 Zoll Ride einen hellen Klang mit stark ausgeprägtem Ping, bin aber nach dem ersten Anspielen überrascht, dass sich stattdessen ein warmer, harmonischer Sound entfaltet. Die seidig und klar klingenden Stockschläge liegen sanft eingebettet in einen dichten Klangteppich, der sich gut kontrollieren lässt. Selbst Crash-Akzente sind möglich, wenngleich diese natürlich nicht so „explodieren“ wie bei einem leichteren Ride. Dunkle Sounds kann man in dieser Gewichtsklasse kaum erwarten, aber das säuregebadete Oberflächenfinish hält die hohen Frequenzen im Zaum, während die speziell abgedrehten Bereiche dafür sorgen, dass der Klang nicht allzu trocken wird. Auch die Kuppe mit ihrem klaren, prägnanten, aber niemals unangenehm herausstechenden Sound hinterlässt einen hervorragenden Eindruck. Mit diesem Allrounder ist man bestens gerüstet für eine breite Palette an Stilistiken von leise bis mittellaut.

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20“ Ride – Solo 20 “Ride – Groove 20″ Ride – Bell Groove

Kurz und prägnant: die 16 und 18 Zoll großen Crashes

Kraftvoll, tonal klar definiert und mit einer leicht dunkel gefärbten Note präsentieren sich die Crashes. Das spezielle Finish bewirkt, dass die hohen Frequenzen nicht zu lange nachklingen, so dass der Sound sehr kompakt und „aufgeräumt“ wirkt und im musikalischen Zusammenhang immer genug Luft für die anderen Instrumente lässt. Im direkten Vergleich fällt auf, dass das 18 Zoll große Becken sogar etwas schneller abklingt als das 16er. Allerdings kann dies durchaus ein Einzelfall sein, denn wir haben es hier mit handgemachten Becken zu tun, die selbst innerhalb einer Modellreihe mitunter eine große klangliche Varianz aufweisen. Die Crashes bieten eine sensible Ansprache und sind tonal gut aufeinander abgestimmt. Aufgrund ihrer Klangcharakteristik eignen sie sich auch gut für Studioanwendungen.

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16″ Crash – Solo 18″ Crash – Solo Beide Crashes im Set

Kräftig auch im Sound: die 14 Zoll Hi-Hats

Die Hi-Hats mit ihrer Kombination aus einem mittelschweren Top- und einem heavy Bottom Cymbal liefern im geschlossenen Zustand einen relativ hellen, satten, kurzen und klar definierten Sound. Dieselben Attribute treffen auch auf den Sound der getretenen Hi-Hat zu, der sich souverän schmatzend durchsetzt. Spielt man die Becken halb offen, so klingen sie angenehm schmutzig und charaktervoll, dabei aber nicht spitz, aufdringlich oder trashig. Diese Hats decken einen ähnlichen Einsatzbereich ab wie das Ride-Becken, das heißt: Sie reagieren sensibel genug für ruhigere Musik, können aber auch abliefern, wenn es mal kräftiger zur Sache geht.  

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14″ Hi-Hat – Solo Stick 14″ Hi-Hat – Solo Chick 14″ Hi-Hat – tight Groove 14″ Hi-Hat – open/close Groove 14″ Hi-Hat – halfopen Groove

Fazit

Ganz so außergewöhnlich wie man aufgrund der Optik vermuten könnte, klingen die Becken der Zultan Z Serie zwar nicht, aber dafür erweisen sie sich als sehr gute Allrounder, die vielfältige Anwendungsmöglichkeiten vor allem in den Bereichen Rock und Pop ermöglichen. Während die Hi-Hat Becken und das Ride gute „Middle-of-the-road“-Sounds liefern, zeichnen sich die Crashes durch einen vergleichsweise etwas dunkleren Sound mit kompaktem Sustain aus. Die speziell gestaltete Oberfläche sorgt für kontrollierte Obertöne, ohne dass darunter die Durchsetzungsfähigkeit leidet. Das Verarbeitungsniveau ist für handgefertigte Becken insgesamt recht hoch, allerdings sind die Mittellöcher unserer Testbecken teilweise leicht unrund. In diesem Fall hat das zwar keine negativen Auswirkungen auf den Sound, aber hinsichtlich des Anschaffungspreises wäre hier mehr zu erwarten. Mit der guten Klangqualität bei moderaten Preisen kann ich ein persönlichen Antesten der Zultan Z Becken empfehlen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hervorragende Allround-Qualitäten
  • gut aufeinander abgestimmte Sounds
  • gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • unrunde Mittellöcher bei Hi-Hat und Crashes
Artikelbild
Zultan Z Becken Professional Set Test
Für 698,00€ bei
Eigenständige Optik und vielseitig einsetzbare Sounds: die Zultan Z Becken
Eigenständige Optik und vielseitig einsetzbare Sounds: die Zultan Z Becken

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Turkish
  • Serienname: Zultan Z
  • Konfiguration: Professional Set
  • Lieferumfang: 14“ Hi-Hat, 16“/18“ Crashes, 20“ Ride + Tasche
  • Herkunft: Türkei
  • Material: B20
  • Herstellungsmethode: manuell
  • Gewicht: medium
  • Oberfläche: „Acid washed“ mit polierten Zonen auf der Oberseite
  • PREIS: (UVP) EUR 555,-
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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 27.08.2023 um 08:08 Uhr

0

Gut klingende Schlamperei!

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