Hallo, liebe Besucher des bonedo-Bassbereiches! Stellt euch einmal folgende Situation vor: Ein Produzent hat uns als Studiobassisten gebucht, um einen Song einzuspielen. Die Vorgabe ist eine einfache Standard-Akkordfolge, über die eine Basslinie entwickelt werden soll, die griffig ist und den Song optimal unterstützt. In dieser Folge geht es um das Thema “Reggae”!
Quasi als “gutes Omen” beginne ich heute mit der sonnigsten aller Stilistiken: einem Pop-Reggae! Unsere Akkordfolge ist – wie jedes Mal: | C | Am | F | Dm G7 |
In Harmoniestufen würde man diese Akkordfolge so ausdrücken: | I | VIm | IV | IIm V7 |
Und so klingt die Harmoniefolge – gleich “amtlich” verpackt in ein entspanntes Reggae-Backing:
Nur Grundton und Quinte können bereits ausreichen!
Der Ansatz bei unserer eingängigen Basslinie ist einfach, aber effektiv: Sie basiert nämlich nur auf dem Grundton und der Quinte des jeweiligen Akkordes in einer wiederkehrenden Rhythmik. Die Quinte wird dabei übrigens auch komplementär nach unten gespielt, also vom Grundton eine Quarte runter. Hier sehr ihr die Basslinie, die ich mir ausgedacht habe:
Für dich ausgesucht
Es ist wirklich erstaunlich, was man allein mit diesen beiden Tönen schon Tolles anstellen kann, wenn man auch der Rhythmik ihren Raum gibt! Der hier gezeigte Aufbau hilft uns, dem Song Wiedererkennungswert zu geben – und eben das erwartet ja ein Produzent von seinem Studiobassisten!
Zu beachten ist noch der gewählte Fingersatz: ich vermeide Leersaiten, um jeden Ton gezielt artikulieren zu können und einen ausgewogenen Sound zu gewährleisten. Dafür ist der “Quartdoppelgriff” nötig, bei dem der vierte und dritte Finger der Greifhand dieselbe Lage spielen. Das heißt, der vierte Finger liegt dabei auf der höheren Saite (Ton “D” auf der A-Saite im 5. Bund) und der dritte Finger an fast derselben Position auf der tieferen Saite (Ton “A” auf der E-Saite im 5. Bund).
Tipps zum Basssound
Was den Sound des Basses angeht, so würde ein erfahrener Bassist für diesen Reggae-Groove wahrscheinlich einen Klang mit sehr reduzierten Höhen, einer Bassanhebung und einer Pickup-Mischung von ca. 2/3 vorderer PU und 1/3 hinterer PU wählen, damit es richtig schön schiebt. Ebenso wichtig ist aber auch die Position der Schlaghand: Um einen bassigeren Ton zu erhalten, schlage ich die Saiten über dem vorderen Tonabnehmer oder allgemein weiter vorne am Hals an. Alternativ könnte man sich auch eines String Muting Tools bedienen, etwa dem zurechtgeschnittenen Küchenschwamm, wie es die Motown-Bassisten gerne getan haben!
Nun seid ihr gefragt!
Geht nun einmal zurück zum Playback ohne Bass und spielt die Basslinie so lange über die Akkorde, bis sie richtig “rund” klingt. Als nächstes versucht mal, eigene Ideen in der Reggae-Stilistik zu entwickeln, die gut zum Playback passen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Grooven und Experimentieren!
Euer Samy Saemann